Der Eigentümer der Hammelburger Schilling-Bank steht ab Dienstag in Würzburg vor dem Landgericht. Der prominente Banker, Gönner und Mäzen sitzt mit drei weiteren Verdächtigen unter Betrugsverdacht auf der Anklagebank. Die Richter nehmen dubiose Geschäfte bei der Übernahme eines Sanatoriums in Bad Bocklet (Lkr. Bad Kissingen) unter die Lupe. Es geht um Betrug und den Vorwurf, die Beschuldigten hätten sich zwischen 2004 und 2013 „betrügerisch die Mehrheitsanteile an einer Gesellschaft in Bad Bocklet verschafft“. Die Beschuldigten um S. sollen den früheren Anteilseignern „hohe Verlustrisiken“ vorgemacht und sie so „zu einem Verkauf ihrer Geschäftsanteile weit unter deren Wert bewogen“ haben.
U-Haft aufgehoben
Nach längeren Ermittlungen wurde der Eigentümer der Bank am 20. März 2018 in Untersuchungshaft genommen. Kurz vor Prozessbeginn kam er frei – laut Oberlandesgericht Bamberg, weil keine Fluchtgefahr besteht.
Der Vorfall wirft dunkle Schatten auf die Privatbank mit 19 Standorten in der Region sowie Frankfurt, München, Wiesbaden und Mannheim. Die Schilling-Bank beschäftigt rund 350 Mitarbeiter – die lieber Schlagzeilen über die guten Zahlen der Geschäftsentwicklung lesen würden.
Keine Angelegenheit der Bank
Am Stammsitz in Hammelburg (Lkr. Bad Kissingen) betont man, dass es um eine Privatangelegenheit des Eigentümers gehe – nicht um Geschäfte der Bank. Dies ist wohl wahr, aber schwer zu vermitteln. Denn die Ermittler waren zu Durchsuchungen auch in jener Bank zu Gast, deren Eigentümer nun Hauptangeklagter ist. Überdies sollen die Ermittler relevante Schreiben zu den Vorgängen gefunden haben, die besonders glaubwürdig wirkten, weil sie auf Papier mit dem Briefkopf der Bank geschrieben waren.
Sprecher der Schilling-Bank betonten dennoch mehrfach, wie deutlich man die Grenze zwischen Geschäften der Bank und Privatangelegenheiten des Eigentümers gezogen habe: Dieser war bis zur Festnahme Mitglied des Vorstands. Er habe aber den Aufsichtsrat informiert, „dass er sein Amt niederlegt, um es der Bank zu ermöglichen, ihre Energie voll auf ihre Kunden und das Geschäft zu fokussieren“, hieß es.
Verteidiger betonen Unschuld
„Wir weisen den Vorwurf als völlig unbegründet zurück“, sagte stellvertretend für seine Kollegen der Würzburger Strafrechtsexperte Reinhart Stumpf auf Anfrage. „Wir sehen keinen Betrug.“ Für seine Verteidigung bietet der Banker auf, was gut und teuer ist. Nach einem Wechsel der Verteidiger wird er jetzt von Frankfurter Kanzlei Hanns W. Feigen vertreten, die schon den ehemaligen Post-Chef Zumwinkel und Uli Hoeneß vertreten hat.
Das verspricht eine spannende Auseinandersetzung mit der Abteilung für Wirtschaftsdelikte der Würzburger Staatsanwaltschaft. Die kann ebenfalls eine lange Reihe von Erfolgen gegen prominente Wirtschaftsstraftäter vorweisen, von Anlage-Guru Helmut Kiener bis zu den Betrügern im Beton-Ei des Mainfrankenparks in Dettelbach (Lkr. Kitzingen). Die Staatsanwaltschaft wird sich von großen Namen ebenso wenig beeindrucken lassen wie die erfahrene Würzburger Wirtschaftsstrafkammer um ihren Vorsitzenden Reinhold Emmert.
Sorgfältig selbst informiert?
Ob ein Betrug nachweisbar ist, muss die Beweisaufnahme ergeben. Ein Insider sagt mit Blick auf die mutmaßlich Geschädigten: „Das Unternehmen musste den Eigentümern regelmäßig Rechenschaft über seine Geschäfte ablegen. Dabei hätten sich die Kommanditisten (ein gewisses Interesse vorausgesetzt) selbst ein Bild über die wirtschaftliche Lage machen können – unabhängig davon, was man ihnen erzählt, um sie zum Kauf zu bewegen.“
Der Prozess am Landgericht Würzburg beginnt am 2. Oktober um 9 Uhr.