Mit fünf Jahren stöberten wir heimlich im Kleiderschrank von Mama herum auf der Suche nach ihrem Hochzeitskleid. Mit 19 saßen wir noch als Journalistik-Studenten andächtig vor dem Fernseher und bewunderten das Kleid von Kate, das ihrem Ehemann William, dem britischen Thronfolger, den Atem rauben musste.
Und mit 21 dürfen wir als Volontärinnen der Main-Post auf eine Hochzeitsmesse – ein Traum. Endlich das eigene wunderschöne Kleid finden, mit allem was dazu gehört. Also stürzen wir uns ins Getümmel heiratswilliger Menschen. Auf der Hochzeitsmesse im Würzburger Vogel Convention Center ist es laut. Von Romantik ist kaum was zu spüren. Aussteller verteilen Flyer und versuchen Kleider im Akkord zu verkaufen.
Zuerst versuchen wir es undercover. Wir geben uns als Bräute aus. Den Hochzeitstermin legen wir spontan auf den 13. Juli fest. Doch nachdem wir die entsetzten Gesichter der Verkäufer sehen, geben wir das schnell wieder auf. „Was? Schon in einem halben Jahr?“, hören wir. „Da sind Sie aber spät dran.“ Dann sind wir lieber doch als Journalisten unterwegs.
Schon bei den Ringen haben wir die Qual der Wahl. Ganz klassisch in Gelbgold oder doch ausgefallen und mit Diamanten. Alles ist möglich. Kein Wunder, dass Paare etwa zwei Stunden beim Juwelier verbringen, bevor sie sich für ein Modell entscheiden, wie Hannah Goller vom Juwelier Thein erzählt. Manche kämen sogar mehrere Male. Und wer nicht gerade zum Kaugummi-Automaten um die Ecke will, kann schon mal anfangen zu sparen. Mit 2000 Euro muss ein Paar rechnen. Im Trend ist übrigens gerade Weißgold.
Die perfekte Hochzeitsfrisur hat für uns Bernadette Borth, Inhaberin von Bernadette's Haarstudio: „Klassisch mit ein bisschen Pepp“, erklärt sie. „Auf keinen Fall zu brav. Ihre Natürlichkeit muss mit eingearbeitet werden und die schönen Locken würde ich zur Geltung bringen.“ Borth gibt uns zwischen Haarspray und Schleiern Tipps für das richtige Styling. Schließlich will das auf das Kleid abgestimmt sein. Sie rät uns: „So zwei Stunden sollten Sie einplanen für Make up und Frisur.“ O.K., damit sind wir schon mal ein Stückchen weiter. Natürlich und klassisch sind wir in den Augen der Hochzeitsexpertin. Mit diesem Wissen muss sich doch ein Kleid finden lassen.
Claudia Schnabel betreibt die Hochzeitsschneiderei cees. Sie sagt: „Jede Frau sollte das Kleid tragen, in dem sie sich wohlfühlt und in dem sie gut aussieht.“ Weiß und creme seien die beliebtesten Farben bei ihren Kundinnen. Das meistverkaufte Material sei Seide. Das perfekte Kleid für uns haben wir bislang nicht gefunden. Also schlendern wir weiter. Die Verkäuferin vom Brautmodengeschäft Obitz wird dann etwas konkreter. Sissi-Kleider seien wieder modern mit ganz viel Tüll. Wir verziehen die Gesichter. Verkleidet wie ein Baiser wollen wir unseren großen Tag nicht verbringen. Wie gut, dass die Verkäuferin uns das auch nicht empfiehlt. Spitze stehe uns gut, sagt sie und vor allem bodenlang solle das Kleid sein.
Sabine Karmen ist Reiseverkehrskauffrau. Für die Hochzeitsreise empfiehlt sie uns: „14 Tage auf die Malediven, zum Beispiel in einem Wasserbungalow.“ Die könnten wir jetzt gut gebrauchen. Aber da wäre ja noch die Hochzeit selbst. Dabei seien wieder mehr junge Leute auch offen für eine kirchliche Trauung, sagt der evangelische Pfarrer Frank Hofmann-Kasang. Er und sein Kollege, der katholische Diakon Ulrich Wagenhäuser, sind mit einem eigenen Stand auf der Messe vertreten. „Etwa 90 Prozent der Leute, die wir auf der Messe ansprechen, haben eine kirchliche Trauung im Blick“, bestätigt Wagenhäuser. Möglich ist auch eine ökumenische Trauung. Allerdings müssen sich die Paare trotz Beteiligung zweier Geistlicher für die katholische oder evangelische Ordnung entscheiden. Zwar ist den beiden kirchlichen Vertretern auf der Messe auch bekannt, dass für viele eine kirchliche Hochzeit im weißen Kleid einfach dazugehöre. Sie sagen aber auch, dass den Paaren wieder vermehrt der Segen Gottes wichtig ist.
Apropos weißes Kleid. Am Stand des Atelier Sposabella werden wir fündig. Wir probieren die Kleider, sehen uns im Spiegel an. Nach und nach gefallen wir uns im Traum in Weiß. Ob wir die Kleider demnächst wirklich brauchen, wissen wir auch nach der Messe nicht. Einen Stand, an dem man sich den Bräutigam aussuchen kann, haben wir leider nicht gefunden.
Die Hochzeitsmesse
51 Stände gab es am Wochenende auf der diesjährigen Hochzeitsmesse Mainfranken im Vogel Convention Center. Seit zehn Jahren findet sie einmal im Jahr statt. Dieses mal kamen an zwei Tagen 1000 Gäste. Zu den Ausstellern gehören Friseure, Tanzschulen, Brautmodeläden, Gärtnereien, Juweliere, Goldschmieden, Reisebüros, Fotografen, die Kirche und Gaststätten. Projektleiterin Pamela Liebe vom Veranstalter Les Royales zog zufrieden Bilanz.