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Positive Stimmung verbreiten und begeistern

Stadt Würzburg

Positive Stimmung verbreiten und begeistern

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    "Kippt Dr. Peter Motsch die offene Jugendarbeit", war am 10. Juni 1981
scherzhaft, aber nicht ohne aktuellen Hintergrund in der Zeitung zu lesen.
    "Kippt Dr. Peter Motsch die offene Jugendarbeit", war am 10. Juni 1981 scherzhaft, aber nicht ohne aktuellen Hintergrund in der Zeitung zu lesen.

    Nein, am Schreibtisch klebt Dr. Motsch gewiss nicht. Wir finden ihn in seinem Amtszimmer an einem großen Stehpult, übervoll mit Papier und Akten wie der Schreibtisch gleich daneben. "So kann ich besser arbeiten" meint er und wirkt ein wenig hektisch. Das ist kein Wunder. Denn während seine Tagesarbeit weitergeht, eher verstärkt als rückläufig, weil noch so viel zu erledigen ist, hat er doch auch damit begonnen seinen Abschied vorzubereiten und aufzuräumen.

    Wie in den vielen Jahren zuvor macht er es sich dabei nicht leicht. Wo andere den großen Container bestellen, um dort Erledigtes und Unerledigtes für den neuen Lebensabschnitt hinter sich zu lassen, arbeitet Dr. Motsch gründlich auf. Ein Produkt davon hält er in Händen. Auf 21 Seiten hat er einen Rückblick auf die Jahre 1975 bis 2005 über 30 Jahre Sozialreferat der Stadt Würzburg zusammengefasst. Gründlich, Punkt für Punkt. Und weil er nie nach dem Motto "nach mir die Sintflut" denken und handeln konnte, gibt es auch einen Ausblick auf die nächsten Jahre obendrein.

    Vorbildliche Selbsthilfe

    Seine Amtszeit ist eine Erfolgsgeschichte ohne gleichen. Eine städtische Sozialpolitik, die immer und immer wieder weit über den Tellerrand der Stadt hinaus Wellen geschlagen hat. Ein Beispiel von vielen ist dabei die Situation der Selbsthilfe-Bewegung in der Stadt. Mit über 310 Gruppen ist deren Dichte und Vielfalt einmalig. Oft kopiert und nie erreicht versuchen andere Städte nachzuziehen. "Das ist auch mit meinem Namen verbunden", sagt Dr. Motsch zurecht und nicht ohne Stolz. Die Selbsthilfe habe er von Anfang an als Aufgabe betrieben, das sei originäres kommunales Denken. In den Gruppen werde sehr viel an psychosozialen Bedürfnissen abgefangen, das könne professionelle Hilfe ersetzen.

    Wie ein roter Faden zieht sich die Selbsthilfe durch das sozialpolitische Gesamtdenken des Referenten. Erfolg gibt es für ihn nur zusammen mit anderen. Auch die Kindergartensituation in der Stadt ist aus der Sicht von Dr. Motsch hervorragend. Es gibt 3283 Kindergartenplätze in hoher Qualität.

    Preise und Modellprojekte

    Eine unheimliche Entwicklung sieht Dr. Motsch in der Behindertenarbeit bis hinein in die Sozialpsychiatrie. Hier wurden überall starke überregionale Strukturen geschaffen. Natürlich wäre das nie möglich gewesen ohne die vielen aufgeschlossenen und motivierten Träger. Seine Aufgabe sah er besonders darin, angesichts der Aufgaben positive Stimmung zu verbreiten.

    Die Erfolge blieben auch nicht aus. Unter anderem wurde die "Arbeitsgemeinschaft Familien in der Stadt" mit dem ersten Bürgerkulturpreis des Bayerischen Landtags ausgezeichnet, mehrfach wurde Würzburg regional und überregional als kinder- und familienfreundliche Stadt gewürdigt. 18 Modellprojekte mit einer Laufzeit von mindestens drei Jahren wurden durchgeführt, die vom Bund, Freistaat oder in zwei Fällen sogar von der Europäischen Union gefördert wurden. Das mit den Staats-Programmen, fürchtet Dr. Motsch freilich, werde niemals mehr so sein.

    "Ich habe viel gewollt und viel erreicht"

    Sozialreferent Dr. Peter Motsch über seine bald endende Amtszeit

    Das alles geht nicht vom Chefsessel aus, meint der scheidende Sozialreferent. "Da muss man raus zu den Leuten" sagt Motsch, auch am Abend und am Wochenende. 50 Wochenstunden und mehr bei der Arbeit waren für ihn selbstverständlich. Motsch weiter: "Arbeit muss nicht krank machen, wenn man Spaß und die positive Einstellung hat".

    "Ich habe viel gewollt und viel erreicht", stellt Dr. Motsch rückblickend fest. Er sieht auf eine unglaubliche Entwicklung der Infrastruktur in den letzten Jahrzehnten. Und was hat der Erfolg mit Geld zu tun? "Wir hatten nie viel Geld", erinnert er sich an die Zeit, als er vor dreißig Jahren als Referent von Staatssekretär Vorndran vom Münchner Arbeits- und Sozialministerium nach Würzburg wechselte. Er verweist auf ein Interview im VOLKSBLATT von 1975, in dem er feststellte, dass ohne finanzielle Mittel keine Politik gemacht werden könne, wohl aber mit weniger Mitteln. Die freie Initiative müsse geweckt werden. Danach hat er dann auch gehandelt.

    Motsch hat dafür gesorgt, dass Würzburg die niedrigsten Sozialausgaben vergleichbarer Städte in Bayern hat. Sein steter Sparkurs hat in der Stadt auf breiter Ebene nicht zu einer schlechteren Sozialarbeit geführt. Im Gegenteil. Gerade deshalb hat ihm der Stadtrat über all die Jahre wieder in die Verantwortung gewählt. Er hat auch Jahr für Jahr nahezu arglos in seine Vorschläge zur Finanzplanung vertraut. Darauf angesprochen meint Dr. Motsch heute schmunzelnd: "Die haben mir auch Dinge abgenommen, die sie vielleicht nicht ganz verstanden haben, aber sie sind gut damit gefahren".

    Fast dankbar registriert der Sozialreferent die Freiheit, die ihm der Stadtrat zugestanden hat. Dies scheint auch - hört man die Zwischentöne - ein gewichtiger Grund dafür gewesen zu sein, warum sich Motsch bei seiner Arbeit "immer verdammt wohl gefühlt hat". So beschreibt er, wie er sich über sein Engagement Stück für Stück in die Stadt verliebte und es ihm deshalb schon schwer fällt, sich zu verabschieden. Er wird auch Würzburg treu bleiben. Aufgaben als Bezirksrat oder beim Bayerischen Jugendherbergswerk, wo er in der Mitverantwortung steht, hat er genug. Es gibt keinen abruptes Ende.

    Der Kämpfer

    Bei einer Rückschau nicht vergessen werden darf auch der Kämpfer Dr. Peter Motsch. Wahlkämpfer war er und trat als solcher für die Würzburger CSU auch gegen seinen Dienstherrn, den damaligen Oberbürgermeister Jürgen Weber, an. "Ich hatte gegen ihn kandidiert und für die Stadt weiter gearbeitet, das war keine leichte menschliche Situation", blickt er aus der Distanz von heute zurück.

    Erfolgreicher als bei diesem lokalen "Duell" war Dr. Motsch mit seinen Einsatz beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe, als es um die Neufassung des Paragraphen 218 ging. In seiner Funktion als Sachverständiger hatte er in dem spektakulären Verfahren mit seinen Argumenten den Schwangerschafts-Abbruch auf Krankenschein kippen können.

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    Kämpferisch oder zielbewusst, eilig und geschäftig, die Lebensfreude hat Motsch dabei nie verloren. Er schätzt die gesellige Runde. Viele kennen ihn auch von schönen Stunden, wo er für ein fröhliches Lied zu Gitarre oder Akkordeon griff.

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