Dies ist nach der Schließung des Würzburger Südfleisch-Schlachthofes ein weiterer Tiefschlag für die Landwirte in der Region, die es gewohnt waren, auf kurzen Wegen ihre Produkte zu vermarkten beziehungsweise Futtermittel zu beziehen.
Das RKW, das mehrheitlich der BayWa AG München und der ZG Karlsruhe gehört, sei „aufgrund starker Marktveränderungen und erheblichen Wettbewerbsdrucks nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben“. Unternehmenssprecherin Marion Danneboom spricht von rund 50 gewerblichen Mitarbeitern, die vom Aus im Neuen Hafen betroffen sind. „Mindestens einem Drittel“ von ihnen sollten Beschäftigungsmöglichkeiten an anderen Standorten angeboten werden. Die etwa 30 kaufmännische Mitarbeiter bleiben laut Danneboom in Würzburg.
Der Sprecherin zufolge ist damit eine jahrzehntelange Entwicklung am Ende angekommen. 1955, als das RKW seinen Betrieb in Würzburg aufnahm, sei die bäuerliche Wirtschaft in der Region von der Viehhaltung geprägt gewesen.
Seither habe die Landwirtschaft im Raum Würzburg einen größeren Strukturwandel vollzogen als anderswo. In den vergangenen 50 Jahren hätten die hiesigen Bauern ihren Viehbestand um 50 Prozent reduziert und auf die Bewirtschaftung von Äckern umgestellt – wohl wegen des guten Bodens. In den vergangenen zehn Jahren habe das RKW in Würzburg die Futtermittelproduktion um 60 Prozent reduzieren müssen, auf 70 000 Tonnen Kraft- und Mineralfutter jährlich.
Besser als in Würzburg sei die Lage an den RKW-Standorten Heilbronn, Regensburg und Memmingen. „Dort“, so Danneboom, „sind die Tiere, die unsere Produkte fressen.“ Die Würzburger Produktion werde vor allem nach Regensburg und Heilbronn verlagert. Kunden in der Region Würzburg würden weiterhin beliefert.
RKW-Geschäftsführer Detlef Schrader teilt mit, das Unternehmen habe in den vergangenen Jahren durch Effizienz- und Kostensenkungsprogramme, Verstärkung der Vertriebsaktivitäten oder Produktion von gentechnikfreiem Futtermittel versucht, die Auslastung zu verbessern. Der erhoffte Erfolg sei ausgeblieben.
Die BayWa sucht jetzt nach Möglichkeiten, das 23 500 Quadratmeter große RKW-Gelände an der Nördlichen Hafenstraße langfristig zu verwerten oder anderweitig zu nutzen.
Überrascht von der geplanten Schließung des RKW zeigte sich der unterfränkische Geschäftsführer des Bauernverbandes, Wilhelm Böhmer (Würzburg). Das RKW sei für die Bauern in Unterfranken auch ein wichtiger Partner bei der Vermarktung von Futtergetreide.
Sorgen machen sich Landwirte, dass bei einer Schließung des Würzburger Werkes die Frachtkosten für das Tierfutter steigen könnten. „Da hatten die Landwirte mit dem Werk praktisch vor ihrer Haustüre einen großen Vorteil“, meint Böhmer.