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OCHSENFURT/UFFENHEIM: Schlecker-Angestellte: Zwischen Bangen und Hoffen

OCHSENFURT/UFFENHEIM

Schlecker-Angestellte: Zwischen Bangen und Hoffen

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    Gute Aussichten: Nach der Übernahme-Offerte durch den Investor Dubag sind Waltraud Jungbauer (links) und Sandra Gnirck von der „Ihr Platz“-Filiale in der Ochsenfurter Innenstadt zuversichtlich. Stichhaltige Informationen haben aber auch sie bislang nicht bekommen.
    Gute Aussichten: Nach der Übernahme-Offerte durch den Investor Dubag sind Waltraud Jungbauer (links) und Sandra Gnirck von der „Ihr Platz“-Filiale in der Ochsenfurter Innenstadt zuversichtlich. Stichhaltige Informationen haben aber auch sie bislang nicht bekommen. Foto: Foto: Gerhard Meissner

    Die große Unsicherheit unter ihren über 100 Kolleginnen im Raum Würzburg sei derzeit das größte Problem, beklagt Betriebsratsvorsitzende Eva-Maria Windisch. Seit vergangener Woche sei klar, dass der Drogeriekonzern Schlecker zerschlagen wird. Weitere Informationen kenne sie derzeit aber nur aus den Medien.

    Die Nachricht vom endgültigen Aus war in der vergangenen Woche mit Enttäuschung, Wut und Hilfslosigkeit aufgenommen worden, erzählt die Betriebsrätin, „weil man bis zum Schluss gehofft hat, dass es weitergeht“.

    „Die Politiker werden hinterher sagen: Wir haben alle untergebracht.“

    Eva-Maria Windisch Betriebsratsvorsitzende

    In Ochsenfurt, wo die Betriebsräte seit Schließung der Niederlassung in Kürnach ihr Büro haben, hat die Nachricht von der möglichen Übernahme durch den Münchner Investor Dubag zumindest einen Funken Hoffnung ausgelöst. Der Schlecker-Markt in der Marktbreiter Straße gehört zu den XL-Filialen, die Dubag gemeinsam mit den Filialen der Schlecker-Tochter „Ihr Platz“ übernehmen will.

    Bei „Ihr Platz“ in der Ochsenfurter Altstadt herrscht entsprechende Zuversicht. Nach Monaten der Ungewissheit sehe sie der Übernahme positiv entgegen, sagt Ihr-Platz-Mitarbeiterin Waltraud Jungbauer. Stichhaltige Informationen sind aber auch hier Mangelware. „Wir warten drauf, dass endlich ein Fax kommt“, so Jungbauer. „Was wir wissen, wissen wir bisher nur aus der Zeitung.“

    Von den Verhandlungen auf Konzernebene seit dem Insolvenzantrag Ende Januar habe man in der Filiale ohnehin kaum etwas mitbekommen, meint Mitarbeiterin Sandra Gnirck. Die Löhne seien bisher pünktlich gezahlt worden, und das sei schließlich gegenwärtig das Wichtigste. Wie lange das so bleiben wird, ist in den Augen der Betriebsrätinnen derzeit fraglich. Aufschluss erhofft sich Eva-Maria Windisch von einer Betriebsrätekonferenz am heutigen Dienstag in Nürnberg. Dort will sie auch in Erfahrung bringen, wie sicher das Übernahmeangebot aus München ist.

    In Uffenheim herrscht derweil ebenfalls Ratlosigkeit bei den Schlecker Mitarbeiterinnen. Zwei Filialen gibt es dort, darunter eine XL-Schlecker. Wie lange noch, das wissen die Mitarbeiterinnen nicht. Äußern wollen sie sich gegeben über der Main–Post nicht. Über ihre Zukunft sei ihnen nichts bekannt. Gleiches gilt für Schlecker in Eibelstadt. Sie wisse nicht wie es weitergeht, meint eine Mitarbeiterin. Ihren Namen will sie nicht nennen. „Wir sind traurig und fassungslos.“ Mehr wollen auch die beiden Verkäuferinnen der Giebelstädter Schlecker-Filiale nicht sagen.

    Trotz der in Aussicht stehenden Übernahmeangebote bleibe ungewiss, zu welchen Bedingungen die Mitarbeiterinnen übernommen werden sollen, bedauert Betriebsrätin Eva-Maria Windisch. Entgegen vieler Gerüchte, seien die langjährigen Mitarbeiterinnen nach dem Tarifvertrag des bayerischen Einzelhandels bezahlt worden. Die Entscheidung, Mitarbeiter zu Billiglöhnen in eine Leiharbeitsfirma auszulagern, habe Schlecker lange vor der Insolvenz zurückgenommen worden.

    Nachdem die Dreimonatsfrist verstrichen ist, in der die Arbeitsagentur Insolvenzausfallgeld zahlt, war Konkursverwalter Arndt Geiwitz für die Löhne eingesprungen – bis jetzt. Was nach der endgültig gescheiterten Sanierung passiert, steht in den Sternen.

    Bei einer Übernahme könnte es vor allem die älteren Mitarbeiterinnen treffen, fürchtet eine Betriebsratskollegin, die seit 18 Jahren bei Schlecker arbeitet. Junge Kolleginnen seien billiger, sagt sie, und Erfahrung sei heute nicht mehr gefragt.

    „Es ist die Befürchtung, dass wir unseren Arbeitsplatz zurückbekommen, aber nur mit empfindlichen Lohnabschlägen“, meint Eva-Maria Windisch. „Die Politiker werden hinter sagen: Wir haben alle untergebracht“, prophezeit sie. Zu welchen Konditionen – danach frage dann niemand mehr.

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