Die Loks fuhren fast bis in den Stadtkern. Der Name: Ludwigsbahnhof.
Um dieses Bauwerk in der Erinnerung zu behalten, versucht das Bürgerforum mit einer Spendenaktion ein originalgetreues Modell im Maßstab 1:87 nach Würzburg zu holen. 15 000 Euro soll das fünf Meter lange und 1,40 Meter breite Werk kosten, das sich derzeit noch in Gemünden im Huttenschloss befindet. Dort war seit 1988 das unterfränkische Verkehrsmuseum untergebracht, das heute nicht mehr existiert.
„Wir müssen das Modell unbedingt nach Würzburg holen“, sagt Bürgerforum-Stadtrat Reiner Hartenstein. „So wird ein Stück Würzburger Geschichte lebendig.“ Eher durch Zufall hat er von dem Riesen-Modell bei einer Vorstandssitzung des Fördervereins Philharmonisches Orchester erfahren und von dem bevorstehenden Verkauf. Bei einem Besuch bei Gemündens Bürgermeister Georg Ondrasch erfuhren die Würzburger auch, dass man das Modell schon dem Bahnmuseum in Nürnberg angeboten hatte.
Fraktionschefin Charlotte Schloßareck handelte schnell. Sie verschickte Briefe an mögliche Sponsoren. Immerhin ein Drittel des Betrages ist schon zusammen. Schloßareck würde das große Modell am liebsten dort sehen, wo der wirkliche Bahnhof stand: im Mainfranken Theater.
Der enge Kontakt zu Ondrasch hat sich bezahlt gemacht: Das Modell des Ludwigsbahnhof kommt leihweise für eine Ausstellung nach Würzburg. Mit Hilfe des Würzburger Clubs für Modelleisenbahner wird das Modell aus Dekorationspappe von Experten sicher nach Würzburg gebracht.
Am Dienstag, 27. April, können sich Interessierte den Stadtbahnhof ab 15 Uhr im Cimbria-Verbindungshaus in der Huttenstraße 31 anschauen. Weitere Termine können mit Charlotte Schloßareck unter Tel. (09 31) 5 00 90 ausgemacht werden.
Ein gutes Omen ist es für das Bürgerforum, dass das Modell schon mal leihweise in Würzburg ist. Die Räte gehen davon aus, dass der Verbleib nicht am Geld scheitern wird. Das Modell wurde in zehnjähriger Arbeit zwischen 1989 und 1999 von einer Firma in Roth bei Nürnberg hergestellt, erläuterte der ehemalige Leiter des Verkehrsmuseums, Prof. Dr. Hans-Peter Schäfer. Für die Würzburger ist der Bahnhof ein Schnäppchen, denn der ursprüngliche Kaufpreis lag um ein Vielfaches höher.
Immerhin bis zum Jahr 1960 stand der alte Ludwigsbahnhof entlang der Theater- und Ludwigstraße. Seine Funktion als Eisenbahn-Dreh- und Angelpunkt hatte er aber schon zehn Jahre nach seiner Fertigstellung im Jahr 1856 verloren, denn er war dem ständig wachsenden Verkehr nach Würzburg nicht mehr gewachsen.
„So wird Würzburger Geschichte lebendig.“
Reiner Hartenstein Stadtrat Bürgerforum
Als nach der ersten Bahnlinie Bamberg-Schweinfurt auch die übrigen Strecken dazukamen, war der Sackbahnhof in der Innenstadt nicht mehr zu halten. Schon 1863 wurde ein neuer Bahnhof am Fuße des Schalksberges gebaut, der 1865 die ersten Züge sah. 1869 war der Bau dann vollendet. Der bayerische Staat bot der Stadt das Gebäude an, das diese für 380 000 Gulden erwarb. In der folgenden Zeit bis zum Abriss 1960 diente das Gebäude, umbenannt in Ludwigshalle, für Ausstellungen, politische Veranstaltungen, sportliche Vorführungen, Winzerfeste und Obstmärkte. Auch nach der Zerstörung Würzburgs am 16. März 1945 fanden in der Eingangshalle des alten Bahnhofes noch Veranstaltungen statt.
Spendenkonto: Wer das Modell des Ludwigsbahnhofes dauerhaft in Würzburg sehen will, kann spenden: Sparkasse Mainfranken Würzburg, Bankleitzahl 790 500 00, Konto 435 901 32, Verwendungszweck Ludwigsbahnhof.