Um ein Haar hätten „Die Drei vom Mee“ ihre Idee aus purem Frust sausen lassen: Die Stadtführer und Nachtwächter aus Ochsenfurt, Sommerhausen und Eibelstadt sowie der Erzieher Thomas Rütten wollen im Sommer für arme Kinder ein Freizeitvergnügen anbieten. Doch erwies es sich als schlicht unmöglich, an die Adressen finanziell schlecht gestellter Familien zu gelangen. Letztendlich haben Andrea Trumpfheller und ihre Mitstreiter aber doch nicht aufgegeben und eine Lösung gefunden.
Die Finanzierung ist gesichert
„Ich dachte, die Finanzierung würde das Problem werden, nicht die Kontaktaufnahme mit den Familien“, sagt Andrea Trumpfheller. Sie hat sich im Sommer an die Organisation des Vorhabens gemacht und zur Unterstützung Holger Becker gewonnen. Der Allianzmanager der Interkommunalen Allianz Maindreieck war es auch, der sie darin bestärkte, sich von den formalen Hindernissen nicht aufhalten zu lassen.
Wie berichtet, wollen Andrea Trumpfheller aus Ochsenfurt, Siegbert Fuchs aus Sommerhausen und Lothar Schenk aus Eibelstadt im kommenden Jahr arme Kinder zu einem erlebnisreichen Wochenende in Sommerhausen einladen. Auch in Eibelstadt und Ochsenfurt sollen Veranstaltungen folgen. „Die Drei vom Mee“ arbeiten dabei ohne Honorar. Die sonstigen Kosten, etwa für Bustransport, Übernachtung und Betreuung, werden ebenfalls übernommen.
Datenübermittlung nur in Ausnahmefällen
Und zwar überwiegend von den drei Gemeinden. Holger Becker hatte die Bürgermeister angesprochen und bei allen dreien offene Türen eingerannt. Doch nach der Zusicherung der Finanzierung – je 400 Euro übernehmen Ochsenfurt und Eibelstadt sowie 800 Euro Sommerhausen als ausrichtende Gemeinde – fingen die Schwierigkeiten erst richtig an.
„Die Gemeinden bekommen Daten zum Bezug von Sozialleistungen ihrer Einwohner nicht mitgeteilt“, sagt Andrea Trumpfheller, die sich zwecks Ermittlung ihrer „Wunschzielgruppe“ zunächst an die Gemeindeverwaltung gewandt hatte. „Die Drei vom Mee“ möchten ihr Angebot hauptsächlich sogenannten Aufstockern zugänglich machen – Familien, in denen das Arbeitseinkommen zu gering ist, um ohne zusätzliche Sozialleistungen über die Runden zu kommen.
Aufruf im Mitteilungsblatt
Über solche Informationen verfügen die Gemeinden jedoch nicht. Wer aber dann? Das Landratsamt? Dort traf Andrea Trumpfheller auf viel Verständnis und Hilfsbereitschaft. Ihrem Ziel näher kam sie aber trotzdem nicht. Sowohl beim Jugendamt als auch beim Jobcenter wären die Daten theoretisch verfügbar. Doch ein Verfahren, wie private ehrenamtliche Initiativen mit ihrer jeweiligen Zielgruppe in Kontakt treten könnten, gibt es nicht. „Es ist nicht die Aufgabe des Landratsamtes, für mich die Poststelle zu spielen“, sagt Andrea Trumpfheller.
Die Behörde hätte nämlich die in Frage kommenden Familien in den drei Gemeinden anschreiben und auch deren Antworten für Andrea Trumpfheller in Empfang nehmen und weiterleiten müssen. Die direkte Weitergabe von Namen und Adressen wäre aus Datenschutzgründen ohnehin nicht möglich gewesen. Nur in gesetzlich genau geregelten Ausnahmefällen dürften Sozialdaten weitergegeben werden, erklärt Eva-Maria Schorno, Pressesprecherin am Landratsamt. Etwa, wenn die innere oder äußere Sicherheit gefährdet oder die Weitergabe zur Erfüllung der zwingenden sozialen Aufgaben erforderlich ist.
Ein Problem für private ehrenamtliche Initiativen
Andrea Trumpfheller hat schließlich einen Vorschlag von Holger Becker aufgenommen, an dem sie anfangs keinen Gefallen fand: Jetzt sollen die Familien über die Mitteilungsblätter in den Allianzgemeinden aufgerufen werden, die Kinder für die Veranstaltung anzumelden. Damit auch nur wirklich bedürftige Kinder in den Genuss des Angebots kommen, muss dem Antwortschreiben eine Bestätigung über den Bezug von Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II beigefügt werden.
Andrea Trumpfheller, eine vereidigte ehrenamtliche Richterin, garantiert den Datenschutz. „Ich will ja gar nicht wissen, wer die Familien sind“, sagt sie. „Der Vorname des Kindes würde mir völlig reichen.“ Für sie ist die Organisation der Veranstaltung eine interessante Erfahrung, die Schwierigkeiten aufgezeigt hat, wo sie keine vermutet hätte. Deshalb hat sie sich vorgenommen, das Thema auf politischer Ebene anzugehen.
Ehrenamt ist wichtig für die Gesellschaft
Es müsse doch möglich sein, private ehrenamtliche Initiativen mit den jeweiligen Zielgruppen zusammen zu bringen, sagt Trumpfheller, die Geschäftsführerin der Landkreis-UWG ist. Auch Holger Becker findet, dass ehrenamtlich Engagierte mit solchen Schwierigkeiten nicht allein gelassen werden sollten. Immerhin, sagt er, würden Politiker nicht müde, die Bedeutung des Ehrenamtes in der Gesellschaft zu betonen.