Der Verein Schautanzgruppe Kürnach (STG) mischt auf bayerischer Ebene unter den Top 5 mit. Sein hohes Niveau hält der Verein seit zwei Jahrzehnten. "Fleißig trainieren", antwortet Vereinsvorsitzende Selina Dürr auf die Frage nach der Erfolgsmethode. "Tanztechnik ist das Wesentliche: Sprünge, Drehungen etc. Die Choreographien werden drumherum gearbeitet". Bemerkenswert ist: die STG-Tänzerinnen kommen alle aus Kürnach und der näheren Umgebung und sind im Landkreis Würzburg die einzigen, die diesen Sport betreiben. Nach 2023 war die STG jetzt wieder selbst Ausrichter eines Ranglistenturniers im Deutschen Verband für Garde- und Schautanzsport e.V. (DVG). Auch das ist eine enorme Leistung.
1700 Tänzerinnen und Tänzer waren am Wochenende in der Höllberghalle auf der Bühne. Da wird es eng in den Umkleideräumen für teils bis zu 30 Tänzer einer Formation. Auch das Feuerwehrhaus nebenan ist Quartier. Andere Gruppen sind gleich geschminkt und im Tanzdress angereist. Aufwärmen und Dehnen geht in jeder Ecke und sogar im Gewusel des Hallen-Foyers. Die weitesten Anreisen hatten Tänzerinnen und Tänzer aus Görlitz und Jülich auf sich genommen. Übernachtungen blieben der Organisation aber erspart. Dennoch: 45 Vereine, die teils mit mehreren Gruppen antreten, sind eine Herausforderung. Es geht um Hochleistungssport mit dem Bonus phantastischer Kostüme und Choreografien sowie vielfältigster Themen bei den Schautänzen. Die STG tritt aktuell unter anderem mit "Glück" und "Hexenverbrennung" an.
Die STG ist derzeit ganz auf Turniere ausgerichtet, hat selbst das 25-jährige Bestehen des Vereins 2024 nur vereinsintern gefeiert. Immerhin besuchen die Turniergruppen drei bis sechs solcher Ranglistengturniere pro Saison und dann – je nach Wertung – die Meisterschaften. Nachwuchssorgen gibt es nicht. Junge Talente wie Luise Pfeufer (8) werden sogar von drei Trainerinnen gecoacht. Sie war diesem "Heimspiel" allerdings nicht zugewiesen.
Höllberghalle wettkampftauglich gemacht
180 Helferinnen und Helfer hat Selina Dürr in ihrem Stab. Die Aufgabe: die Höllberghalle wettkampftauglich machen, damit die Glitzerfischli aus Volkach am Samstagmorgen pünktlich um 8.30 Uhr vor den fünf Wertungsrichtern erscheinen können. Am Freitag von 15 bis 21 Uhr wurde dafür aufgebaut: Bühne, Jury-Podest, Ton- und Bildtechnik.
"Wofür 96 Liter Milch?", wunderte sich Hausmeister Hermann Neubert da noch. Inzwischen weiß er, "dass ich die Veranstaltung etwas unterschätzt habe". Defekte Spülmaschine, ein kurzzeitiger Elektrik-Ausfall bei den Kaffeemaschinen, Toilettenpapier nachfüllen, hinterherwischen, wenn die Aufregung auf den Magen geschlagen ist. Kühl-Packs für die orthopädischen Zwischenfälle gibt es bei der Rotkreuz-Bereitschaft gleich neben der Bühne. Insgesamt, so Neuberts Einschätzung, läuft alles ruhig. Vom Büro-Fenster aus hat er die Halle im Blick und festgestellt: Die Eltern-Fanclubs sind, wenn es um den Ehrgeiz geht, auch hier die Schlimmeren.
Gewaltige Sprünge und stampfende Marschschritte
Für die Kürnacher Zappelmäuse, die den "Alarm im Ameisenhaufen" tanzten, war der lautstarke Familien-Support mit hochgereckten Papp-Ameisen zumindest nicht schädlich. Sie punkteten im Charakter-Tanz für Platz 2. Denn "ruhig" gilt natürlich nicht für die Halle. Zur Atmosphäre hier gehört die jeweilige Musik, Anfeuerungsrufe, Jubel und Klatschen. Das Beben der Bühne als Pendent zur tänzerischen Leichtigkeit klingt da nur noch bei den gewaltigsten Sprüngen und stampfenden Marschschritten durch.
Ständiges Kommen und Gehen ist charakteristisch für die Turniertage. Ebenso die Belagerung der Küchentheken: 530 Bratwürste, 280 Kilogramm Pommes Frites, 50 Kilogramm Ofenkartoffeln, 500 Laugenstangen, 20 Kilogramm Falafel. Von den 50 Kuchen sind noch genau zwei Stückchen da, als das Turnier mit der letzten Siegerehrung am Sonntag um 19.20 Uhr endet, Bratwürste und Ofenkartoffeln waren längst aufgegessen. Noch während Gruppenfotos auf der Bühne gemacht werden, wird die Tischdekoration bereits eingesammelt, die Stühle gestapelt. "Um Mitternacht ist die Halle leer", blickt Dürr voraus. Das nächste DVG-Ranglistenturnier findet am 15. und 16. März beim JTSC Dettelbach statt.
Wertungen für die STG KürnachSchülerklasse: Nadja Beck & Greta Wurmb, Schautanz Duo 1. Bundesliga (BL), 246 Punkte, 5. Platz.Zappelmäuse: Charakter 2. BL, 233 Punkte, 2. Platz. Formation Torbellino, Freestyle 1. BL, 253 Punkte, 5. Platz.Jugendklasse: Formation Soleil, Freestyle 2. BL, 218 Punkte, 3. Platz.Hauptklasse: Chiquitas, Charakter 1. BL, 267 Punkte, 5. Platz.Aktuelle Titel: Duo Nadja & Greta, 4. Bayerischer Meister. Zappelmäuse, 5. Bayerischer Meister. Formation Torbellino, 5. Bayerischer Meister. Chiquitas, 2. Bayerischer MeisterTrainerinnen: Annika Schmitt, Stefanie Schmitt, Silvia Roth, Silvia Fischer, Kristina Dürr, Selina Dürr, Marina Ludwig, Marie Neuerer, Alina Chianese.Quelle: STG Kürnach