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ROTTENBAUER: Rottenbauer: Würzburgs kleinster Stadtteil wächst weiter

ROTTENBAUER

Rottenbauer: Würzburgs kleinster Stadtteil wächst weiter

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    Stadtteilserie, Rottenbauer,
    Stadtteilserie, Rottenbauer, Foto: Theresa Müller

    Wer vom Heuchelhof nach Rottenbauer kommt, blickt links und rechts der Stauffenbergstraße auf das Allerlei moderner Neubau-Wohngebiete. Für Ästheten womöglich kein Augenschmaus, die bunte Mixtur aus einzelnen frei stehenden, vor allem aber aus Reihen- und Doppelhäusern. Ein kleiner Garten dazu, die Spielstraße vor dem Haus, der Spielplatz um die Ecke: Rottenbauer-Nord, das ist die pragmatische, weil bezahlbare Möglichkeit für Familien, sich den Traum vom Häuschen (fast) im Grünen zu verwirklichen.

    Es geht aber auch anders. Barbara (50) und Hans (53) Bauner hätten sich nie auf ein Reihenhaus auf der grünen Wiese eingelassen. „Wir wollten immer ein Haus mit Atmosphäre, ein altes innerhalb gewachsener Strukturen.“ Die Söhne Max (19) und Felix (15) waren noch klein, als ihren Eltern 1998 das „Meyer-Haus“ am unteren Kirchplatz angeboten wurde. „Es gefiel uns von Anfang an.“ Nach drei Jahren Suche „im stadtnahen Umfeld“ hatten die Bauners ihr Wunschobjekt gefunden. Die Haustechnik wurde komplett modernisiert, die Grundstruktur des einstigen Bauernhauses, um 1900 in Muschelkalk gemauert, aber wollte Architektin Barbara Bauner unbedingt erhalten: So sind die Wände stehen geblieben, die Decken teilweise recht niedrig. Sechs kleine Zimmer auf 120 Quadratmetern bietet das Haus, daneben Keller, Speicher, Scheune und einen herrlichen Innenhof dort, wo einmal der Schweinestall stand.

    Die Bauners hat es eher zufällig nach Rottenbauer verschlagen. „Wir wohnen sehr gerne hier“, betont Hans Bauner, der als selbstständiger Reiseleiter arbeitet. Die Infrastruktur stimmt: Kindergarten, Grundschule, Arzt, Zahnarzt, Apotheke, Banken, Bücherei, Bäcker, Metzger, Einkaufsmarkt, der Fußballplatz für die Kinder – alles in Lauf-Nähe. Es sind immer die gleichen Argumente, die die Lebensqualität in Rottenbauer beschreiben. Dazu kommt die gute Mischung aus Einheimischen, deren Familien hier schon immer zuhause sind, und von Zugezogenen, die mitmachen können, bei der Feuerwehr, beim Roten Kreuz oder im TSV, im Zweifel aber auch genügend Gleichgesinnte finden, wenn sie mit Vereinsleben so gar nichts am Hut haben – und sich mehr als Würzburger denn als Rottenbauerer fühlen.

    Familie Bauner genießt beides – das Dorf und die Stadt. Dank der Straßenbahn. „Bequemer geht's nicht. In 30 Minuten ist man überall im Zentrum, im Theater, im Konzert, beim Basketball . . .“ Wenn die Kinder aus dem Haus sind, planen Barbara und Hans Bauner gar, ihr Auto ganz abzuschaffen. Der Bau der Straba-Linie 5 hat Rottenbauer 1997 richtig ankommen lassen in der Großstadt Würzburg, seitdem ist das Dorf gewaltig gewachsen. Die Straßenanbindung über die B 19 ist durch die Y-Spange verbessert worden. Einen lang ersehnten, ökologischen Akzent setzt seit 2011 der Radweg durch den Rottenbauerer Grund. Eine Trasse im Grünen, für die Stadtrat Rainer Schott (59) lange gekämpft hat – und auf die er stolz ist. „Toll, wie viele Menschen da unterwegs sind, Frauen und Männer auf dem Weg zur Arbeit, Familien beim Radeln am Wochenende.“ Schott ist 1984 der Liebe wegen aus Albertshausen nach Rottenbauer gezogen. Das Haus, das er mit seiner Frau Angelika im Brombergweg gebaut hat, „war damals das letzte im Dorf“, sagt Schott. Heute würden es viele Rottenbauerer wohl eher zum Altort zählen.

    Dort, wo vor 20 Jahren nur Äcker waren und lediglich ein Feldweg Verbindung in Richtung Heuchelhof schuf, sind die jüngsten Wohngebiete gewachsen – auch zur Freude der Landwirte, die durch Grundstücksverkäufe reich geworden sind. Selbst von Millionären wird im Dorf hinter vorgehaltener Hand gemunkelt. „Mais, Zuckerrüben, Bauplätze – das ist moderne Dreifelderwirtschaft, schmunzelt Altbürgermeister Heinrich Schmidt.

    1878 war's, dass sich die Schlossherren von Wolfskeel, die Rottenbauer jahrhundertelang beherrscht hatten, aus dem Dorf zurückzogen, ihre Ländereien verkauften und so die Grundlage für bäuerlichen Landerwerb schufen. Zur Landwirtschaft kam bis in die 1960er Jahre die Steinindustrie als weiteres wirtschaftliches Standbein. „Sechs große Steinbrüche und ein paar kleine Löcher“, hat Historiker Schmidt dokumentiert. So ist das riesige Karstadt-Warenhaus am Berliner Hermannplatz in den 20er Jahren mit Muschelkalksteinen aus Rottenbauer gemauert worden – ebenso einige Nazi-Bauten auf dem Reichsparteitagsgelände in Nürnberg und – nach dem Krieg – die Rheinbrücken in Köln.

    Auch wenn das Gewerbegebiet Heuchelhof zum Großteil auf Rottenbauerer Gemarkung steht, der Stadtteil ist vor allem Wohnort. Entsprechend investiert die Stadt in den familienfreundlichen Ausbau. Soeben war mitten im Neubaugebiet (Maximilian-Kolbe-Straße) Spatenstich für das Kinderhaus „Schatzinsel“ mit 50 Kindergarten-, 20 Hort- und 24 Krippenplätzen.

    Wo die professionelle Betreuung endet, setzt das Ehrenamt an. Der Sportverein TSV ist da die allererste Adresse in Rottenbauer. Kinderturnen und – natürlich – Fußball erfreuen sich großer Beliebtheit. 120 Jungs und (einzelne) Mädchen ab fünf Jahren jagen in elf Jugendmannschaften auf den wunderbar gelegenen Rasenplätzen dem runden Leder hinterher. „Es werden ständig mehr“, freut sich Jugendleiter Matthias Purucker über die gute Nachfrage. Nächstes Wochenende haben die Nachwuchskicker wieder ihren Saisonhöhepunkt. Beim 17. Willi-Mark-Turnier am heimischen Sportplatz sind sie Gastgeber für 500 junge Fußballer aus der ganzen Region.

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