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ESSFELD: Seit 50 Jahren trägt Richard Beusch die Fahne

ESSFELD

Seit 50 Jahren trägt Richard Beusch die Fahne

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    Zum letzten Mal: Bei der Fronleichnamsprozession am Mittwoch hat Richard Beusch zum letzten Mal die Mutter-Gottes-Fahne durch Eßfeld getragen.
    Zum letzten Mal: Bei der Fronleichnamsprozession am Mittwoch hat Richard Beusch zum letzten Mal die Mutter-Gottes-Fahne durch Eßfeld getragen. Foto: Foto: Wilma Wolf

    „Nur noch schnell die Krawatte und das Jackett an, dann bin ich fertig“, sagt Richard Beusch. Ein kurzer Blick in den Spiegel und pünktlich zum Läuten der Kirchturmglocken geht es los. Seit 50 Jahren das gleiche Ritual – immer an Fronleichnam.

    Beusch ist Fahnenträger. Zur Kirche hat er es nicht weit. Nur um die Ecke und durch den Friedhof. Und dort wartet sie schon: die Mutter-Gottes-Fahne, die nach uralter Tradition bei keiner Fronleichnams-Prozession in Eßfeld fehlen darf. 150 Jahre hat sie schon auf dem Buckel, groß ist sie, rund 10 Kilo schwer und auffällig schön bestickt.

    Zum großen Festtag hat sich der ganze Ort fein herausgeputzt. An den Häusern hängen große, gelb-weiße Fahnen. Dazu flattern kleine gelbe und rote Fähnchen-Girlanden im starken Sommerwind. Sträuße aus üppig gefüllten Pfingstrosen, Frauenmantel und weißblühendem Hartriegel schmücken die Straßen. Vor der Kirche und an drei weiteren Stellen im Ort sind Blumenbilder gelegt: aus Pfingstrosen, Rosen, Margeriten und Frauenmantel. So, als hätte die Natur ihr komplettes Füllhorn an Blüten ausgeschüttet.

    Es ist Mittwochabend: Von allen Seiten strömen die Menschen zur Kirche. Die Musikkapelle begleitet die Prozession, die Kindergartenkinder streuen Blumen auf dem Weg durch den Ort. Auch die kleine Theresa ist mit Feuereifer dabei. Für sie ist es außerdem ein ganz besonderer Tag. „Sie wird heute zwei Jahre alt und denkt, dass alle wegen ihres Geburtstages Blumen streuen“, erzählt ihre Mutter

    Und mittendrin ist Richard Beusch. Mit 15 Jahren hat der gebürtige Essfelder die Mutter-Gottes-Fahne zum allerersten Mal getragen. Damals ging es bei einem sogenannten Bittgang im Mai nach Giebelstadt und zurück. Immerhin sechs Kilometer. Da wird ein solches Stück ganz schön schwer.

    Doch das hielt ihn nicht davon ab, diesen Dienst alle Jahre wieder zu tun. Mit zwei Ausnahmen: 1969 während seiner Zeit bei der Bundeswehr und 2004, als er wegen starken Rheumas im Rollstuhl saß, setzte er zwangsläufig aus. Danach ging es wieder weiter.

    Jetzt aber ist Schluss, sagt Richard Beusch. 50 Jahre seien genug. Und immerhin ist er inzwischen 67 Jahre alt und hat sich das Aufhören wohl verdient. Auch wenn es dabei einen kleinen Wermutstropfen gibt. „Nach mir wird garantiert keiner mehr die Fahne tragen.“ So wird die Fahne wohl für immer in ihrem Domizil in der Privatkapelle von Otto Leukert verschwinden. Wenn da nicht im nächsten Jahr vielleicht doch wieder jemand wie Richard Beusch kommt und sie für ein paar Stunden aus ihrem Dornröschenschlaf befreit.

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