EIBELSTADT Eibelstadt ist nicht gerade eine Faschingshochburg. Aber es gibt jetzt schon seit drei Jahren die Eibelstadter Guggemusik, und die ist wirklich närrisch - vom klassischen Einzugsmarsch "Zarathustra" bis zum Gassenhauer "Ab in den Süden". Warum und wozu beantwortete Mathias Herrmann (Matschi), der die Truppe derzeit für den erkrankten Dieter Schindelmann anführt.
Frage: Das Ländle und die Schweiz sind in der Tat nicht weit. Aber wie kommt die Guggemusik nach Eibelstadt?
MATHIAS HERRMANn: Ich habe sie durch eine Jugendfreundin kennen gelernt, die in der Schweiz verheiratet ist. Nachdem ich dort jetzt schon sechs Jahre bei den Quastenflossern mitspiele und sie zu meinem 40. Geburtstag nach Eibelstadt kamen, nahm die Geschichte ihren Lauf. Dieter Schindelmann hat mit seiner Posaune bei meinem Geburtstag und anschließend beim Samba-Fest in Coburg ausgeholfen. Der Rest ergab sich dann wie von selbst.
Wie kommt's? Hat uns die Guggemusik in Franken gefehlt?
Herrmann: Unser musikalischer Schwerpunkt liegt auf Samba-Rhythmen aus dem südamerikanischen Karneval und auf Gaudi. Wir machen alles zum Spaß, ziehen zum Einheizen los und machen Blödsinn auf der Bühne. Wir lassen aber auch das Publikum mitmachen, mit Singen, Klatschen und Samba-Schritten, die wir ihnen notfalls beibringen. Das kommt an.
Muss man tatsächlich Musik spielen können als Guggemusiker?
Herrmann: Ja und nein. Drei Viertel unserer Spieler sind keine gelernten Musiker. Mit Trommeln und Rasseln kann beim Rhythmus jeder mitmachen, der Taktgefühl hat. Aber die Guggemusik hat schon Methode: Die Töne sind verzerrt und immer laut, aber falsch dürfen sie nicht sein. Es sind nur die Töne schräg und nicht die Stücke. Die Noten hat Dieter Schindelmann selbst auf die Besetzung zugeschnitten. Wichtig ist, zusammen anzufangen und zusammen aufzuhören. Und wir spielen auswendig. Apropos: ein paar Bläser wären noch gut. Tiefes Blech! Aber auch Trompeten und Saxophone!
Sind die Guggemusiker eigentlich das ganze Jahr so schräg drauf?
Herrmann: Es ist so viel an Terminen rein gekommen, es ist verrückt! Wir sind bei Stadtfesten, Vernissagen, Kundgebungen und Highlights waren jedes Jahr unsere Guggenfeste im Bistro am Sonnenstuhl in Randersacker. Vergangenes Jahr waren an die 400 Besucher da. Und dann guckt man sich alle zwei Jahre neue Kostüme aus, wie wir sie jetzt gerade präsentieren. Dabei weiß keiner, was die anderen machen. Nur das Motto "schräg & schrill" ist vorgegeben - und Neonfarben.
Wer oder was treibt sich als Guggemusiker herum?
Herrmann: Im Moment sind wir 38 Aktive. Der Jüngste ist sieben Jahre alt und die Älteste 63. Sieben Musikschüler sind dabei, die bei uns erst in die Rhythmusgruppe eingestiegen sind und jetzt ein Blasinstrument lernen. Guggemusik ist Gaudi. Die Proben sind immer gut besucht und wir spielen auch gerne nur für uns, bei Grillfesten oder Geburtstagen zum Beispiel. Wir haben neuerdings sogar eine Tanzgruppe zur Animation - unsere "Hektikergruppe".
Wo kann man die Eibelstadter Guggemusik hören?
Herrmann: Wir hatten ein komplett neues Programm mit dem Motto "Schräg & schrill" auf die Beine gestellt, müssen aber jetzt eine Mischung aus alten und neuen Sachen machen, weil, wie gesagt, unser musikalischer Kopf Dieter Schindelmann fehlt.
Auch bei den Terminen haben wir uns deshalb reduziert: Am 22. Januar waren wir bei der Kolping Narrengilde in Würzburg, in Uengershausen und in Dettelbach; am 29. Januar waren wir in der Zellerau und Volkach, am 3. Februar sind wir beim Altweiberfasching in Höchberg, am 4. in Geroldshausen und am 5. in Heidingsfeld. Und dann sind wir noch beim Faschingszug in Eibelstadt.