Das Bohrprojekt wird von dem Heidingsfelder Ingenieur-Büro Magar betreut. Über das Ergebnis unterrichteten die Geologen Georg Marquardt und Holger Wilke jetzt die Presse.
„Bei der Bohrung ist leider kein Öl gefunden worden“, scherzte Elke Leske vom Leitungsteam des Wohnstifts. Aber das Ergebnis der derzeit laufenden Pump- und Schluckversuche auf dem Gelände des Wohnheims ist für sie und Diakon Lothar Bock, stellvertretender Geschäftsführer des Diakonischen Werks, Anlass zur Freude: Es wurden bis zu 14 Liter Wasser pro Sekunde gefördert.
Das sei ein optimaler Wert für eine Versuchsbohrung, betonte Georg Marquardt von der Firma Brunnen & Bohren in Haßfurt. Nach seinen Angaben ist die Erschließung der angestrebten 20 Liter pro Sekunde leicht möglich. „Nach dem jetzigen Stand der Dinge sind wir sehr zuversichtlich, dass wir die optimale Fördermenge erreichen können.“
Um die Energie aus der Tiefe zu holen, soll auf dem Grundstück ein 30 Meter tiefer, groß dimensionierter Brunnen gebaut werden. Und so funktioniert das Heizsystem: Mit einer Pumpe wird das rund zehn Grad Celsius warme Grundwasser gefördert. Mittels Wärmepumpe werden zirka fünf Grad Wärmeenergie aus dem geförderten Wasser entnommen. Das nun um fünf Grad abgekühlte Wasser wird über einen zweiten Brunnen, den so genannten Schluckbrunnen, wieder dem Grundwasser zugeführt. Dort vermischt es sich und wärmt sich wieder auf und der Kreislauf beginnt von Neuem. Die Wärmepumpe nutze so die im Grundwasser enthaltene Erdwärme für Warmwasser und Heizung, erläuterte Wilke.
Die Kosten für die Anschaffung und den Einbau einer Wärmepumpenheizung sind höher als bei einer Gas- oder Ölheizung. Wer die Erdwärme nutzt, müsse zwar anfangs mehr in die Wärmepumpe investieren, könne dafür aber langfristig Heizkosten einsparen, so Marquardt.
Das Wohnstift könnte damit nach erster Schätzung seine Heizkosten um bis zu zwei Drittel senken. Der Umwelt würden einige Tausend Tonnen CO? erspart; damit würde auch das Klima entlastet.
Die Technik gilt als ausgereift und kann konventionelle Heizungen komplett ersetzen. So machen sich Verbraucher mit Wärmepumpen unabhängig von Gas und Öl und können langfristig Heizkosten sparen. Dennoch sei das Heizen mit Erdwärme hierzulande noch selten, stellte Marquardt fest, dessen Firma seit zwanzig Jahren Erdwärme, zum Beispiel auch für die Expo 2000 erschließt.
Nur schätzungsweise fünf Prozent aller Neubauten nutzen bisher die umweltfreundliche Technik. Unsere Nachbarn sind da schon viel weiter: In der Schweiz liegt der Anteil der mit Erdwärme beheizten Neubauten bei rund 40 Prozent, in Schweden bei sogar über 50 Prozent.