Das bekräftigte das Aufsichtsratsmitglied der Würzburg AG bei einer Informationsrunde im Rahmen der Würzburger Wirtschaftstage. Ob daraus eine Werbekampagne wird, ist indes weiterhin offen. Seitens der Stadt gibt's laut Schneider jedenfalls keine Signale, die selbstironische wie selbstbewusste Botschaft vermarkten zu wollen. „Ich sehe hörbares Schweigen“, vermisst der Vorstandsvorsitzende der Buena La Vista-Agentur „breites Interesse“ im Rathaus. Dabei hat mit Klaus Walther, Geschäftsleiter bei Congress Tourismus Wirtschaft (CTW) und Vorstand der Würzburg AG, ein städtischer Bediensteter an dem ehrenamtlich erstellten Konzept mitgearbeitet. Auch Tourismuschef Peter Oettinger habe beratend mitgewirkt, erzählt Schneider der zwölfköpfigen Runde. Immerhin zählt er Georg Rosenthal zu den Unterstützern. Der Oberbürgermeister gehe „sehr konstruktiv mit dem Thema um“ und vermittle auch schon mal einen Gesprächspartner.
„Ich sehe hörbares Schweigen“
Dieter Schneider (Würzburg AG) zur „Provinz“-Resonanz im Rathaus
Die meisten Kritiker stoßen sich vor allem am Begriff „Provinz“. So auch der Einzelhandelsverband (LBE), dessen Schreiben Schneider zitiert. Provinz sei negativ besetzt, es überfordere den Leser, dies ins Positive zu übersetzen. „Der Kunde möchte nicht in die Provinz fahren, um sein Geld auszugeben. In diesem Zusammenhang ist der geplante Slogan sogar schädlich für den Einzelhandel“, schreibt LBE-Geschäftsführer Volker Wedde. Schneider merkt ironisch an, dass er froh sei, wenn er keine Schadensersatzforderung bekomme.
Mit Kritik am Begriff „Provinz“, die im übrigen im Kopf und nicht auf der Landkarte stattfinde, hat Schneider gerechnet. Was ihn ärgert, ist das bloße „Herummosern“ ohne konstruktive Gedanken. „Das Konzept funktioniert nur mit einem Schuss Selbstironie, Mut und Selbstvertrauen.“ Denn bei der endlosen Flut von Werbebotschaften „brauchen wir etwas, was polarisiert und provoziert, wenn wir auffallen wollen“, sagt Schneider. Die breite negative Resonanz, die die Provinz-Diskussion bislang geprägt hat, sieht er möglicherweise auch darin begründet, dass man mit dem Slogan etwas vorschnell an die Öffentlichkeit gegangen ist, ohne ihn ausreichend zu erklären oder zu bebildern.
Diese Vermutung bestätigt eine Diskussionsteilnehmerin. Sie habe immer gegen den Provinz-Slogan „gehetzt“, bis die Bilder dazu gesehen habe. „Seitdem find ich's toll“. Schneider betont, die Würzburg AG sei auch für Verbesserungsvorschläge offen, um die Kernbotschaft – die einmalige Verdichtung von Wissenschaft, Kultur und Gesundheit auf kleinem Raum mit hoher Lebensqualität – zu transportieren. Auch der umstrittene „Provinz“-Spruch sei nicht unumstößlich. Schneider glaubt allerdings, dass sich kein besserer finden wird – „das ist ein Hammer-Slogan.“ Erfunden hat in ein „hochdekorierter Texter“ in Berlin, der die Aufregung in Würzburg gar nicht verstehen könne. Zudem sei der Slogan „Wir können alles – außer Hochdeutsch“, mit dem Baden-Württemberg wirbt, anfangs auch sehr umstritten gewesen.
„Viel Zuspruch“ macht Schneider bei Unternehmern aus, gleichwohl er „keine Ahnung“ habe, wie es weitergeht, ob sich jemand findet, der aus der „Provinz auf Weltniveau“-Vorlage eine richtige Werbekampagne finanziert.
Dass für die Vermarktung von Würzburg was gehen muss, war bei der Gesprächsrunde herauszuhören. Dieter Schneider verabschiedete die Teilnehmer so optimistisch wie trendgerecht mit „Yes WÜ can“.