Ein Doppelfest für alle Dorfbewohner und zahlreiche Gäste aus einem weiten Umfeld haben die Riedener gefeiert. Bei einem Kommersabend im Sportheim blickten sie auf ihre 875-jährige Geschichte zurück und starteten damit die Jubiläumsfeierlichkeiten, die in knapp zwei Wochen bei einem dreitägigen Fest ihrem Höhepunkt entgegen gehen. Außerdem wurde das „Bergfest der Dorferneuerung“ gefeiert.
Den Begriff „Bergfest“ hatte man deshalb gewählt, weil der Gipfel der aktuellen Dorferneuerung erreicht ist. Nun geht es auf den Endspurt zu. Lediglich die Anlage eines Sees an der Stelle des ehemaligen Gänseweihers am Ortsausgang Richtung Hausen steht noch auf dem Wunschzettel, der vor 14 Jahren mit damals 27 Punkten aufgestellt worden war.
Seit einem ersten Treffen von 70 Dorfbewohnern im Herbst 2003 in Klosterlangheim arbeiten das Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) und die Gemeinde Hausen in Sachen Dorferneuerung eng zusammen. Im März 2006 ist die Dorferneuerung in Rieden angeordnet und mit einem Dorfrundgang gefeiert worden. Ähnlich wie dieser Umzug zogen die Festgäste nun wieder durchs Dorf.
Hübsch sind die Straßen und Plätze in Rieden geworden. Bürgermeister Bernd Schraud und Eva Kiesekamp vom Amt für Ländliche Entwicklung erläuterten zudem die „ganz große Sache hier“. Für 2,9 Millionen Euro sind vom ALE bisher Maßnahmen geplant und durchgeführt worden. Die Gemeinde Hausen hat davon 1,4 Millionen Euro übernommen.
Das inzwischen mit dem Bayerischen Staatspreis ausgezeichnete Historische Rathaus, der attraktive Kirchplatz, die sanierte Dorf- und Lindenstraße, der wieder aufgebaute Stangenbrunnen oder der als „schönster Spielplatz Bayerns“ gewürdigte Spielplatz am Glockenberg, all das sind gelungene Beispiele für den Nutzen der Dorferneuerungsmaßnahmen.
Kindergartenkinder und ein Kinderprojektchor unter Leitung von Conny Sauer sowie die Rathausmusikanten und die Musikkapelle verschönerten den Dorfspaziergang. Die neuen Fahnen mit dem Logo des Jubiläumsjahres, Papierfähnchen und große Fotos mit Bildern der Straßenzüge und Gebäude von früher gab es zudem zu sehen auf dem Rundweg.
Auf dem Kirchplatz hisste Jochen Pfeuffer als Leiter des Festausschusses die Jubiläumsflagge und auch der Gedenkstein vor dem Historischen Rathaus wurde mit einem Trommelwirbel enthüllt. Drei Personen wurden als „Zugpferde der Dorferneuerung“ besonders erwähnt. Der ehemalige Bürgermeister Winfried Strobel, sein damaliger Stellvertreter Norbert Reuß und Maria Kaiser hätten sich „unglaublich eingesetzt“.
„Dass so viele Menschen bei unserem Wendepunkt-Fest dabei waren“, das hat Bürgermeister Schraud strahlen lassen. Er hatte gar ein wenig Sorge, dass sie nicht alle „zum Kommersabend ins Sportheim passen“. Umso schöner war es dann, als alle Gäste einen Platz im Saal fanden und dem Festabend mit dem Moderatorenpaar der „Zwää Pfäuffrsch“ alias Willi Pfeuffer als Verantwortlicher für den Festkommers und den in fränkischer Tracht gekleideten Jochen Pfeuffer, folgen konnten.
„Kein schöner Land in dieser Zeit“ sang der Chor Chorisma zur Eröffnung des Kommersabends. Projektleiterin Eva Kiesekamp stellte die wichtigsten Punkte der Dorferneuerung noch einmal vor und bedankte sich auch bei den Bürgern, die im Zuge der Dorferneuerung private Gebäude aufgewertet haben. Und Landrat Eberhard Nuß lobte die „großartige Dorfgemeinschaft“ und den Zusammenhalt der Vereine.
Das „Junge Theater Rieden“ führte in zwei Teilen ein Jubiläumstheaterstück auf. Die Akteure spielten die Dorfgeschichte von der Urbesiedelung „am Rande eines Rieds, also eines mit Schilfrohr bewachsenen Gebiets“, über die erste urkundliche Erwähnung im Jahr 1142 bis zu Gegebenheiten aus der Ritterzeit, Franzosenfeldzügen und technischen Errungenschaften. Sogar ein spaßiger Blick in die Zukunft wurde gewagt.
Tüchtig gescherzt wurde über den Passus in einer Urkunde aus dem Jahr 1674/75, in dem „Hausen bei Rieden“ vorkommt. Die beiden Dörfer haben schon früher miteinander Gerichtsverhandlungen geführt, etwa um die Rechte im Waldstück Lindig.
Im Zuge der Gemeindegebietsreform musste Rieden 1978 seine Selbstständigkeit aufgeben und ist ein Ortsteil der Gemeinde Hausen geworden. Rieden mit seinen aktuell 758 Einwohnern war immer ein stolzes Dorf, wohl auch aufgrund des bis 1731 im Dorf ansässigen Centgerichts Eichelberg. Zudem hatten die Dorfbewohner bis vor 200 Jahren einen großen See Richtung Eßleben. Aus ihm wurden die Würzburger Fürstbischöfe mit Fischen versorgt.
Die besagte Urkunde über „Hausen bei Rieden“ hatte Prof. Helmut Flachenecker bei seiner Forschung über die Dorfgeschichte entdeckt. Flachenecker lehrt an der Universität in Würzburg „Fränkische Landesgeschichte“. Er konnte in seinem launigen Festvortrag belegen, dass Bischof Embricho vor 875 Jahren dem Schottenkloster in Würzburg Ländereien in Rieden schenkte. Das war ein „Neubruch“ gewesen und passte in die Siedlungspolitik seiner Zeit. Die wichtige Gründungsurkunde befindet sich im Würzburger Staatsarchiv.
„Ja, das ist Rieden im schönen Franken, unser Dörfchen, für das wir danken. Ein kleiner Ort in der großen Welt, in dem es uns aber gut gefällt“, sangen schließlich alle gemeinsam auf die Melodie von „Ein bisschen Frieden“. Christiane Hein vom Chor Chorisma hatte den Text gedichtet. Das Lied enthielt den Wunsch, „dass es Rieden noch lange gibt“.
Die nächsten Feierlichkeiten Am Samstag, 30. September, ab 14 Uhr wird rund um den Kirchberg gefeiert. 20 Uhr: Kabarettabend im Sportheim. Am Sonntag, 1. Oktober, ist Festsonntag. Er startet mit einem Erntedankgottesdienst in der Pfarrkirche um 9.30 Uhr und geht in ein ganztägiges Aktions-, Ausstellungs- und Unterhaltungsprogramm über; ab 13.30 Uhr großer Erntedankumzug. Am Montag, 2. Oktober, wird mit einer „Fete im Pfarrgarten“ ab 19 Uhr die 875-Jahre-Rieden-Feier enden.