„Die Leute wollen immer was Neues“, sagt der 43-Jährige. Eigentlich hat er mal Maschinenschlosser gelernt. Vor gut 20 Jahren stieg er dann auf Obstbau um und ist seit 2004 selbstständig. Wer Obst anbaut, ist „Stoffbesitzer“ und darf auch Schnaps brennen, zumindest in begrenztem Umfang. Günter Hassold entschloss sich, den Versuch zu wagen. Er fing mit einem Fachbuch an. Inzwischen nimmt er alljährlich am Bundessteinobstseminar teil, und seit 2010 ist er Inhaber eines Brennrechtes.
Hassold, der mit Frau, Kindern und Mutter im Altort von Sommerhausen lebt, verkauft seine Obstbrände und Liköre hauptsächlich auf dem bekannten Weihnachtsmarkt in seinem Heimatort, sowie in seinem Hofladen. Die Erfahrung hat ihn gelehrt, dass man mit immer dem gleichen Angebot bei den Kunden keinen Blumentopf gewinnt. Das Gartenexperiment einer Bekannten brachte ihn auf die Idee mit dem Chili-Likör. „Sie dachte, sie hätte Paprika angepflanzt“, sagt Hassold und lacht. „Aber es kam Chili dabei heraus.“
Hassold war aufgefallen, dass Chili in Kombination mit allen erdenklichen Lebensmitteln allgegenwärtig geworden war. Wenn die scharfe Schote Schokolade beigemischt werden kann, warum dann nicht auch einem Likör, fragte sich der Schnapsbrenner. Er ließ einige Chilischoten in reinem Alkohol ziehen und mischte das leuchtend rote Gebräu mit seinem Sauerkirschlikör. Beim Schnuppern an der Flasche ist die würzige Schärfe deutlich wahrnehmbar. „Dieses Jahr ist das Aroma etwas anders ausgefallen“, wundert sich Hassold, der schon wieder neuen Chili-Likör angesetzt hat. Es handelt sich ganz einfach um ein Naturprodukt, das sich nicht vorkonfektionieren lässt.
Günter Hassold verarbeitet seine Williams-Christ-Birnen, Mirabellen, Quitten, Sauer- und Schwarzkirschen sowie Zwetschgen zu Likören und Bränden. In einem von dicken Bruchsteinmauern umgrenzten Raum seines Anwesens steht die Destille, in der Hassold seine Brände macht.
Er destilliert zweimal: zuerst die Maische, das gemuste und mit Hefe und Säure versetzte Obst. Die beim ersten Brennvorgang gewonnene Flüssigkeit lässt er ein zweites Mal durch die Destille laufen und gewinnt daraus den Feinbrand.
Mittlerweile hat der 43-Jährige nach Schulungen und Sensorikseminaren so viel Erfahrung, dass er sich beim Absondern des leckeren Feinbrandes zwischen Vor- und Nachlauf nicht so sehr auf technische Geräte, als vielmehr auf seine Nase verlässt. Nur 40 Prozent Alkohol haben seine Brände.
„Das gefällt den Frauengruppen auf dem Weihnachtsmarkt“, schmunzelt er. Frauen liebten tendenziell die scharfen Schnäpse nicht so sehr. Außerdem komme bei geringerem Alkoholgehalt das Obstaroma besser zur Geltung.
An seinem Stand auf dem Weihnachtsmarkt achtet Hassold auf wohltemperierte Brände. „Am besten ist eine Temperatur von 16 Grad“, verrät er. „Wenn sie zu kalt sind, schmecken sie alle gleich.“ Weil Günter Hassold weiß, dass auch in diesem Jahr die Kunden wieder nach neuen Kreationen verlangen werden, hat er gerade einen Zwetschgen-Zimt-Likör in Arbeit. Stark im Trend liegen derzeit auch gelbe Kirschen.
Günter Hassold möchte auch zur Destillata 2014 wieder Proben einschicken – seine gelbe Kirsche soll dabei sein. Vielleicht schafft er es dann auch zur Preisverleihung. In diesem Jahr saß er statt im Palais Ferstel in Wien vor seinem Rechner in Sommerhausen und ging die Prämierungslisten durch.
„Es hat aber einige Tage gedauert, bis alle Ergebnisse feststanden“, sagt er. Neben dem Chili-Likör erhielt auch sein Sauerkirschbrand eine Silbermedaille und der Mirabellenbrand eine Bronzemedaille.
Der Sommerhäuser ist mit diesem Ergebnis hochzufrieden. „Ich wollte einfach wissen, wo ich mit meiner Ware stehe“, sagt Hassold. Bis 2017 das Branntweinmonopol fällt, will er sich einen guten Ruf als Brenner erarbeitet haben. Prämierungen, sagt Hassold, seien da wichtig. „Dann ist man in aller Munde.“