Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Landkreis Würzburg
Icon Pfeil nach unten

Würzburg: Rechnen mit dem Sechser im Lotto

Würzburg

Rechnen mit dem Sechser im Lotto

    • |
    • |
    Die klugen Köpfe der Softewarefirma Multa Medio (von links): Christian Pohl, Thomas Michelsen, Alexander Schneider, Björn Steinacker.
    Die klugen Köpfe der Softewarefirma Multa Medio (von links): Christian Pohl, Thomas Michelsen, Alexander Schneider, Björn Steinacker. Foto: Fotos: Thomas Obermeier

    Kennen tut es ein jeder, mehr oder weniger aktiv sind rund 30 Millionen Bundesbürger und einen stattlichen Profit ziehen daraus nur die allerwenigsten: Die Rede ist vom Lotto 6 aus 49, dem bekanntesten Glücksspiel hierzulande, aber auch in vielen Nachbarstaaten. Die Wahrscheinlichkeit auf den Millionengewinn ist für die Spieler so niedrig, dass die Spekulation darauf eigentlich sinnlos ist. Und dennoch tippen regelmäßig Glückliche die richtige Kombination – und knacken den Jackpot.

    Es gibt auch Akteure auf dem Lottomarkt, für die das Spiel immer ein Gewinn ist – allen voran der Staat sowie die Träger kultureller, sozialer und sportlicher Einrichtungen, denen ein Teil der Einsätze zufließt. Daneben sind das Unternehmen, die die Lotteriegesellschaften mit der nötigen IT-Technik versorgen – für das Spiel in der Lotto-Annahmestelle genau wie für die Online-Tippangabe.

    Im zweitgenannten Bereich, der einen immer größeren Anteil ausmacht, ist die Multa Medio Informationssysteme AG aus Würzburg der Marktführer in Deutschland. „Wir haben die Internet-Systeme von zehn der 16 deutschen staatlichen Lotteriegesellschaften konzipiert und entwickelt, darunter Bayern, Baden-Württemberg und Hessen. Für zwei weitere Bundesländer sind wir beratend tätig“, sagt Björn Steinacker, Geschäftsführer des IT-Unternehmens, das im Mozartcenter gegenüber des Würzburger Hotelturms sitzt.

    Nach wie vor gibt es hierzulande ein staatliches Glücksspielmonopol; private Anbieter dürfen keine eigenen Lotterien durchführen. Das bedeutet jedoch nicht, dass es nur ein einziges Onlinesystem gibt. Im Gegenteil: Der Föderalismus sorgt dafür, dass jedes Bundesland sein eigenes Spielsystem betreibt. „Davon profitieren wir natürlich“, so Steinacker, der seinen Glauben an etwaige Effizienzgewinne durch eine einheitliche Software schnell beiseiteschieben musste.

    Der 44-jährige Vater zweier Kinder ist studierter Betriebswirt, genauer ausgedrückt: ein Wirtschaftsinformatiker, wie auch andere Mitarbeiter im Haus. Diese Fachleute arbeiten an den Schnittstellen zwischen betriebswirtschaftlichen Problemstellungen und technischen Lösungsmöglichkeiten oder noch plastischer formuliert: zwischen Geschäftsmodellen und Computern. „Unsere Vorgehensweise zeichnet aus, dass wir zunächst die Aufgabe fachlich analysieren und uns erst danach Gedanken über die technische Umsetzung machen“, erklärt der in Fulda wohnhafte Steinacker. So plausibel dieses Credo klingt: Wie viele IT-Projekte scheitern hierzulande, weil der Kunde und sein Auftraggeber aneinander vorbeireden? Bei wie vielen Systemen stellt sich erst hinterher heraus, dass sie in starkem Maße fehleranfällig sind? Für die Multa Medio, die seit 1996 als GmbH und ab 2000 als nicht börsennotierte Aktiengesellschaft firmiert, wäre letzteres der Super-GAU. „Wenn beim Lotto die Zahlen oder Gewinne nicht stimmen, führt dies zu einem medialen Aufschrei, der mit weitreichenden Konsequenzen gesäumt ist“, sagt Steinacker, wohlwissend, dass dies auf keinen Fall passieren darf.

    Die enorme Stabilität kommt nicht von ungefähr. „Wir betreiben ein ausgeklügeltes Sicherheitsnetz und testen unsere Systeme fortlaufend auf Herz und Nieren. Deshalb vergeht in der Regel relativ viel Zeit, bis wir sie ausliefern. Dieses Vorgehen ist in diesem sicherheits- und performancekritischen Bereich alternativlos“, weiß Steinacker, der sich mit seinem Team auch in puncto Marketing immer wieder etwas Neues einfallen lässt. So zieren die Geschäftsräume große Bilder mit Models, auf deren Gesichtszüge die Internetauftritte der einzelnen Lotto-Gesellschaften zur Geltung kommen. Der Geschäftsbereich „Lottery Solutions“ ist der größte von Multa Medio, aber nicht der einzige. „Wir haben noch zwei weitere Standbeine, das E-Business und in zunehmend stärkerem Maße auch E-Learning“, so Steinacker.

    Im erstgenannten Bereich flattern in das IT-Systemhaus, das einst als Spin-Off des früheren Lehrstuhls von Professor Rainer Thome entstanden ist und heute zu seiner Unternehmensgruppe gehört, immer wieder interessante Aufträge herein – so wie der eines Herstellers von Flugzeugsitzen. „Wenn früher ein Sitz in einem Flieger kaputtgegangen ist, musste ein aufwendiges, teils analoges Bestellprozedere initiiert werden. Wann und wo es dann tatsächlich zum Austausch gekommen ist, stand zunächst in den Sternen“, berichtet Steinacker. Das sei heute anders. „Wir haben ein System entwickelt, welches anhand der Spezifika des jeweiligen Sitzes und unter Abgleich der Flugdaten vollautomatisch Informationen bereitstellt – beispielsweise die Reparaturoptionen abhängig von den Flugdaten des Fliegers.“

    Ein völlig anderes, wieder neu entdecktes Standbein ist das sogenannte E-Learning. „Ursprünglich sind wir unter anderem als Unternehmen für multimediale Lehr- und Lernsysteme gestartet, haben in diesem Bereich allerdings lange keine Projekte abgewickelt. Das hat sich mittlerweile geändert“, sagt Steinacker. E-Learning sei ein stark wachsender Markt. Da spiele lebenslanges Lernen genauso eine Rolle wie die Tatsache, dass kaum noch Unternehmen ihre Mitarbeiter von allen möglichen Standorten zusammenholen könnten und wollten, um sie an einem Ort zu schulen. „Ein gemeinsames Treffen ist sicherlich mal sinnvoll, aber eben nicht jede Woche.“ So stattet Multa Medio mittlerweile auch große Konzerne wie die Deutsche Bahn, die Schweizer Migros-Genossenschaft oder das international tätige Biotech-Unternehmen Qiagen mit Learning Management Systemen (LMS) aus. Sie ermöglichen es deren Belegschaft, sich am eigenen Arbeitsplatz oder zu Hause weiterzubilden. Der IT-Spezialist ist einer von sechs deutschsprachigen Vertriebs- und Entwicklungspartnern des LMS-Lieferanten Totara Learning.

    Natürlich kommen auch die eigenen Mitarbeiter in den Genuss einer digitalen Fortbildung. Sie ist eines der Anreize, um qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen – und sie auch zu halten. „Ein gutes Betriebsklima ist uns sehr wichtig“, sagt Steinacker. „Wir lassen beispielsweise einmal im Monat eine ?Feelgood-Managerin? kommen, die uns mit einem leckeren Mittagessen versorgt, das wir dann gemeinsam verzehren. Auch an den Sportevents der Region wie den Firmenläufen oder dem Residenzlauf nehmen wir teil.“

    Man stünde hier in einem ständigen Wettbewerb mit sehr großen Firmen, weshalb es gerade bei auswertigen Talenten schwierig sei, „sie dauerhaft in der Region zu halten.“ Da ist Kreativität gefragt. Lottospielen hilft an dieser Stelle jedenfalls nicht weiter.

    Angaben für Infobox Firma: MULTA MEDIO Informationssysteme AG Standort: Berliner Platz 12, 97080 Würzburg Gründungsjahr: 1996 Mitarbeiterzahl: 50 Umsatz: etwa drei Millionen Euro Hauptleistungen: Lottery Solutions, E-Learning, E-Business Vorstand: Björn Steinacker, Vorsitzender des Aufsichtsrates: Prof. Dr. Christian Pohl Homepage: www.multamedio.de

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden