Im Rahmen der Tauschaktion „Kunst geht fremd … und über Grenzen“ ist ab Dienstag, 19. Juli, eine römische Amphore aus den Museen der Stadt Miltenberg im Museum am Dom (MAD) in Würzburg zu sehen. Das etwa 1750 bis 1850 Jahre alte Objekt wird in der Abteilung „Mutter“ inmitten der Muttergottesdarstellungen ausgestellt, heißt es in einer Pressemitteilung des Bischöflich Ordinariats, der auch die folgenden Informationen entnommen sind.
Dahinter stecken zwei Gedanken, wie Museumskurator Michael Koller erläutert. Zum einen werde Maria in der Lauretanischen Litanei als „vas spirituale“, als „geistliches Gefäß“, angerufen. Zudem spiele das Olivenöl eine Rolle in der Liturgie. Das MAD schickt seinerseits das Werk „Erinnerung an Sergej Paradschanow“ von Michael Poladjan an die Kreisgalerie in Mellrichstadt.
Überraschende Kontexte in ungewohntem Umfeld
Seit 2011 werden ausgewählte Kunstwerke als „Fremdgänger“ auf Reisen geschickt, damit sie im ungewohnten Umfeld anderer Häuser überraschende Kontexte erschließen und den Gesichtskreis der Besucher erweitern. Mittlerweile beteiligen sich 20 Museen in Unterfranken an der Aktion.
Das Museum am Dom verleiht das 2004 entstandene Werk „Erinnerung an Sergej Paradschanow“ von Michael Poladjan (*1938 in Moskau). „Das MAD versteht die im diesjährigen Thema der Aktion anklingenden Grenzüberschreitungen nicht territorial, sondern fokussiert auf Eingrenzungen im Sinne von politischen, gesellschaftlichen und weltanschaulichen Engführungen.“
Poladjan studierte an der Moskauer Kunstakademie und absolvierte im Anschluss eine Ausbildung zum Bühnenbildner. Nachdem er mit einem Arbeitsverbot belegt worden war, emigrierte er 1977 nach Deutschland. Mit seinem Werk habe er dem befreundeten ukrainisch-georgischen Filmregisseur Sergej Paradschanow ein Denkmal gesetzt, schreibt das MAD. Dieser habe wegen seiner Filmkunst viele Jahre in sowjetischen Straflagern verbracht.
Die Tauschaktion „Kunst geht fremd …“ findet bereits zum zwölften Mal statt. In diesem Jahr wolle sie darauf aufmerksam machen, „was es bedeuten kann, über Grenzen zu gehen“, schreiben die Veranstalter. „Sei es unter künstlerischen Aspekten oder in Bezug auf historische Exponate. Sei es an der Grenze zwischen Kitsch und Kunst oder im Zusammenhang mit kriegerischen und gewalttätigen Auseinandersetzungen“, heißt es auf der Homepage.
Das Stiftsmuseum in Aschaffenburg zeigt im Rahmen von „Kunst geht fremd“ eine sogenannte Beckenschlägerschüssel aus den Kunstsammlungen der Diözese Würzburg, die sonst im Museum Johanniskapelle in Gerolzhofen ausgestellt ist. Sie entstand um 1500 in Nürnberg.
Im Museum Johanniskapelle in Gerolzhofen wiederum ist die moderne Skulptur „Mauer I“ von Joachim Berthold aus dem Museum im Kulturspeicher in Würzburg zu sehen. Das Werk aus dem Jahr 1968 zeigt sechs Figuren, die eine schrundige Bronzewand durchwandern.
Führung bei der „KunstKantine“
Unter dem Titel „von Grenzverschiebungen und Gedankensprüngen“ steht eine Führung im Rahmen der „KunstKantine“ am Dienstag, 11. Oktober, um 12.30 Uhr. Museumskurator Michael Koller erläutert, warum eine antike spanische Öl-Amphore, die in Miltenberg aufgefunden wurde, von Grenzverschiebungen erzählt, und warum sie ausgerechnet zwischen den Mariendarstellungen im MAD ihren vorübergehenden Ausstellungsplatz gefunden hat. Anmeldung unter Tel.: (0931) 38665600, per E-Mail an museen@bistum-wuerzburg.de oder an der Museumskasse.
Mehr Informationen sowie eine Broschüre mit allen „Fremdgängern“ gibt es im Internet unter https://kunst-geht-fremd.de/.