Würzburg ist kriminell – zumindest in den Romanen einiger lokaler Autoren. Da deckt ein Kommissar Kilian Verbrechen auf, da hat ein Kommissar Rottmann mit Silvanerleichen zu tun. Letztgenannter ist Mitglied beim Stammtisch der „Schoppenfetzer“ und stammt aus der Feder des Veitshöchheimers Günter Huth. Der „Schoppenfetzer“ – die Bezeichnung für einen Menschen, der gerne oder öfters mal einen Wein trinkt – ist als Romanfigur durchaus kein sprachlicher Irrtum, wie uns ein aufmerksamer Leser aus Ochsenfurt in einem Brief aufklären will. Er meint, es müsse wohl „Schoppen pfetzen“ und „Schoppenpfetzer“ heißen, weil das Wort „pfetzen“ die Bedeutung „zwicken, kneifen“ hat, sowohl für zusammengepresste Lippen als auch für Pobacken – was wiederum bei übermäßigem Weingenuss durchaus passieren kann.
Herr Huth muss aber trotzdem nicht seinen Hut nehmen und seinen Roman umbenennen – weil nämlich beide Formen erlaubt sind. Eine Suchanfrage bei Google ergibt für den Schoppenpfetzer mit „pf“ eine Trefferquote von 15, der Weingenießer mit „f“ kommt auf 1280 Treffer. Beide Formen sind fast ausschließlich in Franken beheimatet. Im Wörterbuch der Brüder Grimm lesen wir, dass „pfetzen“ eine „emotionale Form von „fetzen“ ist, die sich in erster Linie auf Menschen bezieht, die man zwicken, kneifen oder stechen will. Und wo sitzt man oft so eng beisammen, dass man sich regelrecht zusammengezwickt fühlt? In der Kneipe!
Das Wort kommt wiederum von „kneifen“, womit sich der Kreis schließt. Den Weinfreunden mag egal sein, ob sie fetzen oder pfetzen – Hauptsache, ihr Schoppen schmeckt. Und wen es noch immer zwickt, dem sei der eben erschienene „Kleine unterfränkische Sprachatlas“ – kurz KUSs – angedient, der auch eine Karte zu „zwicken“ enthält.