Vor allem mit Sekt wird in dieser Silvesternacht gerne auf das Neue Jahr angestoßen. Eine der renommierten Schaumwein-Produzenten in Deutschland ist die Würzburger Sektkellerei J. Oppmann. Sie steht vor einer prickelnden Zeit: 1865 war sie von Winzersohn Josef Oppmann nach seiner Studienzeit in der Champagne gegründet worden. Nun steht nach fast 150 Jahren der Umzug vom Firmensitz in der Martin-Luther-Straße in die neuen Betriebsgebäude im Gewerbegebiet Ost bevor.
Der Neubau an der Straße Im Kreuz, geplant vom Würzburger Architekten Jens Geisendörfer, liegt im Zeitplan, sagt Albert Friedrich, der seit 21 Jahren als Vorstand die Geschicke des Unternehmens mit 20 Mitarbeitern leitet. Er gehört auch zu den fünf Aktionären, die vor zwei Jahren die Aktienmehrheit vom Münchner Bankier August von Finck jr. erworben hatten. Mit dabei sind als Aufsichtsratsvorsitzender der frühere Chef der Würzburger Hofbräu Reinhard Meier und als sein Stellvertreter der Würzburger Rechtsanwalt Wolfgang Kunz. Weil mit der Neuordnung der Aktienmehrheit auch Betrieb und Grundbesitz getrennt wurden, blieb den neuen Kellerei-Besitzern nichts anderes übrig als neu bauen. Am alten Standort soll hochwertiger Wohnungsbau entstehen, wozu die Stadt bereits Zustimmung signalisiert hat.
Am neuen Standort, in den bis zu drei Millionen Euro investiert werden, ist das Verwaltungsgebäude im Rohbau fertig, ebenso die Produktionshalle. Nach Dreikönig beginnt der Innenausbau. Dann wird es spannend, denn die komplette Produktionstechnik wird vom alten Standort mitgenommen. Sie ist auf dem neusten Stand, denn in den vergangenen Jahren wurde laut Friedrich kontinuierlich investiert. Für den Umzug der Anlage muss das Dach teilweise abgedeckt werden, um die Tanks mit Kränen auf Tieflader heben zu können.
„Wir stehen vor einem großen Kraftakt in einem engen Zeitplan“, sagt Vorstand Friedrich, der seinen täglichen Kampf mit den offensichtlich mehr als gut ausgelasteten Handwerkern führt. Der Umzug ist für das zweite Quartal 2014 geplant. Dafür muss vorproduziert und schon am neuen Standort eingelagert werden. Friedrich will unter allen Umständen Lieferengpässe vermeiden. „Unser Ziel ist es, dass wir maximal eine Woche keinen Sekt ausliefern“, sagt er.
J. Oppmann gehört mit einer Jahresproduktion von 1,5 Millionen Flaschen zu den kleinen Herstellern. Marktriese ist Rotkäppchen mit über 100 Millionen Flaschen. Insgesamt wird der deutsche Markt mit jährlich 400 Millionen Flaschen Champagner, Sekt und Prosecco vor allem aus dem Ausland überschwemmt.
„Wir wollen maximal eine Woche lang nicht ausliefern können.“
Albert Friedrich, Vorstand Sektkellerei J. Oppmann
Die aktuelle Investition der Würzburger Sektkellerei fällt nicht gerade in eine wirtschaftlich einfache Zeit. „Dieser Markt ist in den vergangenen Jahren eher noch schwieriger geworden, weil ein brutaler Verdrängungswettbewerb herrscht“, sagt Friedrich. Im Lebensmittelhandel werde Sekt gerne als Lockvogel-Angebot hergenommen mit Preisen teilweise unter zwei Euro. „Das hat mit seriöser Kalkulation nichts mehr zu tun. Zu diesem Preis kann man keinen Sekt herstellen, der auch noch schmeckt“, sagt Friedrich. Auch wenn der Sekt 1,99 kostet, gehen ja noch die Sektsteuer von 1,02 Euro pro Flasche und 19 Prozent Mehrwertsteuer weg. Die Sektsteuer wurde eingeführt von Kaiser Wilhelm zur Finanzierung seiner Flotte. Heute versickert sie irgendwo im Staatshaushalt, so Friedrich.
J. Oppmann setzt auf Qualität und auf Kunden, die diese zu schätzen wissen. Sie ist die einzige Sektkellerei in Bayern, die bundesweit tätig ist. Beliefert werden hauptsächlich Hotellerie, Restaurants und der Fachhandel. Einer der ältesten und wichtigsten Kunden ist die Maritim-Gruppe mit über 30 Hotels in Deutschland. Geliefert wird aber auch an Möwenpick, die Hotelgruppen Ramada, Domero (Wöhrl) und die Lufthansa-Lounges. Bei Discountern taucht Oppmann allenfalls einmal mit einer Aktion auf.
„Unser Weg führt nicht nach unten“, sagt Friedrich und sieht es als seine Aufgabe an, verstärkt Kunden zu gewinnen, die für Qualität auch den angemessenen Preis zu zahlen bereit sind. „Dies ist hartes Arbeiten, aber unsere einzige Chance.“ So war J. Oppmann in diesem Jahr auch auf der Messe ProWein in Shanghai/China mit einem eigenen Stand. „Die Resonanz war ermutigend. Nur muss man jetzt sehen, ob wir passende Partner bekommen“, sagt Friedrich.
Mit 15 Sekten und aromatisierten Cocktails wie Cassisco, Hugo und Sprizz versucht Oppmann, immer nah am Geschmack des Publikums dran zu sein. Das Portfolio reicht vom Standardsekt im Großraumgärverfahren bis zu den großen Sekten in Flaschengärung nach Champagner-Art. „Die Methode ist nicht das Ausschlaggebende, sondern die Qualität der Ausgangsweine, ist Friedrichs Credo. So kommen die Weine für die fränkischen Varianten Cuvée, Riesling, Silvaner und Weißburgunder vom Staatlichen Hofkeller, andere Weine vom Weingut Schloss Vollrads im Rheingau oder von guten Weingütern aus Rheinhessen.
„Wir investieren in den Standort Würzburg, weil wir für unsere mittelständische Kellerei gute Chancen sehen. Aber wir müssen immer wieder die Kunden überzeugen, dass wir besseren Sekt bieten als manch anderer“, sieht Friedrich in die Zukunft.