Am 11. März dieses Jahres erinnert man zum zehnten Mal der verheerenden Dreifach-Katastrophe in Fukushima/Ostjapan 2011. Dieses Datum ist gleichzeitig von großer Bedeutung für die aktive Wende in der japanischen Atompolitik und des verstärkten Interesses für eine andere Umweltsituation, schreibt die Würzburger Siebold-Wissenschaftsstiftung in einer Pressemitteilung: "In Deutschland war man an diesem Ereignis aus mehrfacher Hinsicht besonders interessiert, da neben politischen, wirtschaftlichen und sozialen Momenten auch viele persönliche Verbindungen betroffen waren. Hier zeigte sich erfreulicherweise die starke deutsch-japanische Freundschaft in einem ungeahnten Ausmaß."
Auch in Würzburg habe man tief mitfühlend reagiert, waren hier doch jahrhundertelange Beziehungen über den da gebürtigen Arzt und Naturforscher Philipp Franz von Siebold und seiner Familie gegeben. Man spürte laut Pressemitteilung, dass nur eine direkte Intervention Erfolg bringen konnte und entschied sich zur gezielten Hilfe für die Gruppe der Kinder und Jugendlichen.
Hilfe aus Würzburg
In der Präfektur Iwate, nördlich von Fukushima, existierte ein Kinder- und Waisenhaus in der Stadt Ichinoseki, wo unter Leitung der deutschen Ordensschwester Caelina Mauer seit Jahren das Kinderheim Fujinosono betrieben wurde. Schwerste Beschädigungen in den Betonteilen ließen eine vorgesehene weitere Nutzung nicht mehr zu, schreibt die Siebold-Wissenschaftsstiftung. Es wurden deshalb Pläne für einen Neubau angedacht. Unter Führung der Malteser International Organisation wurden die notwendigen fachlichen und sachlichen Unterstützer sehr bald gefunden. Die Finanzen blieben jedoch weiterhin das Problem Nummer eins.
Hier habe kurzfristig auch die Würzburger Siebold-Gesellschaft eingegriffen und eine für sie bisher einmalige Aktion gestartet. Mit Hilfe des Engagements zahlreicher Schulen, Institutionen und vieler Privatpersonen wurde ein beachtliches Spendenergebnis von über 250 000 Euro erzielt. In Zusammenhang mit den halbjährlichen Besuchen vor Ort war neben „moralischer“ Hilfe auch gewährleistet, dass die Mittel aktionsgerecht eingesetzt wurden.
Bereits am 29. Juni 2013 fand die feierliche Wiedereröffnung statt, wobei die Realisierung, verbunden mit einem autarken Eco-Energiesystem, ein Vorzeigemodell für Gesamtjapan war und diese technischen Einrichtungen und Umweltmaßnahmen Anregung für zahlreiche Interessenten aus dem sozialen und kommunalen Umkreis gaben, heißt es in der Pressemitteilung. Selbst der heutige japanische Kaiser Naruhito hatte im Herbst 2011 – noch als Kronprinz – in Tokyo ein Architekturmodell des geplanten Neubaus zusammen mit Bundespräsident Christian Wulff an einem Ausstellungsstand besichtigt und sich spontan positiv dazu geäußert.
Büste erinnert an Siebold
Die Siebold-Wissenschaftsstiftung schreibt weiter: "Auf Initiative von Mahito OHGO und der OAG Tokyo wurde mit Unterstützung der Deutschen Botschaft eine entsprechende Themenausstellung initiiert, die in den vergangenen Jahren bereits zweimal auf außerordentliches Interesse stieß. Eine historische Verbindung ergab sich dabei für den letzten Ausstellungsort im Tokyoter Stadtteil Tsukiji, der – nicht nur auf dem neu geschaffenen Gelände einer großen Feuerkatastrophe in der Edo-Zeit als Beispiel für einen gelungenen Neuanfang diente, sondern auch Erinnerungen zu den Japan-Siebolds herstellt. Als früherer, vom Shogunat zugewiesener Aufenthaltsort für ,Ausländer' eröffnete dort die japanische Siebold-Tochter Ine Kusumoto mit Hilfe ihrer deutschen Stiefbrüder Alexander und Heinrich von Siebold, sowie dem befreundeten Arzt Erwin von Bälz (der ebenso wie Ine als Arzt am Kaiserlichen Hofe wirkte) Japans erste Geburtsklinik."
Heute noch erinnere eine Büste von Philipp Franz von Siebold am Eingang zu diesem Gelände an das erfolgreiche medizinische Wirken der Siebolds in Japan. Da in Kürze die Museen wieder geöffnet werden dürfen, bereitet das Siebold-Museum eine aktuelle Sonderausstellung mit dem Titel „Never Forget Tohoku 2011“ vor. Verwendung dabei findet die japanische Ausstellung durch freundliches Entgegenkommen der OAG Tokyo und der dortigen Deutschen Botschaft.
Ausstellung
Vorgesehen ist eine Präsentationsdauer von mehreren Wochen ab der zweiten Märzhälfte, abhängig von den Beschlüssen der Bundesregierung in Berlin. Die Ausstellung hat ihren Schwerpunkt unter anderem in Dokumentationsfotos des damaligen ZDF-Studio Tokyo Kameramanns Toby Marshall und Medienberichten über die Initiativen der Siebold-Gesellschaft.
Einen weiteren Höhepunkt stellen die rund 150 Bilder und Zeichnungen von japanischen Kindern und Jugendlichen dar, die auf Veranlassung der Deutschen Botschaft ihre Vorstellungen über „Mein Deutschland“ (Watashi no Doitsu) zum Ausdruck bringen.