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WÜRZBURG: Sanierung der Bentheim-Schule abgeschlossen

WÜRZBURG

Sanierung der Bentheim-Schule abgeschlossen

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    Digitale Tafeln, biodynamisches Licht, neues Orientierungskonzept: die Graf-zu-Bentheim-Schule ist in drei Jahren generalsaniert worden.
    Digitale Tafeln, biodynamisches Licht, neues Orientierungskonzept: die Graf-zu-Bentheim-Schule ist in drei Jahren generalsaniert worden. Foto: Foto: Obermeier

    Nicht alle Schülerinnen und Schüler können die Veränderungen mit ihren Augen sehen. Sie riechen, tasten und fühlen aber ganz genau, dass sich ihre Schule gehörig verändert hat: In den weiten Gängen duftet es noch nach frischem Holz, Handläufe und versetzte Lichtbahnen an den Wänden erleichtern den Weg zu den Klassenräumen, die zum Teil mit interaktiven Tafeln, biodynamischen Lampen und besonders lernfreundlichen Schulbänken ausgestattet sind. Es gibt ein Schwimmbad, mehrere Aufzüge, große Küchen, eine weitläufige Aula und ein neues Schülercafé.

    Freistaat gab 20 Millionen dazu

    Als Förderzentrum für Kinder und Jugendliche mit Blindheit oder Sehbehinderung hat die Graf-zu-Bentheim-Schule des Blindeninstituts Würzburg ganze Arbeit geleistet: Mit rund 20 Millionen Euro Unterstützung durch den Freistaat Bayern wurde in gut drei Jahren ein Lernort realisiert, der kaum Wünsche offen lässt – weder für Schüler, noch für Lehrer.

    „Durch präzise Beobachtung der Bedürfnisse blinder, seh- und umfassend beeinträchtigter Kinder und Jugendlicher und durch intensive Diskussionen wurden viele innovative und kreative Ideen entwickelt“, sagt die Schulleiterin Heike Sandrock bei der feierlichen Eröffnungsveranstaltung am vergangenen Mittwoch. „Diese wurden im Bau umgesetzt und machen das generalsanierte Gebäude zu einem außergewöhnlichen Projekt für außergewöhnliche Schüler.“

    Spezielles Farbkonzept

    Frank Tollkühn, Konrektor, erklärt eifrig die Details: Da wurden zum Beispiel Blenden vor den geöffneten und an der Wand festgehakten Türen angebracht, damit sich Blindenstöcke nicht in den Spalt dazwischen verirren können.

    Ein spezielles Farbkonzept an den Türen erleichtert Kindern mit Sehschwierigkeiten die Orientierung bei den vielen Eingängen. Zusätzlich sind ertastbare Schildchen mit Aufschriften in Normal- und Braille-Schrift an den Zimmern angebracht.

    Außerdem wurden die Türgriffe speziell designed. Die Klinken der Klassenzimmer sind andere als die der WC's. „Für Außenstehende macht das keinen Unterschied, Kindern mit Sehbeeinträchtigung hilft es im Alltag ungemein“, sagt Tollkühn und öffnet die Tür zum Raum für Musiktherapie.

    Hier arbeitet Markus Rummel, selbst sehbehindert, mit den Kindern und Jugendlichen an ihrer Wahrnehmung. „Besonders begeistert sind die Kinder von dem schwingenden Boden“, sagt er und dreht an einem Knopf der Musikanlage. Wer nun die Hand auf den Boden legt, spürt die Tonwellen und kann den Song „hören“ – auch ohne Hörvermögen.

    235 Schüler in 40 Klassen

    Insgesamt 235 Schülerinnen und Schüler in 40 Klassen kommen seit April 2017 täglich in den Genuss einer solchen Förderung. Das sei auch heute, in Zeiten der Inklusion, keine Selbstverständlichkeit, sagt Ministerialrat Erich Weigl, der in Vertretung des Kultusministers Ludwig Spaenle an der Eröffnungsfeier teilnimmt. Inklusion sei offiziell zwar Aufgabe aller Schulen, sagt Weigl, dennoch seien besondere Förderungsorte unter der Kompetenz von Sonderpädagogen unverzichtbar.

    Das sei außerdem ganz im Sinne des Begründers der heutigen Förderung im Bereich Sehen, Graf Moritz zu Bentheim-Tecklenburg-Rheda. „Jeder Mensch ist einzigartig und hat ein Recht auf Selbstbestimmung, Respekt, Würde, Heimat und Bildung“, soll der Graf gesagt haben, als er sich Mitte des 19. Jahrhunderts dafür einsetzte, dass auch blinde Kinder Schulen besuchen dürfen.

    Idealerweise Schulen, die ihren besonderen Bedürfnissen entsprechen. Aus der Vision des Grafen ging 1853 das unterfränkische „Kreisblindeninstitut“ sowie ein „der Fürsorge für Blinde, ohne Unterschied des Standes, der Religion und des Geschlechts“ gewidmeter Verein hervor, den Würzburg heute als die Blindeninstitutsstiftung kennt.

    Die Stiftung ist bayernweit das Dach mehrerer Blindeninstitute, die sich für das Recht auf lebenslange Bildung nicht nur beeinträchtigter Menschen engagieren.

    So beginnt auch das Leistungsangebot der Graf-zu-Bentheim-Schule mit schulvorbereitenden Klassen und Grundschulstufen. Mit der Mittelschule werden die Jugendlichen auf die Berufsschule und ein Leben außerhalb des Schulcampus vorbereitet.

    Dass trotzdem alle irgendwie zusammengehören und eine Schulfamilie sind, zeigen die Theatereinlagen auf der Veranstaltung: Groß und Klein lassen mit viel Spaß auf der Bühne die Bauarbeiten Revue passieren. „Schulen werden nicht alt“, sagt Heike Sandrock, „sondern erfahrungsreicher, allenfalls altehrwürdiger. Jung bleiben sie immer.“

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