Gezeigt wird eine ganz besondere und neue Interpretation der Geschichte – ein Musical nach dem Buch von Christian Brandauer. In Röttingen findet die Weltpremiere statt.
Der Künstler hat nicht nur das Buch geschrieben – frei nach Shakespeare – , sondern auch die Musik und die Liedtexte. Regie führt Renate Kastelik, die künstlerische Leiterin in Röttingen. Brandauer hat zu der Geschichte aus dem Jahr 1597 moderne Musik geschrieben und die Romanze auf zwei mal 50 Minuten verdichtet. „Das Musical hält sich an Shakespeare, ist aber stark gekürzt“, sagt Renate Kastelik. Ihr war es bei der Inszenierung wichtig, die Figuren nicht von vornherein als böse darzustellen. „Das sind keine vorsätzlichen Mörder“, sagt sie. „Es passiert einfach.“
„Es“ ist die Abfolge unheilvoller Ereignisse in dem Stück. Eines baut auf das andere auf und führt schließlich zum Tod der beiden Liebenden, in der Folge davon aber auch zur Versöhnung der bis dahin bis aufs Blut verfeindeten Familien Capulet und Montague. Trotzdem hält Brandauer „Romeo und Julia“ für ein unterhaltsames Stück, das zeitlos in die Zukunft blickt. „Ich brenne für Romeo und Julia“, sagt der Komponist. Er will das Publikum gleich mit den ersten Takten seiner Musik am Gefühl packen. Die Musik ist modern und abwechslungsreich, es gibt Duette und Liebeslieder.
„Shakespeare erlaubt verschiedene Interpretationen, ohne die Hauptfiguren zu vergewaltigen.“
Christian Brandauer Buch und Musik
Renate Kastelik ist froh, Brandauer als Komponisten gewonnen zu haben. „Ihm gelingt die Balance zwischen dem Shakespeare-Klassiker und einem Musical“, sagt die Regisseurin. Christian Brandauer verfügt über einige Erfahrungen als Komponist von Filmmusik. Unter anderem hat er die Musik für die Verfilmung der Krupp-Geschichte und mehrere Folgen der Krimiserie „Rosa Roth“ geschrieben. Diese Erfahrungen hat er nach Röttingen mitgebracht. Bei „Romeo und Julia“ sei er nicht dem Musical-Klischee gefolgt, sagt er. „Shakespeare erlaubt verschiedene Interpretationen, ohne die Hauptfiguren zu vergewaltigen“, sagt er und lobt das „großartige Ensemble“.
Brandauer selbst wird ebenfalls auf der Bühne zu sehen sein – in weiß gekleidet, so wie außer ihm nur Julia. Die anderen Schauspieler sind in düstere Farben gewandet: schwarz die Montagues, die Familie von Romeo, und grau die Capulets, zu denen Julia gehört.
Auch das Bühnenbild befasst sich mit dem Thema der tragischen Liebe. Der Salzburger Helmut Mühlbacher, seit 1994 für die Röttinger Festspiele tätig, hat es ersonnen. Zwei sich überschneidende Kreise symbolisieren die beiden Liebenden, eine verwelkte Rose das Sterben und die Vergänglichkeit. Ein Podium, das in die Höhe gefahren werden kann, dient unter anderem als Balkon für die berühmte Szene, in der sich Romeo und Julia gegenseitig ihre Liebe gestehen.
Vier Fechter aus dem Fechtclub Tauberbischofsheim sorgen für Action. Die turbulente Fechtszene zeigt ein Aufeinandertreffen von Vertretern der verfeindeten Familien. Das Drama um eine große und unglückliche Liebe wird dadurch um einen optischen Höhepunkt bereichert.