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Veitshöchheim: Reparieren statt wegwerfen

Veitshöchheim

Reparieren statt wegwerfen

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    Heckenschere: Eberhard Riermaier (links) half Klaus Schnapp.
    Heckenschere: Eberhard Riermaier (links) half Klaus Schnapp.

    Die Idee zum Reparatur-Café hatten Klimaschutzmanager Jochen Spieß und Daniel Schiel von der Firma dando-art Lichttechnik. Das Helferteam, darunter zehn Reparaturexperten, hatte am Samstag fünf Stunden lang alle Hände voll zu tun.

    Indem sie sich fürs Reparieren einsetzen, möchten die Initiatoren zur Reduzierung des Müllbergs beitragen. Das sei absolut notwendig, findet Jochen Spieß. In Deutschland würden wir unfassbar viel wegwerfen. Auch Gegenstände, denen fast nichts fehlt und die nach einer einfachen Reparatur wieder ordentlich zu gebrauchen wären. Leider würden viele Menschen nicht mehr wissen wie man Dinge repariert. Mit dem Repair Café wolle man das Bewusstsein dafür wecken.

    60 Reparaturen

    Bedarf bestand reichlich. Wer etwas repariert haben wollte, musste einen Reparatur-Zettel und hinterher ein Feedback-Formular ausfüllen. Dies ermöglichte den Veranstaltern am Ende eine exakte Auswertung. Insgesamt standen 60 Reparaturen an. Drei Viertel davon waren elektrische Geräte, je zehn Prozent Fahrräder und Kleidung und fünf Prozent war Sonstiges.

    Sehen lassen kann sich auch die Erfolgsquote. 36 Reparaturen waren erfolgreich, neun teilweise und nur ein Viertel der Gegenstände waren nicht reparabel, so ein überfahrener Laptop, ein Topf mit abgerissenen Henkeln und ein Staubsauger mit verschlissenem Motorlager.

    Ein besonderer Erfolg: Ein Experte hatte eine Warn-Lampe am Auto zum Erlöschen gebracht, indem er ein Drosselklappen-Gestänge wieder einhängte. Eine Werkstatt hatte 800 Euro veranschlagt.

    Leuchtet wieder

    „Der Ausflug hat sich gelohnt" freute sich auch die Würzburgerin Ingrid Weimann-Bergmann. Manfred Dürr brachte ihre mindestens 50 Jahre alte Gartenlaterne durch ein neues Stromkabel wieder zum Leuchten. Und mit ihrem uralten Fleischwolf kann sie nun wieder Bärlauch verarbeiten. Die Verschraubung vorne hatte sie per Hand nicht mehr aufgebracht. Ein Helfer spannte das gusseiserne Teil in den Schraubstock. Ein Schlag – und schon ließ sich der Ring lösen.

    Über das ganze Gesicht strahlte die Blinde Susanne Vorderholzer. Ihr neun Jahre alter DVD-Spieler, bei dem die Bedienungstasten noch ertastbar und nicht elektronisch per Display gestaltet sind, ist wieder funktionsfähig. Möglich machte dies Uwe Vieweg, was der Herstellerfirma, an die sie das Gerät eingeschickt hatte, zuvor nicht gelungen war.

    Auch Mit-Organisator Daniel Schiel, Inhaber der Veitshöchheimer Firma dando-art Lichttechnik reparierte etliche defekte elektrische Geräte. Für sein sieben Jahre altes Dampfbügeleisen muss sich Dirk Schneider jetzt nur noch einen neuen Schalter im Internet bestellen.

    Bandsalat produzierte der zehn Jahre alte Videorecorder von Peter Greb. Kein Problem für Jan Kühn. Er reinigte Antriebsrollen und Keilriemen und schon war der Schaden behoben, so dass Peter Greb wieder seine alten Urlaubsfilme ansehen kann.

    Was einer Fachfirma in der Region in ihrer Meisterwerkstatt nicht gelungen war, das schaffte Uwe Vieweg bei der 18 Jahre alten, defekten Singer-Nähmaschine von Erika Weinhold-Duwe. Ursache des Defekts war eine gelöste Schraube. Ein Tropfen Fixier-Öl reichte und die Zweitmaschine der Veitshöchheimer Näherin nahm brachte Jonas Spieß, der Sohn des Klimaschutzmanagers nach kurzer Einweisung wieder auf Vordermann. Die Besitzerin war begeistert: „In kürzester Zeit war der Fehler gefunden und behoben. Obwohl mir im Nähmaschinen-Reparaturservice gesagt wurde, dass eine Reparatur nicht möglich wäre."

    Das Nähen ist auch das Steckenpferd von Martina Edelmann. Sie half Annette Steinmetz bei den an den Knien durchgewetzten Jeanshosen ihrer Kinder. Aus einer alten Hose entnahmen sie hinten die Hosentaschen und nähten sie als Flicken auf die durchlöcherten Stellen.

    Robert Heiligenthal hat als Beamter viel mit Zahlen zu tun. In seiner Freizeit jedoch ist er ein Fahrrad-Enthusiast, der täglich mit einem seiner neun eigenen Untersätze zur Arbeit nach Würzburg fährt. Er nahm die vorbeigebrachten Fahrräder unter die Lupe. Zu 80 Prozent stellte er einfache Mängel fest, wie zu wenig oder gar keine Luft im Reifen, defekte Beleuchtung, zu leicht gehende Bremsen oder fehlendes Kettenöl fest.

    Einen Kabelbruch vermutete Klaus Schnapp bei seiner Heckenschere. Doch Helfer Eberhard Riermaier entdeckte, dass sich lediglich die Pole vom Motor gelöst hatten. Sie mussten nur wieder eingesteckt werden.

    Nicht mehr einschalten ließ sich der Drucker von Fabian Hubert. Experte Michael Fries konnte dem abhelfen, nach dem er im Internet eine Reparaturanleitung unter www.forum.chip.de recherchiert hatte.

    Ein eingefleischter Schallplatten-Fan ist Walter Schiedermeier aus Versbach. Der Tonarm setzte jedoch nicht mehr auf. Ingenieur Michael Fries wusste Rat.

    Hilfe zur Selbsthilfe gab Fachmann Martin Kisser. Er leitete Andrea Leipelt an, wie sie ihren an den Kontakten verkalkten Espresso-Kocher unter Einsatz von Scheuerpulver wieder leistungsfähig macht.

    Fachsimpeln konnten dann alle Gäste in der Aula bei Kaffee und selbst gebackenen Kuchen. Diesen Service bewerkstelligten Dorothea von Droste und Jana Klapprodt.

    Die Veranstalter wollen das Reparatur-Café nach der gelungenen Premiere künftig bis zu drei Mal im Jahr anbieten.

    Bayern 1-Reporterin Katharina Herr begleitete die Aktion und interviewte Klimaschutzmanager Jochen Spieß. Der Bayerische Rundfunk sendet den Radiobeitrag voraussichtlich am Montag, 5. Mai, in „Mittags in Mainfranken“ auf Bayern 1.

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