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OCHSENFURT: Schon wieder ein gutes Rübenjahr

OCHSENFURT

Schon wieder ein gutes Rübenjahr

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    Der Anteil befallener Blätter wird ausgezählt. Bei Überschreiten der Warnschwelle erhalten die Rübenbauern eine Mitteilung per SMS.
    Der Anteil befallener Blätter wird ausgezählt. Bei Überschreiten der Warnschwelle erhalten die Rübenbauern eine Mitteilung per SMS. Foto: Foto: Gerhard Meissner

    Seit wenigen Tagen ist der stellvertretende Leiter der Rübenabteilung in der Ochsenfurter Zuckerfabrik im gesamten fränkischen Anbaugebiet unterwegs. An einem Rübenfeld zwischen Geckenheim und Gollhofen packt er die Rodegabel und den Plastiksack aus dem Kofferraum. Der Acker gehört zu den 21 Standorten in Franken, an denen Veit Nübel in den nächsten Wochen regelmäßig vorbeischaut. Die Proberodung gibt den Landwirten erste Anhaltspunkte über die zu erwartenden Erträge. Vor allem aber liefert sie der Ochsenfurter Zuckerfabrik wichtige Daten für die Planung der Rübenabfuhr und der Verarbeitung.

    Auf einer markierten Fläche werden genau 20 Rüben aus dem Boden gezogen, das Blattwerk sauber abgeschippt und verwogen, die Fläche genau vermessen. Die Rüben sehen hier noch aus wie große Rettiche. Nur ihr süßer Geschmack deutet darauf hin, dass sie schon ordentlich Zucker gebildet haben. Gut 16 Prozent werden es wohl sein, sagt Veit Nübel. Genaueres wird später im Labor ermittelt.

    Unterstützt wird er diesmal von Sebastian Siebauer. Der Agraringenieur aus Niederbayern ist für ein Jahr Trainee in der Ochsenfurter Rübenabteilung, mit der Aussicht, später einmal selbst Rübeninspektor bei Südzucker zu werden. Eigentlich ist die Berufsbezeichnung längst veraltet, bei den Landwirten hat sie sich aber eingeprägt.

    Der Acker bei Geckenheim ist auch als Probefläche für das Blattkrankheiten-Monitoring registriert. Seit Wochen schon beobachtet Veit Nübel mit Sorge die Rübenblätter. Dank des feuchtwarmen Frühsommers sind sie mächtig ins Kraut geschossen, aber mit ihnen auch Pilzerkrankungen. Vor allem jener namens Cercospora beticola macht Probleme. „Einen derart starken Befall wie heuer hab ich noch nicht erlebt“, sagt Nübel. Völlig bekämpfen lasse sich der Pilz zwar nicht. Durch geeigneten Pflanzenschutz könne aber zumindest seine Ausbreitung gebremst werden, andernfalls drohe das gesamte Blattwerk braun zu werden. Die Rübe kann dann keinen Zucker mehr bilden.

    Blätter gezupft

    100 Blätter hat der Rübeninspektor willkürlich auf dem Acker abgezupft. Sein Kollege untersucht sie nach kleinen braunen Flecken. Deren Aussehen gibt Aufschluss, ob der Pilz auch hier zugeschlagen hat, oder ob es nicht bekämpfbare Blattflecken sind, die von einem Bakterium hervorgerufen werden.

    Die Warnschwelle von höchstens 15 befallenen Blättern in der ersten Augusthälfte ist bereits deutlich überschritten. An fast doppelt so vielen stellt Sebastian Siebauer die Flecken mit rötlichem Rand und dem charakteristischen grauen Pilzrasen diesmal fest. Das Ergebnis gibt Nübel an sein Büro weiter. Per SMS werden die Bauern informiert und müssen dann selbst entscheiden, ob sie auf ihren Feldern den Pilz bekämpfen.

    Der nächste Probeacker, zu dem sich Veit Nübel und Sebastian Siebauer aufmachen, liegt bei Hopferstadt, in einer der besten Lagen des Ochsenfurter Gaus. Die Rüben dort sind bereits deutlich größer. Der fruchtbare Löß speichert Wasser sehr gut und liefert auch in längeren Trockenphasen noch ausreichend Feuchtigkeit.

    600 Gramm wiegt eine Rübe bereits durchschnittlich – rund zwei Drittel ihres Endgewichts. Die Blätter sind groß und gesund. Unter dem Einfluss der UV-Strahlung aus dem Sonnenlicht bildet sich in ihnen aus Wasser und Kohlendioxid der Zucker. Assimilation heißt dieser Vorgang, der den Zuckergehalt bis zur Ernte noch auf rund 19 Prozent ansteigen lässt. Vorausgesetzt, eine lange Hitzeperiode im August bringt das Wachstum nicht doch noch zum Erliegen, denn der Wasservorrat im Boden ist heuer knapp. Alles in allem gute Aussichten: Der Ertrag liegt voraussichtlich über dem fünfjährigen Durchschnitt, sagt Veit Nübel. Und in diesen fünf Jahren sind zwei absolute Rekordjahre enthalten.

    Auch die Marktaussichten sind gut. Die höhere Nachfrage nach Ethanol aus Rohrzucker und Missernten im größten Zuckeranbaugebiet Australiens haben den Weltmarktpreis nach oben getrieben. Seit dem vergangenen Jahr hat er sich auf hohem Niveau stabilisiert, und die weltweite Nachfrage nach Zucker soll weiter steigen.

    Trotzdem tritt die Zuckerindustrie auf die Bremse. Um ein Überangebot im kontrollierten europäischen Zuckermarkt zu vermeiden, hat auch Südzucker den Bauern bereits in Aussicht gestellt, dass die Anbaufläche im kommenden Jahr um rund 20 Prozent reduziert werden muss. Auf den fruchtbaren Äckern Frankens bleibt die Rübe trotzdem eine der wichtigsten Feldfrüchte.

    Zuckerrübenernte 2012

    Ertragserwartung: Mit einem durchschnittlichen Rübenertrag von 74 Tonnen je Hektar rechnet die Südzucker AG in Franken nach der ersten Proberodung Anfang August. Das ist weniger als im absoluten Rekordjahr 2011, als rund 79 Tonnen pro Hektar geerntet wurden, aber mehr als im Durchschnitt der letzten fünf Anbaujahre. Der Ertrag schwankt abhängig vom Standort. So lag der Durchschnitt im Landkreis Würzburg bei 84 t/ha, im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim bei 85 t/ha, in Rhön und im Haßgau nur bei rund 71 t/ha.

    Zuckerertrag: Beim Zuckergehalt lagen die Rüben bei der ersten Proberodung Anfang August mit 16,38 Prozent deutlich im dem Schnitt der vorangegangenen fünf Anbaujahre (15,35 Prozent).

    Und auch der rechnerische Zuckerertrag weist mit derzeit 8,5 Tonnen je Hektar einen deutlichen Vorsprung zum Durchschnitt der Vorjahre auf. Nur 2011 war der Zuckerertrag bei der Proberodung höher (9,3 t/ha). Damals erreichten die fränkischen Zuckerrübenbauern mit einem Zuckerertrag 13,5 Tonnen je Hektar das beste Ergebnis in der Geschichte der Ochsenfurter Zuckerfabrik, nachdem die Ernte 2009 als Rekordjahr in die Annalen eingegangen war.

    Rübenkampagne: Die Rübenkampagne 2012 beginnt wie im vergangenen Jahr bereits Mitte September. Das genaue Datum geben Südzucker und Anbauerverbände erst wenige Tage zuvor offiziell bekannt. Die Rüben der insgesamt 4333 fränkischen Anbauer (25 915 Hektar) werden vorwiegend in Ochsenfurt verarbeitet. Kleinere Menggen aus den Grenzgebieten gehen nach Rain, Offenau, Wabern, Zeitz und Warburg (Biorüben). MEG/Quelle: Südzucker, VFZ

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