Es gibt in einer Musikhochschule einfach wahnsinnig viel, was von außen nicht wahrgenommen werden kann. Beispielsweise die rund 50 Klaviere, die in einer Werkstatt im Hause irgendwann einmal gestimmt oder repariert werden müssen. Es gibt ein eigenes Ton-Studio im Keller, wo junge Musiker jetzt mit modernster Technik lernen, eine CD zu produzieren und sei es nur zu Demonstrations-Zwecken. Ein Haus, das von Streichern, Bläsern und Pianisten genutzt ist, braucht ein umfassendes Dämmungs- und Lärmschutz-System. Man soll sich beim Unterricht der feinen Töne ja gegenseitig möglichst nicht stören.
Aufgrund der Bauarbeiten gab es in den letzten beiden Jahren allerdings größere Koordinationsprobleme, weil die Presslufthämmer der Handwerker und der Musik-Unterricht unter einen Hut gebracht werden mussten. „Wir haben den Semester-Betrieb bei laufender Baustelle geschafft“, darauf sind der Leiter des Staatlichen Hochbauamts Joachim Fuchs und die Kanzlerin der Musikhochschule Birgit Baumann schon stolz. Natürlich konnten bestimmte Arbeiten nur in den Semesterferien durchgeführt werden. Deshalb wird gerade jetzt noch in verschiedenen Bereichen auf Hochtouren gearbeitet, damit zu Semesterbeginn die Baustellen verschwunden sind.
Aushängeschild bleibt natürlich der große Konzertsaal, der lange Zeit nicht mehr zur Verfügung gestanden hat. Hier wurde die komplette Vertäfelung aus Eschen- und Ulmenholz abgenommen und original wieder angebracht, nachdem dahinter die gesamte Technik einschließlich der Dämmung modernisiert worden ist. Die 240 Leuchten sind jetzt auf Energie-Sparen getrimmt. Ohne die Raumstruktur des Würzburger Künstlers Bernhard Hauser zu zerstören, wurden zusätzliche Diffusoren und Reflektoren eingebaut. Allerwichtigster Faktor und auch Auslöser der großen Sanierungs-Maßnahme waren Vorgaben des Brandschutzes, denen nun Rechnung getragen wird. Und natürlich gibt es keinen Zweifel daran, dass technisch absolut alles getan wurde, um die Akustik noch ein wenig zu verfeinern – für den besten aller Würzburger Konzertsäle.
Orgel als kleine Sensation
Als kleines Sahnehäubchen für die Sanierungsmaßnahme ist jetzt auch eine neue mechanische Orgel für den großen Konzertsaal genehmigt, die 2,2 Millionen Euro kostet. Der Einbau ist für 2012 geplant. Bislang gibt es eine elektronische Orgel, die die Anforderungen an Konzerte mit sehr hohem Niveau nicht erfüllen kann. Erst seit Juli ist bekannt, dass die Mittel für die neue Orgel zur Verfügung stehen. Diese soll dann im hinteren Teil des Konzertraums installiert werden. Das bedeutet, dass rund 100 Sitzplätze wegfallen werden. Damit hätte der große Konzertsaal noch rund 700 Plätze. „Wir haben nach 40 Jahren aus einem guten Raum einen sehr guten Raum gemacht“, so Joachim Fuchs.
Vielleicht kann die Öffentlichkeit auch bald von der Modernisierung des kleinen Saals der Musikhochschule profitieren. Er hat 120 Plätze, eine jetzt noch attraktivere Bühne und wurde bislang hauptsächlich hochschulintern genutzt, beispielsweise für Vorträge, Prüfungen oder Klassenabende. Bei der perfekten Ausstattung will die Kanzlerin eine öffentliche Nutzung in Zukunft nicht ausschließen.
Ein wichtiger Bestandteil der Gesamtmaßnahme war auch die energetische Sanierung des Gebäudes. Das Haus hat rundum eine Wärme-Dämmung erhalten, um künftig Energie-Kosten zu sparen. Auf dem Dach wurde eine Photovoltaikanlage installiert, die rund 5000 Kilowattstunden zur Stromversorgung beitragen soll.
Die Konzertsäle stehen ab Oktober wieder zur Verfügung. Eine Eröffnung ist für 5. November vorgesehen. Am 8. November ist ein „Tag der offenen Tür“ geplant, damit auch die Öffentlichkeit hinter die Kulissen der Musikhochschule blicken kann. Die Musikhochschule Würzburg hat rund 650 Studierende, verteilt auf die Standorte Hofstallstraße, Residenzplatz (Hofstraße) und Bibrastraße.