Theresia Gaida in der Katzengasse im Mainviertel ist inzwischen 93 Jahre alt. Sie hat noch bis 1945 auf dem alten Waschschiff im Main Wäsche gewaschen. Das ist verdammt lange her. Aber jetzt erinnert sie sich wieder, weil Oliver und Fabian Mehling vom Deutschhaus-Gymnasium nachgefragt haben, wie das damals war auf dem Waschschiff. Die Schüler spürten nach Zeitzeugen im Rahmen des bayerischen Geschichtswettbewerbs „Erinnerungszeichen“. Deshalb wollte Gaida auch wissen, was mit dem Waschschiff mittlerweile passiert ist. Es sollte doch restauriert und wieder gezeigt werden, hatte sie in Erinnerung.
Tatsächlich war das so. Der Main-Franken-Kreis hatte sich vor mehr als zehn Jahren um das alte Wasch-Schiff gekümmert und wollte es wieder restaurieren lassen. Auch die Stadt hat sich bemüht und das Schiff vor vielen Jahren im Tiefbau-Lager in der Aumühle aufgebockt. Dort rostet es nun ungeschützt vor Regen vor sich hin und gerät langsam in einen Zustand, wenn wirklich nichts mehr zu machen ist. Viele, die daran interessiert waren, das Schiff der Nachwelt zu erhalten, sind der festen Überzeugung, dass man den schlechten Zustand im Rathaus gar nicht ungern sieht. Dazu gehört auch Georg Götz vom Main-Fanken-Kreis: „Wir haben uns bemüht, es ist alles umsonst, die Stadt tut nichts“.
Viel Geld aber keine Lust
Die seltsame Haltung der Stadt lässt sich auch nicht leicht nachvollziehen. Denn es liegt absolut nicht am Geld, den alten Kahn zu sanieren. Die Schätzungen, was das kostet, liegen bei 10 000 Euro aufwärts. Das wäre aber nie das Problem gewesen. Ein Unternehmer aus Heidingsfeld hatte das nötige Eisen kostenlos zugesichert, der Verschönerungsverein hatte 7000 Euro versprochen, die Stadtführer hatten für den Zweck gesammelt und der Stadtrat hatte selbst noch 2010 bei seinen Haushaltsberatungen 4000 Euro einstimmig bewilligt für die Reparatur , die damals auf 9000 Euro veranschlagt war. Inzwischen musste Georg Götz vom Main-Franken-Kreis 1000 gesammelte Euro an die Stadtführer wieder zurückgeben, weil nicht klar ist, wie es mit dem Schiff weiter geht.
Obwohl der Stadtrat eine Summe für die Sanierung beschlossen hat, wird jetzt immer deutlicher, dass es im Rathaus überhaupt kein Interesse gibt, das alte Waschschiff für die Zukunft zu erhalten. Georg Götz sagt, wir haben Geld und Handwerker, die mithelfen würden. Auch wenn die Kosten inzwischen schon bei 13 000 Euro liegen. „Es wird halt immer teurer mit jedem Jahr, in dem das Schiff vor sich hin rostet.“
Das Grundproblem scheint zu sein, dass die Stadt keinen Platz findet oder finden will, wo das Schiff für die Öffentlichkeit zugänglich am Mainufer festgemacht werden könnte. Da zeigte sich Oberbürgermeister Georg Rosenthal auf Nachfrage ziemlich hilflos, nannte Sicherheitsfragen als schwerwiegendes Argument und konnte sich als Ausweg nur vorstellen, das Schiff durch Fotos zu dokumentieren und für die Nachwelt zu konservieren.
Fast erheiternd wirkt dazu eine aktuelle Anfrage von SPD-Stadtratsfraktionsschef Hans Werner Loew, der wissen will, ob das Waschschiff im Bauhof liegt, wer dafür verantwortlich ist, ob die vom Stadtrat bewilligten Mittel abgerufen wurden und wieweit die Reparatur vorangeschritten ist. Die Antwort wird es in dieser Woche im Stadtrat geben.