Die Wahl war spannend bis zur letzten Minute. Beim ersten Wahlgang war Halbleib noch 276 Stimmen vor Friedrich gelegen. Diesmal hatte Friedrich mit 279 Stimmen die Nase vorn. Die Mobilisierung der Wähler in den jeweiligen Hochburgen und das Verhalten der UWG-Wähler, deren Kandidat Peter Juks bei der ersten Wahl ausgeschieden war, gaben wohl den Ausschlag.
Rund 100 Ochsenfurter waren ins Rathaus gekommen, um den Ausgang der Wahl als Erste zu erfahren. Als um 18.06 Uhr das erste Wahlergebnis aus einem Stimmbezirk in der Altstadt bekannt gegeben wurde, sah es noch gut aus für den SPD-Bewerber. Die Ortsteile brachten das Verhältnis schließlich zum Kippen. Als die CSU-Hochburg Hopferstadt als letzter Ortsteil sein Ergebnis meldete, schnellte der Stimmenanteil von Rainer Friedrich auf über 54 Prozent. Die beiden ausstehenden Briefwahlbezirke, in denen Halbleib leicht in Front lag, änderten am Ergebnis nur noch wenig.
Gefruchtet hat offensichtlich die Unterstützung, die Rainer Friedrich von der UWG und ihrem Bürgermeisterkandidaten Peter Juks zuteil wurde. In Juks' Wohnort Goßmanndorf, wo Rainer Friedrich am 2. März nur 55 Stimmen erhalten hatte, lag er diesmal 246 Stimmen klar vor seinem Mitbewerber. Insgesamt legte Friedrich, verglichen mit dem ersten Wahlgang, 935 Stimmen zu, Halbleib 380.
Auf Schützenhilfe von anderen Parteien konnte der SPD-Bewerber nicht zählen. Die Grünen hatten sich gegen eine Wahlempfehlung ausgesprochen. Auch Amtsinhaber Peter Wesselowsky (SPD) hatte in den letzten Tagen des Wahlkampf nicht öffentlich für Volkmar Halbleib Partei ergriffen.
Offensichtlich ist es der SPD vor allem in ihren Hochburgen, den städtischen Siedlungsgebieten, nicht gelungen, ihre Wähler an die Urne zu bringen. Die angegebene Wahlbeteiligung wird zwar noch durch die Zahl der Briefwähler verfälscht, ist aber vor allem in der Altstadt und im Bärental genau so schlecht wie vor zwei Wochen.
Dafür konnte sich Rainer Friedrich auf die CSU-Wähler in den Ortsteilen verlassen. 84,6 Prozent schenkten ihm in Hopferstadt ihr Vertrauen, mehr noch als in seinem Heimatort Tückelhausen. Als kurz nach 19 Uhr das vorläufige Endergebnis feststand, nahm der neu gewählte Bürgermeister an seinem künftigen Arbeitsplatz sichtlich gerührt die Glückwünsche Dutzender Ochsenfurter entgegen. Volkmar Halbleib erwies sich als fairer Verlierer und gratulierte dem Überlegenen.
Einen zweiten Wahlsieger hat die CSU mit Josef Grieb. Der Hopferstadter, der bei der Stadtratswahl das erforderliche Stimmenergebnis knapp verfehlt hatte, rückt nun für Rainer Friedrich ins Gremium nach.
Die Amtszeit des Bürgermeisters uns des neuen Stadtrats beginnt am 1. Mai. Durch den Wahlausgang hat die CSU dort trotz eines verlorenen Sitzes weiterhin zehn Stimmen. Die politische Zukunft seines Mitbewerbers Volkmar Halbleib scheint ebenfalls vorgezeichnet. In zwei Wochen nominiert die SPD ihren Kandidaten für die Landtagswahl. Halbleib galt schon vor seiner Bewerbung um das Bürgermeisteramt in Ochsenfurt als aussichtsreichster Aspirant für diese Funktion.