Als ich neulich in lauer Sommernacht noch vor dem Computer saß und an einem Zeitungsartikel arbeitete, raschelte es draußen vor dem Fenster der Dachgaube im ersten Stock unseres Hauses.
Ich achtete zunächst nicht weiter darauf. Doch da das Rascheln nicht aufhörte, beschloss ich, doch lieber nachzusehen. Ich öffnete das Fenster und staunte nicht schlecht, als ich direkt unterhalb des Fensters in der Dachrinne ein Tier entdeckte: einen ausgewachsenen Igel.
Einen Igel auf dem Dach? Wo kam der denn her? Ich wollte zunächst meinen Augen nicht trauen: Igel klettern normalerweise nicht auf Dächer. Es war dunkel, aber als ich mich überzeugt hatte, dass wirklich ein Igel in der Dachrinne saß, holte ich einen Eimer und ein Paar Lederhandschuhe, klaubte den Igel aus der Dachrinne und brachte ihn nach unten in den Garten.
Wie aber der Igel auf das Dach kam, blieb mir ein Rätsel. Haben Igel neuerdings das Klettern gelernt? Hat sich das Verhalten dieser Tiere derart geändert? Fliegen können Igel ja bekanntlich nicht. Hat sich jemand einen Scherz erlaubt und den Igel in der Dachrinne ausgesetzt? Aber wer sollte sich die Mühe machen? Oder handelt es sich um eine ganz neue Art von Igel, einen Neuzugang der Gattung der Erinaceidae, den „gemeinen Dachigel“ sozusagen, einen „Ericius Tectum“.
Nach reiflichem Überlegen kam mir der Gedanke, dass sich der Igel vermutlich nur in Sicherheit bringen wollte. Bei den vielen Artgenossen, die Jahr für Jahr auf der Straße überfahren werden, dachte er sich vermutlich, dort oben auf dem Dach sei er vor dem Straßenverkehr auf jeden Fall sicher. age