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WÜRZBURG: Schreibend Welt betrachtet

WÜRZBURG

Schreibend Welt betrachtet

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    Mehrere hundert Exemplare der „Bekenntnisse eines Außenseiters“, erweiterte Fassung seiner Erinnerungen „30 Jahre danach“,  signierte Michael Meisner 1985 sichtlich gut gelaunt in der damaligen Arena-Buchhandlung. Ehefrau Rose assistierte.
    Mehrere hundert Exemplare der „Bekenntnisse eines Außenseiters“, erweiterte Fassung seiner Erinnerungen „30 Jahre danach“, signierte Michael Meisner 1985 sichtlich gut gelaunt in der damaligen Arena-Buchhandlung. Ehefrau Rose assistierte. Foto: FOTO GEORG Heussner

    (chb) Wer Michael Meisner kannte, weiß, dass er es liebte, wenn man über ihn sprach und über ihn schrieb. Und so hätte es ihm gefallen, dass sich im Rudolf-Alexander-Schröder-Haus Gäste und Mitglieder des Frankenbundes versammelt hatten, um sich an ihn zu erinnern.

    An einen Mann, der vieles in einem war: offen für alles, was die Welt ihm zu bieten hatte, und gleichzeitig tief verwurzelt in seiner Heimat, ein Mann der Sprache, der nichts lieber tat, als schreibend die Welt und die Menschen zu betrachten. Dass er dabei auch zum Chronisten seiner Zeit wurde, war nur folgerichtig. Ihm, dem Schriftsteller Michael Meisner (er starb 1990 im Alter von 86 Jahren) widmete sich der Referent Dr. Johannes Schellakowsky mit Sorgfalt und Sympathie.

    Schon während des Jurastudiums in Würzburg, Greifswald, Berlin und wieder Würzburg gab es Erfolge mit Romanen wie „Heringsbärtchen“, und „Brüder zu Sonne zum Wind“, nicht zu vergessen später das Kinderbuch „Quissel und Quassel“. Zurückgekehrt aus dem Krieg, packte ihn die Zeitgeschichte am Ärmel: Anwalt Michael Meisner, der in der Nazizeit knapp den Griff der NS-Schergen entgangen war, wurde für kurze Zeit Bürgermeister in Würzburg und gleichzeitig Landrat. Da das Doppelamt nicht geduldet wurde, legte er das Bürgermeisteramt kurze Zeit später nieder, blieb lieber Landrat, wurde später sogar „Ehrenlandrat“.

    Im Januar 1949 dann erhielt er aus der Hand der Amerikaner die Lizenz als Alleinherausgeber der Main-Post, Nachfolgerin des Würzburger General-Anzeigers. Kurz darauf holte er Karl Richter, Nachfahre und letzter Namensträger der Verleger-Familie Richter, dazu. Ab da war der schreibfreudige Michael Meisner am richtigen Platz.

    Der Referent zitierte die in allen Lebensläufen vermerkte Zahl von 1000 Leitartikeln und Rezensionen, die mit dem Autorenhinweis „von Michael Meisner“ im Laufe seiner Verlegerzeit immer wieder für Gesprächsstoff sorgten. Größeren Wert aber legte Schellakowsky auf die Würdigung Meisners als Chronist und als historischen Schriftsteller, der sich in biografischen Romanen Tilman Riemenschneider, Julius Echter und Martin Luther gewidmet hat.

    Was Michael Meisner als Mensch und Autor aber besonders auszeichne, das seien seine Lebenserinnerungen („30 Jahre danach“, und „Bekenntnisse eines Außenseiters“), die, wie Schellakowsky betonte, inzwischen für die wissenschaftliche Betrachtung der Nachkriegszeit von großem Wert sind und weiterer Erforschung bedürften.

    Dass Meisner, der auch Drehbücher geschrieben und Kontakte mit Schauspielern und Autoren seiner Zeit gepflegt hat, ein Freund des Weines war, zeige sich in seinem Buch „Mit Weinverstand durchs Frankenland“, das 1976 erschien, sechs Auflagen erlebte und am Anfang einer kaum noch überschaubaren Reihe von Weinbüchern steht.

    Den Freundschaften mit Künstlern seiner Heimat widmete der Referent das Ende seines Vortrags und wies auf die Monografien über Luigi Malipiero und den Maler Josef Versl hin. Bei der Betrachtung seiner schriftstellerischen Arbeit werde deutlich, wie vielseitig und produktiv er gewesen sei und wie gut er Geschichte erzählen konnte. Dass er in späten Jahren auch eine melancholische Seite gehabt habe, zeige sich in seinen Lebenserinnerungen, in denen es immer wieder Momente des Innehaltens gebe, wenn er auf „sein geliebtes Steinbachtal“ zu sprechen komme und auf Menschen, die ihn begleitet haben.

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