Leidenschaft, breites Wissen über die Region, die Böden und Pflanzen dort sowie die Liebe zum Handwerk – das vereint Peter Piesch aus Randersacker. Sein Talent steckt der Weinbauer in seine Reben – und in seine Brände.
„Unseren Wein“, erklärt Piesch, „bauen wir nicht selber aus, sondern liefern die Trauben ans Weingut am Stein. Wir machen praktisch nur die Handarbeit im Weinberg.“ Handarbeit nach altem Brauch, das zeichnet auch das Hobby des gebürtigen Randersackerers aus.
Ein hochprozentiges Hobby, das sich nun langsam zu einem Nebenerwerb entwickelt.„Unser Problem ist, dass meine Frau Andrea und ich tagsüber meistens im Weinberg sind. Fahren Kunden dann extra von der Autobahn ab und bei uns vorbei, sind wir oft nicht da.“ Möglichst vorher anrufen, empfiehlt er deshalb.
Weil das früher anders war, als Piesch‘ Mutter noch mit im Haus lebte, hat er Kunden aus ganz Deutschland.
„Mein Vater hat gerade mal zwei bis drei Sorten gemacht.“
Peter Piesch Weinbauer und „Brandmeister“
Nun werden sich wohl noch einige österreichische Fans dazu gesellen. Denn drei Brände aus dem „Haus der Edlen Brände“ in der Mendsgasse in Randersacker wurden als Sortensieger von der Zeitschrift „Vinaria“ ausgezeichnet. „Vinaria“ nennt sich auch „Österreichs Zeitschrift für Weinkultur“.
Als einziger deutscher Teilnehmer rückte „der Handwerker aus dem Frankenland“, wie ihn das Magazin bezeichnet, unter die Phalanx der Profis aus dem Heimatland der Verkoster. Profis, bei denen eine Flasche schon mal über 100 Euro kostet und die Flaschen ähnlich gestylt sind wie für Parfüm.
Er selbst füllt seinen Klaren in einfache, schlanke Glasflaschen. Nur ein dezentes Logo auf dem Etikett weist auf die Herkunft hin. Er will nicht mit dem Schein locken, sondern mit der Wirkung auf Zunge und Gaumen.
Seit 1992 hat Piesch die Tradition des Brennens wieder aufgenommen. Er arbeitet „old-fashioned“ mit der alten Brennerei seines Vaters aus dem Jahr 1939. Acht Stunden braucht er damit für den ersten Brand (Raubrand). Mindestens zwei Brände sind ein Muss. „Moderne Brennereien“, sagt er, „erledigen beide in zwei Stunden.“ Piesch aber schwört auf den Faktor Zeit, auf ehrliche Handarbeit – und eine ausgefeilte Zutatenliste.
Auf einem Grundstück von etwa einem Hektar Größe hat er 300 Büsche und 200 Obstbäume angepflanzt. Nicht weniger als 35 Obstsorten finden sich dort mittlerweile.
Als Grundlage für seine Brände nimmt der Randersackerer Äpfel, jeweils eine Tonne. „Das gibt dann so etwa 150 bis 200 Flaschen“. In Piesch Schatzschränkchen ruhen 99 verschiedene Sorten. „Mein Vater hat gerade mal zwei bis drei Sorten gemacht“, erinnert er sich schmunzelnd.
Höhepunkt seines Brennerleben ist für den Randersackerer der Gin. Während seiner Ausbildung zum Edelbrandsommelier entdeckte er, dass der auf Apfelbasis bestens funktioniert. So stieg er tief in die Welt des Gins ein. Jetzt wurde das mit der Wahl zum Sortensieger belohnt.
Wobei auch hier die Zahl 99 eine Rolle spielt. Piesch‘ unter anderem ausgezeichneter „Franken-Tschin“ von 2014, enthält nicht weniger als 99 Botanicals – aus biologischem Anbau oder naturbelassen.
Botanicals sind alle Aromen, die dem Gin beigefügt werden, um ihm seinen individuellen Charakter zu geben. Hierzu werden zum Beispiel Beeren, Rinden, Samen, Früchte, Fruchtschalen, Gewürze, Kräuter und Wurzeln verwendet. Sie verleihen dem Brand den letzten Schliff.
„Starker Auftritt und ebensolcher Abgang . . . Pur zu trinken ein Vergnügen!“
Das Urteil der Tester von „Vinaria“
Neben Wacholder nimmt Piesch etwa Lavendel- und Holunterblüten, Zitronen, Grapefruit und Zitronengras, aber auch so exotische Gewürze wie Mustang-Timbur (Himalaya-Pfeffer) und Jimbu. Letztere hatte er – immer in Gedanken an seinen Gin - bei einer Nepalreise auf dem Markt in Kathmandu gekauft.
Und weil die Endproduktion für den Gin mit nicht weniger als zehn verschiedenen Raubränden in die Weihnachtszeit fiel, mörserten, mahlten und schnitten er und seine Frau auch noch Kardamom und Zimt hinein.
Das Ergebnis überzeugt. Schon der betörende Duft, der dem Glas entströmt, verspricht einiges. „Starker Auftritt und ebensolcher Abgang . . . Pur zu trinken ein Vergnügen!“, urteilten die Tester.