Nach Bekanntwerden der Missstände rund um den Tierschutz im Schlachthof Tauberbischofsheim (Lkr. Main-Tauber) wertet die Staatsanwaltschaft Mosbach derzeit Videoaufnahmen aus dem Schlachthof aus. Neue Informationen zu dem Fall gebe es derzeit nicht, so der Sprecher der Staatsanwaltschaft Florian Sommer. „Die Polizei arbeitet mit Hochdruck daran“, sagt er. Doch die Ermittlungen könnten sich noch ein paar Wochen hinziehen.
Vor gut drei Wochen hatten die Fastfood-Kette McDonald?s und der Augsburger Verein Soko Tierschutz gegen den Betreiber des Schlachthofs, den Nahrungsmittelkonzern OSI, Strafanzeige gestellt. Grund ist der Verdacht des Verstoßes gegen den Tierschutz. Hintergrund waren sowohl Aufnahmen von Überwachungskameras des Betriebs als auch von den Tierschützern heimlich gedrehte Szenen, auf denen zu sehen ist, wie die Rinder gequält und bei Bewusstsein aufgeschlitzt wurden.
Maßnahmenkatalog muss geprüft werden
Auch das Landratsamt Main-Tauber prüft derzeit, inwieweit es zu Verfehlungen beim Tierschutz unter der Beobachtung amtlicher Veterinäre gekommen sei. Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft liefen dazu ebenfalls. Das Landratsamt hatte den Schlachthof infolge der Vorwürfe dicht gemacht. Berichten zufolge sei als weitere Konsequenz ein Mitarbeiter des Landratsamts bereits entlassen worden. Diese Aussage will Pressesprecher Markus Moll weder bestätigen noch dementieren.
Die Hynek Schlachthof GmbH, die 2017 von OSI übernommen wurde, hat nun den Behörden einen ersten Entwurf eines Maßnahmenkatalogs zur Verbesserung des Tierschutzes vorgelegt, der „intensiv und kritisch überprüft werden muss“, so Moll. Laut OSI gehören zu diesen Maßnahmen Veränderungen in der Infrastruktur und im Gebäude, der Arbeitskultur bei Mitarbeitern und Management sowie erneute und verbesserte Informationen zum Tierschutz entlang der Lieferkette und striktere Kontrollen. „Genaueres kann man dazu aber nicht sagen“, so ein Sprecher des Konzerns.
Nach der Prüfung des Maßnahmenkatalogs müsse das Landratsamt Main-Tauber-Kreis nun entscheiden, „ob die vom Unternehmen vorgelegten Vorschläge ausreichend seien zur konsequenten Einhaltung aller Erfordernisse des Tierschutzes auf dem Betrieb“, so Moll. Auch von Seiten des Landratsamts könne man aber noch keine konkreten Beispiele zu den Auflagen nennen.
Soko Tierschutz bekommt immer mehr Informationen
Am Sonntagabend hatte der Verein Soko Tierschutz eine Podiumsdiskussion zu den Missständen im Schlachthof veranstaltet. Zu der Diskussion waren auch Vertreter von OSI, des Landratsamts und sämtlicher Parteien eingeladen worden – doch nur die Grünen-Politikerin Birgit Väth war dieser Einladung gefolgt.
Soko Tierschutz bleibt an dem Fall dran und wertet derzeit weitere Informationen aus, denn es hätten sich immer mehr Personen zu den Vorfällen in dem Schlachthof gemeldet. „Bei dem Ganzen hängt ja noch viel mehr dran. Zum Beispiel Missstände im Mastbetrieb oder bei dem Transport der Tiere“, so der Vorsitzende des Vereins Friedrich Mülln. Solche Informationen zu überprüfen sei aber schwieriger geworden, denn der Konzern OSI ließe seine Betriebe jetzt noch besser überwachen. „Da frage ich mich: Wieso hat man super ausgerüstetes Wachpersonal, wenn man doch sagt, man hat nichts zu verstecken“, so Mülln.
Mitarbeiter im Schlachthof vorläufig von Arbeit freigestellt
Die Soko Tierschutz will aus anonymen Quellen erfahren haben, dass mehrere Schlachthofmitarbeiter immer wieder im Dienst betrunken gewesen seien. Dies sei dem Verein nun von weiteren Zeugen bestätigt worden. „Ich selber habe hinter dem Schlachthof versteckte Schnapsflaschen gefunden“, sagt Mülln. Man habe außerdem die Information, dass einer der Mitarbeiter wohl alkoholkrank gewesen sei.
Ein Sprecher des Konzerns OSI sagt, der Konsum alkoholischer Getränke während der Arbeit sei generell nicht gestattet. „Bei Verfehlungen oder persönlichen Problemen führen wir Gespräche und suchen, wo möglich, gemeinsame Lösungen im Sinne der Mitarbeiter“, so der Sprecher. Im Falle von eventuellen Erkrankungen werde der Mitarbeiter unterstützt.
OSI hatte im Zuge des Videomaterials auch eigene Untersuchungen gegen Mitarbeiter geführt. „Als Ergebnis unserer Untersuchungen wurden einzelne Angestellte im Schlachthof, die für den Umgang mit den Tieren zuständig waren, bis zum Ende der Untersuchung vorläufig von der Arbeit freigestellt“, so der Konzern. Die Mitarbeiter würden gerade vor allem ihren alten Urlaub abbauen.