Obwohl das Wetter am Morgen alles andere als einladend war, waren bei der mittlerweile 23. Auflage des Gedächtnislaufs von Würzburg nach Margetshöchheim, Himmelstadt, Karlstadt und Gemünden am Samstag wieder rund 450 Läuferinnen und Läufer am Start. Der 1995 zum ersten Mal ausgetragene Gedächtnislauf erinnert an die Flucht der Würzburger Bevölkerung aus der beim Bombenangriff am 16. März 1945 fast völlig zerstörten Stadt.
„Läufer sind eben keine Weicheier, und die Menschen vor 72 Jahren waren viel schlimmer dran“, sagte Christoph Hoffmann von der Laufgemeinschaft Würzburg bei der Begrüßung der Teilnehmer im Rathaus-Innenhof. Die LG organisiert den Gedächtnislauf seit 2011 zusammen mit Kolping Mainfranken. An Stelle von Startgeldern bitten die Veranstalter jeden Teilnehmer um eine Spende, mit dem Erlös unterstützt Kolping bedürftige Familien aus der Region.
Vor dem Start gab es auch Applaus – und zwar für Erich Kunkel, der 1995 die Idee hatte, zum 50. Jahrestag der Zerstörung Würzburgs den ersten Gedächtnis- und Hoffnungslauf durchzuführen. Kunkel wohnt nicht mehr in Würzburg und war nach mehreren Jahren Unterbrechung wieder einmal am Start. Von ihm stammt auch die Vorgabe, den ersten Kilometer im Gedenken an den 16 März 1945 und seine Folgen – 4.000 Menschen starben im Bombenhagel, tausende flohen aus der Stadt – gemeinsam zu laufen, bevor die ambitionierten Sportler Gas geben dürfen.
Auch Triathlet Lehrieder war dabei
Zu den Läufern in der ersten Reihe, die das Feld bis zu den Jahnterrassen mit einem Seil unter Kontrolle hielt, gehörte auch Triathlet Gerald Lehrieder, der den Gedächtnislauf schon mehrmals gewonnen hat. „Mal sehen wie es heute läuft. Es ist eigentlich nicht mein Wetter“, sagte er angesichts nasser, kühler und windiger Bedingungen. Einer, der als einziger Gedächtnisläufer zum 23. Mal am Start war und immer die 45,5 Kilometer bis Gemünden durchgehalten hat, ist Georg Schemm vom SV 05 Würzburg – er war leicht zu erkennen an der Startnummer 1.
Als lockeren Trainingslauf nach Margetshöchheim nutzte Reinhard Leibold den Gedächtnislauf – der Thüngersheimer war im Jahr 1977 Deutscher Marathon-Meister und wird im Mai seinen 70. Geburtstag feiern. Auch die bekannte Ultraläuferin Marika Heinlein aus Geesdorf war dieses Mal dabei, zusammen mit Teilnehmern unter anderem aus München, Heidelberg, Berlin, Wiesbaden und Regensburg.
Wetterbedingungen besser als gedacht
Auf die Strecke geschickt wurden die Gedächtnisläufer wie immer von Bürgermeister Adolf Bauer: „Sie sind jetzt schon Sieger. Ich wünsche mir, dass alle gesund ins Ziel kommen.“ Auf der Strecke stellte sich dann schnell heraus, dass die Bedingungen gar nicht so schlecht waren wie befürchtet: „Es sind fast alle trocken ins Ziel gekommen, nur wir in Gemünden sind ein paar Mal nass geworden. Wir sind angesichts der Verhältnisse sehr zufrieden“, berichtete Christoph Hofmann hinterher.
Über 70 Läuferinnen und Läufer entschieden sich für die ganz lange Strecke bis nach Gemünden, wo Sebastian Apfelbacher von der TG Kitzingen zum ersten Mal beim Gedächtnislauf als Sieger ins Ziel kam – nach 3:08 Stunden. Schnellste Frau war die amtierende Deutsche Senioren-Marathonmeisterin Astrid Staubach vom SV Herbstein in Hessen, die für die 45,5 Kilometer 3:38 Stunden benötigte.