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GERBRUNN: Siedlergemeinschaft erinnert sich an Kampf ums Wohngebiet

GERBRUNN

Siedlergemeinschaft erinnert sich an Kampf ums Wohngebiet

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    Die Siedlergemeinschaft „Die Eigenheimer“ erinnert zu ihrem 50. Geburtstag an den – letztlich erfolgreichen – Kampf um die Roßsteige.

    Für Erich Walter war es eine bewegte Zeit, damals in den 1980er- und 1990er-Jahren. Als das Landratsamt als zuständige Behörde der wilden Siedlung am Gerbrunner Ostrand den Garaus machen wollte. Als alle Häuser der Roßsteige platt gemacht werden sollten.

    Unsicherheit, Angst, Ungewissheit, ob man die Sache durchstehen kann und will. Das alles verband den Vorsitzenden der Vereinigung, die sich damals noch Siedlungsgemeinschaft Gerbrunn-Roßsteige nannte, mit seinen 50 Mitstreitern.   Auch die Hoffnung und der Wille durchzuhalten, sich durchzusetzen, miteinander für ein Ziel zu kämpfen.

    Dabei war Walter einer, der als einer der Letzten vor dem Streit an die Roßsteige zog. 1980/81 war das. Begonnen hatte alles 1901 mit einer Kirschbaumallee. Zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg wurden die ersten Gartenhäuschen errichtet – teilweise für die Wirtschaftsprominenz aus Würzburg. 1936 baute man oberhalb der Roßsteige einen Schießplatz.

    Viele Ausgebombte des 16. März 1945 waren nach dem Krieg froh, in den Gartenhäuschen eine Notunterkunft zu finden. Wasser holten sie sich vom nahen Schießplatz. Elektrisches Licht gab es nicht.

    Einige Flüchtlinge blieben, richteten sich an der Roßsteige ein. 1958 wurde die Siedlung ans zentrale Wasserleitungsnetz angeschlossen und 1962 zum Wochenendgebiet erklärt.

    Da immer mehr Anwohner dazukamen und die Häuser größer wurden, strebte die 1959/60 gegründete Siedlergemeinschaft an, die Roßsteige zum Wohnbaugebiet erklären zu lassen – mit Hausnummern, Kanal, Verkabelung der Hochspannungsleitung und Grundstücksteilung.

    Doch das Wochenendgebiet war zu groß geworden – und damit dem Landratsamt ein Dorn im Auge. 1984 erhielten acht Familien Nutzungsuntersagungen für ihre Häuser, andere sogar Räumungsbescheide: „Es gab dort keine Abwasserentsorgung, keine Straßenbeleuchtung, die Wege waren zu schmal für Feuerwehr, Notdienste, die Müllabfuhr“, sagt Herbert Franz, als SPD-Landtagsabgeordneter einer, der sich damals mit seinem CSU-Kollegen Christian Will in München für den Erhalt der Siedlung stark machte.

    „Es wäre völlig unmöglich gewesen, die Roßsteige wieder abzusiedeln. Dann hätte man das Geld der Anwohner durch den Kamin verheizt“, sagt Franz noch heute.

    Erich Walter, seit 1982 Vorsitzender der Siedlungsgemeinschaft, erinnert sich an etliche Versammlungen. Und dass er fast jeden Samstag bei Christian Will in der Sprechstunde saß.   Es galt, prominente Fürsprecher zu gewinnen. Von der Gemeinde und dem damaligen Bürgermeister Hans Lorke war nichts zu erwarten.

    Will, Franz und andere hatten schließlich Erfolg. Der Petitionsausschuss des Landtages beschäftigte sich mit der Roßsteige. Er empfahl, sie per Bebauungsplan zum Wohngebiet zu machen. Fast zwölf Jahre hatte der Kampf da schon gedauert.

    1994 lenkte das Landratsamt zähneknirschend ein. Ein Bebauungsplan wurde aufgestellt. Er setzt der Besiedlung der Roßsteige Grenzen, garantiert aber auch ihr Bestehen.

    Momentan lebt es sich an der Roßsteige „glücklich und zufrieden“, sagt Erich Walter. Dem Areal droht kein weiteres planerisches Unheil. Lediglich der ungenutzte Schießplatz gilt als ökologische Ausgleichsfläche für den Hubland-Stadtteil.

    Die Siedlervereinigung feiert am Samstag, 8. Mai in der Gerbrunner Mehrzweckhalle ihr 50-jähriges Bestehen. Natürlich mit Ehrungen.

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