Hoffmann, der aus der Landwirtschaft kommt und die "Viecher kennt, die es bei uns so gibt", kam das exotisch anmutende Tier spanisch vor - er informierte sicherheitshalber die Polizei. Die kam wenig später, verständigte wiederum Feuerwehr und Veterinäramt und beobachtete die Schlange. Auf dem ersten Blick konnten die Beteiligten nicht ausschließen, dass es sich um die aus Südostasien stammende Giftschlange Mangrove Nachtbaumnatter handelt. Die nämlich könnte mit ihrem Giftbiss einem Kind durchaus gefährlich werden. Unter hohen Sicherheitsvorkehrungen brachte deshalb Amtstierarzt Dr. Ralph Zechmeister das Tier ins Veterinäramt in der Theaterstraße.
Nach einer Nacht im sicherem Behältnis wurde die Natter dem Schlangenexperten Dr. Dieter Mahsberg vom Biozentrum der Würzburger Universität vorgestellt. Dieser gab schließlich Entwarnung: Es handelte sich bei der Fundschlange um eine ungefährliche Amurnatter. Momentan, verrät der Biologe, sei es für ihn nichts Ungewöhnliches, dass Schlangen bei ihm abgegeben werden. "Bei dem Wetter machen auch Schlangen gerne mal Ausflüge, da ist man sein Haustier schnell los, wenn die Unterbringung nicht dicht ist", sagt er. Auch wenn diesmal keine Gefahr bestand, bestätigt das Veterinäramt, dass sich Hoffmann als besorgter Vater ganz richtig verhalten hat.
Beim Auffinden von Schlangen solle man immer über den Notruf die Polizei zu verständigen. "Selten zwar, doch immer wieder tauchen auch in Deutschland Giftschlangen auf, meist aus illegaler Haltung ausgesetzt", erklären die Fachleute. Vorsicht sei also angebracht. Die Haltung von Amurnattern jedoch ist erlaubt und ungefährlich und bedarf auch keiner vorherigen Genehmigung. Um solche Situationen und Panik zu vermeiden, sei es aber wichtig, "Schlangen so aufzubewahren, dass sie sich nicht davonmachen", rät der Veterinär. Jelinek übrigens erinnert sich, dass es erst im letzten Jahr in Gerbrunn, In der Ebene, Schlangenalarm gab. "Die Natter, die wir damals sicherstellten, sah ziemlich genauso aus, wie die vom Mittwoch", erinnert er sich. Auch das Reptil damals war nicht giftig gewesen. Allerdings auch nicht lebendig. Beim Einfangen nämlich entpuppte sich das reglose Tier als Plastiknachbildung. Wo die herkam, interessierte damals nicht mehr. Jetzt allerdings ist das anders. Wer im Raum Gerbrunn seine Schlange vermisst, kann die Amurnatter beim Veterinäramt abholen. Angesichts der Einsatzkosten versucht auch die Polizei den säumigen Tierhalter zu ermitteln.