Das Darstadter Zobel-Schloss liegt verträumt in einer Senke im südlichen Landkreis unweit der B 19. Dort ist Heinrich Freiherr Zobel von Giebelstadt zu Darstadt, genannt Heiner von Zobel, aufgewachsen. Dort lebt der 49-Jährige im renovierten Renaissance-Schloss mit Ehefrau Susanne und den Söhnen Felix und Moritz. Seit dem 14. Jahrhundert ist seine Familie mit Darstadt verbunden und Heiner von Zobel fühlt sich hier auch im 21. Jahrhundert wohl.
Der Unternehmergeist liegt in der Familie. Schon Heiners Vater Stephan von Zobel machte sich deutschland- und europaweit einen Namen in der Zuckerrübenbranche. Heiner von Zobel, seit sechs Jahren stellvertretender Landrat, Kreisrat und Stadtrat in Ochsenfurt, postuliert für sich: "Ich komme aus der Wirtschaft. Ich versuche mich seit 20 Jahren als Unternehmer. Deshalb liegt mein Schwerpunkt als Landrat in der Unterstützung der Wirtschaft."
1993 übernahm der Diplom-Ingenieur (Agrar) die elterliche Landwirtschaft in Darstadt, war Mitbegründer der Campa AG Ochsenfurt und ist Geschäftsführer weiterer landwirtschaftlicher Unternehmungen. Nur logisch, dass Zobel als Landrat die Neuansiedlung von Firmen im Landkreis forcieren würde. An "Runden Tischen" aus Verwaltung und Interessenten sollen schnelle Lösungen gefunden werden, um den Landkreis als Gewerbe- und Industriestandort attraktiver zu machen. Auch die Verkehrsvorteile des Landkreises sollten deutlicher vermarktet werden, meint Zobel.
"Mein Schwerpunkt als Landrat liegt in der Unterstützung der Wirtschaft."
Heiner von Zobel, Landratskandidat der UWG-FW
Manche Rahmenbedingungen müssen dringend verbessert werden: Er fordert seit langem bessere Internet-Verbindungen im Landkreis. Eine Werbefirma, die Räume auf dem Schloss-Areal in Darstadt angemietet hatte, musste wieder ausziehen, weil es keine ausreichende Internet-Kommunikation gab. Flächendeckende DSL-Versorgung im Landkreis steht deshalb auf seinem Programm. Und auch manche marode Straße, gerade im südlichen Landkreis, erinnert den Freiherrn eher an längst vergangene Zeiten.
"Wir brauchen den Flugplatz in Giebelstadt als Verkehrslandeplatz. Das ist ein enorm wichtiger Schritt zur Stärkung der Wirtschaft", plädiert Zobel. Aber: Der Landkreis darf sich dabei nicht auf ein finanzielles Abenteuer einlassen. "Der Flugplatz gehört unbedingt in private Hände!" "Wir müssen die gesamte Region und natürlich vor allem unseren Landkreis, aktiv bewerben, auf Messen und in Berlin vertreten sein. Unternehmen und Touristen sollen aktiv angesprochen werden." "Beispielhaft" nennt er die Bemühungen im Partnerlandkreis Olmütz, in der tschechischen Partnerregion des Landkreises. "Dort wirbt man europaweit um Firmenansiedlungen", lobt er.
Auch sonst blickt Heiner von Zobel gerne über den Horizont des Landkreises: Als Unternehmer versucht er sich seit Jahren in der Ukraine mit einem landwirtschaftlichen Joint-Venture, ließ sich von der Aufbruchstimmung der "Orangenen Revolution" anstecken. Als stellvertretender Landrat lernte er die Partnerlandkreise in Tschechien und Israel kennen. "Es freut mich besonders, dass der Jugendaustausch mit Israel so gut läuft. Das ist ungeheuer wichtig für die junge Generation." Auch für Tschechien wünscht er sich einen Schüleraustausch, um den europäischen Gedanken weiter voranzubringen.
Bei neuen Ideen und Chancen wird er hellhörig. Kein Wunder also, dass er sich am Bau eines der ersten Windkraftwerke im Landkreis beteiligte. Schloss und Landwirtschaft beheizen die Zobels längst mit einer Holzhackschnitzelheizung, eine Photovoltaik-Anlage produziert seit acht Jahren Strom auf einem Dach des Anwesens, und als Unternehmer ist Zobel im Biogas-Geschäft engagiert. "Ein klares Bekenntnis zu den erneuerbaren Energien, wenn ich auch das Thema Windkraft mittlerweile differenziert sehe", betont er.
Auch die Finanzierung der sozialen Ausgaben im Landkreis hat Zobel im Blick: "80 Prozent des Landkreis-Haushaltes fließen in den Sozialbereich. Um diese Aufgaben auch zukünftig zu bewältigen, müssen die Einnahmen gesteigert werden. Und das geht hauptsächlich über die Gewerbesteuer und Einkommenssteuer", folgert er. "Eine starke Wirtschaft stärkt die Gemeinden und damit auch den Landkreis", lautet das Credo des Unternehmers Heiner von Zobel. Deshalb würde er als Landrat auch unverzüglich die Kontakte zur Wirtschaft intensivieren. Aber auch die Gemeinden müssten zielgerichtet über Fördermöglichkeiten aus Brüssel, Berlin und München aufmerksam gemacht werden, findet Zobel. Grundsätzlich hält er eine Kreisumlage von maximal 48 Prozent wichtig, "um den Gemeinden Luft für eigene Gestaltung zu lassen". Hier spricht der Stadtrat Zobel, der seit sechs Jahren in Ochsenfurt mitregiert.
Überhaupt: Was auf Gemeindeebene erledigt werden kann, soll auch dort bleiben. "Es ist nicht Aufgabe des Landkreises, den Gemeinden hineinzureden. Unterstützen müssen wir sie. Das betrifft auch das Vereinsleben", meint Zobel. Musik, Sport, Feuerwehr, überall, wo Jugendarbeit gemacht wird. "Wer da eingebunden ist als Jugendlicher, macht schon keinen Blödsinn", beschreibt er die vorbeugende Wirkung. Bei der Betreuung der Senioren sollte sich der Landkreis nicht noch mehr engagieren. "Ich will die häusliche Pflege und Pflegeeinrichtungen vor Ort unterstützten. Hier sehe ich vorrangig eine Aufgabe der Gemeinden und freien Träger."
Mit Sorge sieht er die Investitionen, die derzeit die landkreiseigenen Schulen schlucken. Dennoch, die Schulen müssten baulich und pädagogisch auf dem neuesten Stand sein, betont er. Auch Jugendsozialarbeit an den Hauptschulen hält Zobel für eine lohnende Investition, ebenso wie die umfassende Begleitung der jungen Menschen beim Übergang von der Schule in den Beruf. "Hier sollten wir verstärkt auf die Zusammenarbeit mit Unternehmen und freien Trägern setzen", betont er. Als Vater von Felix (15) und Moritz (16) weiß er um die oft schwierigen Nahverkehrsanbindungen im südlichen Landkreis. "Schüler aus Gelchsheim müssen um sechs Uhr morgens aus dem Haus, damit sie um acht Uhr in Marktbreit im Gymnasium sind. Das muss sich unbedingt ändern", fordert er. Arbeiten und Wohnen muss gerade im südlichen Landkreis noch attraktiver werden. Deshalb sagt Zobel ganz klar Ja zur Mainklinik in Ochsenfurt. Auch wenn das finanziell nur schwer begründbar sei, räumt Zobel ein. Aber das Kommunalunternehmen, Träger der Ochsenfurter Klinik, sei eben nicht auf Gewinnmaximierung, sondern auf Bürgerfreundlichkeit ausgerichtet. "Auch wenn dies mitunter ein schwieriger Spagat ist", weiß Zobel.
"Es ist nicht einzusehen, dass die Landesregierung hauptsächlich in München viel Geld ausgibt für die Kultur."
Heiner von Zobel, Landratskandidat UWG-FW
Weil er gerne über den Tellerrand blickt und von politischen Dogmen unabhängig bleiben will, hat Heiner von Zobel seine politische Heimat bei der UWG-FW gefunden. Enges Parteidenken ist ihm fremd: "Mir ist jeder gleich recht als Partner, ich will das Beste für die Sache. Und Konsensfähigkeit zähle ich zu meinen Stärken." Hat er auch Schwächen: "Ja, ich bin nicht der Geduldigste", gesteht er schmunzelnd.
Und wie steht es mit dem Kulturliebhaber Heiner von Zobel? "Beim Mainfranken-Theater steht der Landkreis in der Pflicht, aber im Grunde muss der Erhalt überregional gelöst werden. Es ist nicht einzusehen, dass die Landesregierung hauptsächlich in München viel Geld ausgibt für die Kultur", schimpft er. Den Kulturherbst des Landkreises findet er sehr beachtlich. "Laientheater wie in Giebelstadt, Erlabrunn und anderen Landkreisgemeinden mobilisieren die Bevölkerung und schaffen ein Gemeinschaftsgefühl. Das will ich unterstützen", lobt er. Dann folgt ein Geständnis: "Ich muss zugeben, dass mir die Rolling Stones näher sind als das Mozartfest", lacht er vergnügt. Von den Live-Konzerten seiner Lieblingsband in Deutschland hat er in den letzten Jahren keines verpasst. Beim Konzert zu Mick Jaggers 60. Geburtstag war der Freiherr sogar in Prag und rockte zu seinem Lieblingslied "You can´t always get what you want" (Du kannst nicht immer alles bekommen, was du dir wünscht).
Der Lieblingssong soll aber nicht der Abgesang auf seine Bewerbung um den Landratsposten sein. Denn bei der Wahl rechnet sich Heiner von Zobel gute Chancen aus. "Das ist eine Persönlichkeitswahl. Anders als im Sport ist dabei sein nicht alles, aber wie im Sport kann nur einer gewinnen", lacht er siegessicher, und bleibt doch gelassen. Und für die UWG-Kreistagsfraktion müssen mindestens zehn+X Sitze drin sein, sonst wäre er enttäuscht.