(ej) Die ereignisreiche Geschichte der Schönbornschule spiegelt den schul- und bildungspolitischen Aufschwung in Würzburg nach dem Zweiten Weltkrieg wider.
Es begann 1949 mit der Einführung einer städtischen Mädchenmittelschule, die an die Mozartschule in der Maxstraße, damals eine städtische Oberrealschule für Mädchen, angegliedert wurde. Seit dem Jahr 1956 war die aufstrebende Mädchenmittelschule selbstständige Lehranstalt und erhielt ein eigenes Gebäude, den wiedererrichteten Petrini-Bau der ehemaligen Petererschule. Auf Anregung der ersten Direktorin, Dr. Ida Wallner , gab ihr der Stadtrat am l. Februar 1956 den Namen „Schönbornschule“.
Die zunächst dreijährige Form wurde zwei Jahre nach der Gründung auf eine vierjährige umgestellt. Der Zulauf zur neuen Schule und die Resultate der Ausbildung waren so ermutigend, dass 1963 eine Höhere Handelsschule als Aufbauzug eingerichtet werden konnte, die man zunächst in ein siebenjähriges und dann 1967 in ein neunjähriges Wirtschaftsgymnasium umwandelte.
Zeitgleich erfolgte der Umzug in das neue Gebäude am Frauenlandplatz, ein funktionelles Bauwerk mit einer großen Aula im Zentrum. Damit waren eine Mittel- bzw. Realschule und ein Gymnasium als selbstständige Schulen unter einem Dach vereint. Die Prinzipien hießen Kooperation und Durchlässigkeit, schreibt Autor Dieter Weber. Personal, Fachräume und Lehrangebot ergänzten sich bei Bedarf gegenseitig, Schüler konnten ohne größeren Aufwand im gleichen Haus im geeigneteren Schultyp ihre Laufbahn fortsetzen.
Am 25. März 1980 gab der Stadtrat der Schule am Frauenlandplatz den Namen „Städtisches Schönborn-Gymnasium mit Realschule“. Sie vereinigte also unter einem Dach zwei eigenständige Schultypen, ein neunjähriges Gymnasium mit wirtschaftswissenschaftlichem und naturwissenschaftlichem Zweig sowie eine vierjährige Realschule der Wahlpflichtschwerpunkte Wirtschaft und Hauswirtschaft. Beide Schultypen sind für Mädchen und Jungen gleichermaßen zugänglich.
Den Geist der Schönbornzeit versuchte die Schule am Frauenlandplatz in moderner Form lebendig zu halten. Ausgehend vom ganzheitlichen Menschenbild des Barock sollen sich Wissenschaft und Musisches ergänzen. Die Künste, insbesondere Musik und Theater, werden intensiv gepflegt. Auf das moderne Wirtschaftsleben sind die Zweige von Gymnasium und Realschule ausgerichtet; sie sollen traditionelle Bildung und Praxisbezug miteinander in Einklang bringen. Der Fremdsprachenunterricht liefert einen Beitrag zur Völkerverständigung, die durch internationale Schüler-Austauschprogramme rege gepflegt wird.
Die Namensgebung der Schule war zunächst eine Reverenz an das gesamte Geschlecht der Schönborn, das ein Jahrhundert lang die Geschicke Frankens, seiner Hochstifte Würzburg und Bamberg, lenkte. Die Vertreter dieses Adelsgeschlechtes besetzten im 17. und 18. Jahrhundert fast unangefochten die Bischofsstühle am Mittelrhein und am Main. Den letzten Würzburger Bischof aus dem Geschlecht, Friedrich Karl von Schönborn, bestimmte man zum eigentlichen Patron der Schönbornschule. Daran erinnert auch das Porträt, das im Vorraum zum Direktorat der Schule am Frauenlandplatz zu sehen ist. Betrachtet man den Lebensweg des letzten Schönborn-Bischofs, so zeigt sich, dass es ein glücklicher Einfall war, nach ihm eine Schule zu benennen. Er bestimmte das geistige Leben seiner Zeit, Bildung und Schule spielten dabei eine maßgebliche Rolle.
Im Herbst 2001 endet die selbstständige Zeit der Schönbornschule. Sie verschmilzt für die nächsten zehn Jahre mit dem Mozart-Gymnasium, das seinen Standort in der Maxstraße verliert und ins Frauenland umzieht.