Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Landkreis Würzburg
Icon Pfeil nach unten

Sandra kann endlich wieder fröhlich sein

Landkreis Würzburg

Sandra kann endlich wieder fröhlich sein

    • |
    • |

    Ochsenfurt Sandra D. kann endlich wieder fröhlich sein. Die 14-Jährige darf in Deutschland bleiben. Das sah bis vor wenigen Tagen noch ganz anders aus: Sandra, ihre drei Geschwister und die Eltern sollten Ende Mai in den Kosovo abgeschoben werden.

    Für Sandra, ihre acht und 16 Jahre alten Schwestern sowie ihren zwölf Jahre alten Bruder wäre das eine Katastrophe gewesen. Denn die Heimat ihrer Eltern kennen sie allenfalls vom Erzählen oder aus dem Urlaub. Sandra und ihre Geschwister kamen in Deutschland zur Welt, Deutsch ist ihre Muttersprache, Albanisch können sie kaum.

    Doch für das Landratsamt zählte das nicht. Es ordnete die Abschiebung an, weil die Familie rechtlich nur geduldet war und ihre Asylanträge nicht durchkamen.

    Die Rettung für die seit 1990 in Deutschland lebende Familie ist das Verwaltungsgericht in Würzburg. Es entschied sich vor wenigen Tagen gegen die Abschiebung. Ob das allerdings das letzte Wort ist, bleibt offen. Bernd Becker von der Ausländerbehörde im Landratsamt schloss nicht aus, in die nächste Instanz zu gehen. Er wolle aber noch die schriftliche Begründung der Gerichtsentscheidung abwarten, sagte er gegenüber der MAIN-POST.

    Der Fall ist exemplarisch für viele Familien aus Krisengebieten, die schon vor langer Zeit in Deutschland Zuflucht gesucht und dort mittlerweile zarte Wurzeln geschlagen haben. Bei Sandra D. und ihren Geschwistern trifft das schon deshalb zu, weil sie hier zur Welt kamen und in deutsche Schulen gehen. Sandras 16-jährige Schwester steht gar auf dem Sprung ins Berufsleben. Vor Gericht betonte sie, dass sie demnächst an der Ochsenfurter Hauptschule ihren Quali machen werde und dann nach dem Berufsgrundschuljahr Aussicht auf eine Stelle als Arzthelferin in einer Orthopädie-Praxis habe.

    Es ist jedoch nicht allein diese Perspektive, die die Familie um ihr Recht auf Bleibe kämpfen ließ. Sandra und ihr Bruder sind als behindert eingestuft, gehen auf eine Förderschule. Eine derart intensive Unterstützung gebe es im Kosovo nicht, die Kinder würden schon deshalb ins Bodenlose fallen, ließen sie vor Gericht über ihren Rechtsanwalt darlegen.

    Keine Gefahr für Lein und Leben

    Das sah sogar der Vertreter der Landratsamtes ein. Doch der medizinische Standard hierzulande könne nicht automatisch in anderen Ländern erwartet werden. Außerdem sei es Sache der Eltern, den Kindern bei Rückkehr in den Kosovo die Förderung zukommen zu lassen, die sie benötigten. Für die Familie bestehe im Kosovo keine Gefahr für Leib oder Leben.

    In der Gerichtsverhandlung wies Fachbereichsleiter Becker vom Landratsamt darauf hin, dass momentan nur Roma nicht in den Kosovo abgeschoben würden, Aschkali sehr wohl. Sandras Familie gehört zu dieser Volksgruppe, die eine ethnische Minderheit im Kosovo, in Albanien und in Mazedonien ist.

    Nun darf die Familie vorerst in Ochsenfurt bleiben. Darüber sei sie natürlich sehr froh, erzählt Sandras Mutter gegenüber MAIN-POST. Feiern sei aber nicht drin, dafür habe sie leider kein Geld. Denn wie die Frau schon vor Gericht ausführte, leben ihre vier Kinder und ihr Mann - er ist seit kurzem arbeitslos - allein vom Lohn der Mutter, die in der Küche eines Hotels arbeitet. Trotz der finanziellen Enge ist der 46-Jährigen der Stolz geblieben, wenn sie betont: "Wir leben nicht von Sozialhilfe."

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden