Die Zeiten haben sich geändert. Die Frauen haben bei den Studierenden mit den Männern gleichgezogen. Auf dieses Jubiläum "100 Jahre akademische Bildung von Frauen in Bayern" muss nicht die erneut männlich besetzte Universitätsleitung hinweisen. Das tun die Frauen selbst. An der Universität gibt es längst ein eigenes Frauenbüro, das auf ein landesweit organisiertes Netz für Frauen an Hochschulen zurückgreifen kann. Auf diesem Wege kommt auch ab 28. November eine Ausstellung unter dem Titel "Forschen, Lehren, Aufbegehren" nach Würzburg die im Foyer des ehemaligen Mozartgymnasiums gezeigt wird. Sie wird gemeinsam organisiert mit der Frauenbeauftragten der Stadt Würzburg, Petra Vossebein. Zum Thema 100 Jahre akademische Bildung von Frauen in Bayern geht eine Serie von Veranstaltungen einher, an der sich auch die Würzburger Erwachsenenbildungsstätten beteiligen.
Vorgestellt wurde das Jubiläum jetzt im Rathaus gemeinsam mit der ersten Frau an der Spitze des Würzburger Rathauses, Oberbürgermeisterin Pia Beckmann. Zum Kampf um die Gleichberechtigung der Frau an den Hochschulen hat vor hundert Jahren auch ein sehr aktiver Frauenbildungsverein in Würzburg, der im Zusammenspiel mit einer Gruppe reformfreudiger Professoren der Universität die meist auch Ehemänner der Vereinsmitglieder gewesen waren, wesentlich beigetragen. Er ist nun ausgestanden, möchte man meinen.
Während von den derzeit 18 639 Studierenden in Würzburg in diesem Wintersemester 10 216 Frauen sind, ,sieht es beim Lehrkörper ganz anders aus. In Würzburg werden von 194 Lehrstühlen nur zehn von Frauen besetzt. 28 der insgesamt 350 Professuren haben Frauen. In Bayern liegt der Anteil der Frauen bei 7 Prozent, im Bundesdurchschnitt vor allem durch die neuen Bundesländer immerhin bei 12 Prozent. Als Grund nennt Barbara Sponholz vom Uni-Frauenbüro immer wieder die Hemmschwelle der Unvereinbarkeit von Familie und Karriere an der Universität. Grundsätzlich werde aber dem hohen Frauenanteil unter den Studierenden bei der Neubesetzung des Lehrkörpers an den Univesitäten nicht Rechnung getragen.
Zum Wintersemester 1903/04 hatten sich in Würzburg 1 289 Studierende eingeschrieben, darunter waren drei Frauen. Würzburg war seither für Frauen als Studienort für Medizin und Naturwissenschaften sehr beliebt. In den 30er Jahren ging aufgrund von Einschränkungen der Nazis der Frauenanteil an der Uni Würzburg wieder zurück. Doch schon bei Wiederaufnahme des Studienbetriebs 1945/46 waren von 710 Studierenden 25 Prozent Frauen. Bis 1975 war ihr Anteil auf 36 Prozent gestiegen und liegt heute bei 55 Prozent mit steigender Tendenz.
Über Einzelheiten zur Ausstellung und das Veranstaltungsprogramm zum Thema wird das VOLKSBLATT rechtzeitig informieren.