Seit Monaten bangen die Bewohner der Versbacher Röthe um ihre Sicherheit im Straßenverkehr. Der Grund ist ein Unbekannter, der Schrauben oder Nägel so an den Reifen aufstellt, dass diese sich beim Losfahren in die Lauffläche bohren. Der Schaden beträgt mehrere Tausend Euro.
In der vergangenen Woche wurden auch Ventile von Autoreifen manipuliert. Ulrike P. ist das am Freitag passiert. Sie war mit ihrem VW Touran mit der Aufschrift „Pflegemobil“ auf dem Weg zu betreuungsbedürftigen Patienten, als das Auto liegen blieb. „In der Werkstatt wurde fest gestellt, dass an beiden Hinterreifen die Ventile los geschraubt waren“, erzählt sie. Einen Tag später entdeckte ihre Nachbarin Caroline S., dass an ihrem Seat ein Ventil entfernt worden war.
Die Versbacher Röthe ist eine ruhige Sackstraße, die hauptsächlich von Einfamilienhäusern gesäumt wird. Hier leben viele Familien mit volljährigen Kindern - und mehr Autos, als es Garagen gibt. Deshalb stehen einige Wagen auf der Straße. Zum Beispiel die von Familie B. Innerhalb weniger Monate mussten Susi und Bernhard B. drei neue Reifen, das Stück für über 200 Euro, kaufen. Der Grund waren Schrauben, die sich in den Gummi gebohrt hatten. „Neulich entdeckte ich einen Nagel, der hinter einem Reifen aufgestellt war“, erzählt Susi B. Ihr Mann hat vor einigen Tagen eine Schraube aus einem Vorderreifen seines Geländewagens entfernt.
Auch Familie W. ist betroffen. „Vor etwa einem Jahr“ habe in einem Reifen ihres Kombi ein Nagel gesteckt, sagt Daniela W. Sie habe alle vier Reifen erneuern lassen müssen. Kostenpunkt „etwa 1500 Euro“. Der Audi ihres Nachbarn Thomas N. Röthe hatte morgens einen „Platten“. „Der neue Reifen hat circa 150 Euro gekostet“, sagt Thomas N.
Dasselbe passierte mit dem VW Touran von Familie G. „Innerhalb von acht Wochen brauchten wir zwei neue Reifen“, erzählt Claudia G., „das Stück zu 240 Euro“. Den ersten Schaden habe sie gleich entdeckt, beim zweiten sei ihr Mann mit dem Auto in Oberpleichfeld liegen geblieben.
Bei Familie B. war es das Cabrio, in dessen Reifen eine Schraube steckte. Um nicht wieder Opfer des Reifen-Zerstörers zu werden, hat Inge B. jetzt die Garage entrümpelt, damit sie den Wagen hier parken kann. „Das Ganze ist sehr beunruhigend“, sagt sie. Zumal die Familie noch zwei weitere Autos hat, die auf der Straße parken.
Keiner kennt den Grund für die sinnlosen Zerstörungen. Die Opfer der „Reifen-Attacken“ leben nach eigenen Worten in guten Einvernehmen mit ihren Nachbarn, viele sind miteinander befreundet.
Bei der Polizei nehme man die Vorfälle ernst, sagt Polizeisprecher Wolfgang Glücker. Wenn Autobesitzer Opfer derartiger Angriffe würden, seien oft „offene oder versteckte Anfeindungen“ das Motiv. Im Fall der Versbacher Röthe, wo zumeist teure Autos und gleich mehrere Familien betroffen sind, komme auch „Neid in Frage“. Um dem Täter auf die Spur zu kommen, ruft Glücker die Anwohner zur Wachsamkeit auf.
Hinweise und verdächtige Beobachtungen erbittet die Polizei unter Tel. (09 31) 4 57-22 30.