Das Büro des Schlossherrn wurde zum Umkleideraum für die Sänger, die Einfahrt ins Schloss zur Bühne, der Schlosshof zum Konzertsaal und die Schlossscheune zur Cafeteria. Zum zehnten Mal lud der Reichenberger Karibuni-Eine-Welt-Verein zu einem Benefizkonzert auf Schloss Reichenberg ein, zum zweiten Mal nach 2007 mit dem Würzburger Bachchor.
Über 250 Zuhörer erlebten an diesem sommerlichen Abend ein ungewöhnliches Kulturereignis. Unter den Gästen auch Martin Rieger, der für das Karibuni-Straßenkinder-Projekt „Der kleine Nazareno“ ein Kinderdorf leitet. Karibuni-Vorsitzende Maria Weiss: „Sie bringen uns heute die brasilianische Sonne nach Reichenberg“.
Unter der Leitung von Christian Kabitz sang der Bachchor unter dem Motto „Bachchor goes Broadway“ unvergessliche Titel aus der großen Zeit der amerikanischen Musicals und der berühmten Tonfilme Hollywoods sowie Evergreens aus den deutschen UFA-Erfolgen der 30er Jahre. Stücke wie „Tea for Two“, „Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da“, „Ich brauche keine Millionen“, „Old Man River“ oder „Somewhere over the Rainbow“ verführten die Besucher zum Mitsummen oder Mitwippen. Ihren Teil zum Erfolg des Abends trugen auch Pianist Jeremy Atkin und Solist Simon Tischler (Bass) bei. Die Sängerinnen und Sänger kamen nach zwei Stunden nicht um eine Zugabe herum.
Vorsitzende Maria Weiss ist eine der Motoren des 17 Jahre alte Karibuni-Eine-Welt-Vereins. Mit ihren einsatzfreudigen Vereinsmitgliedern richtete sie nicht nur drei Benefizkonzerte im Schlosskeller und mittlerweile auch sieben weitere im Schlosshof aus. Weiss selbst war auch zur Stelle, als am Freitagabend ein erfrischender Windhauch die Noten des Pianisten in Gefahr brachte. „Danke dafür, dass wir seit Jahren ihr Schloss auf den Kopf stellen dürfen“, wandte sie sich an Christoph von Seydlitz-Wolffskeel.
Es war ein glücklicher Zufall, dass Kinderdorfleiter Martin Rieger gerade in Deutschland weilte und so mit Frau und Kind zum Konzert nach Reichenberg kommen konnte. Weiss verriet, dass der Versicherungsmathematiker aus dem Raum Regensburg vor 16 Jahren eine neue, sinnfüllende Herausforderung gesucht hatte und dabei auf den 1994 von den Brüdern Werner und Bernd Rosemeyer gegründeten Verein „Der kleine Nazareno“ aufmerksam geworden war. Dieser Verein hatte es sich zur Aufgabe gemacht hatte, Straßenkindern in den brasilianischen Großstädten Fortalezza und Recife eine Überlebens- und Zukunftsperspektive zu geben. Mit Erfolg vermittelt das Projekt den jungen Leuten Schul- und Berufsausbildung. Weiss hatte Riegers Kinderdorf in Recife selbst besucht und sich vergewissert, dass dort „sauber, effektiv und liebevoll für die Kinder gearbeitet wird“. Sie plauderte auch aus, dass Rieger erst dieser Tage seinen zehnten Hochzeitstag hatte feiern können mit seiner Frau Rose, die er in Brasilien kennen gelernt hat und „die gerade vorhatte, ins Kloster zu gehen“.
Riegers Dank galt dem Karibuni-Verein und all den Spendern. Mit dem Geld können vielfältige Wünsche erfüllt werden, so auch der eines Straßenjungens, der bei Rieger lernte und nun seine Mutter in einem eigenen kleinen Häuschen zu sich nehmen möchte. Die Besucher des Reichenberger Konzertes gaben wieder großzügig.
Mehr über die Straßenkinderhilfe „Der kleine Nazareno und den Reichenberger Eine-Welt-Verein im Internet unter www.nazareno.de und www.karibuni-reichenberg.de