Der Winter ist Schulungszeit - sobald das Feld ruft, hat keiner mehr Zeit. Allein 35 Kurse hat das Landwirtschaftsministerium zusammen mit der BBV-Computer-Dienst GmbH des Bauernverbands in diesem Winter angeboten. In ganz Unterfranken, so schätzt er, wurden an die 500 Teilnehmer geschult und nach drei Jahren Computeroffensive ist noch immer kein Ende in Sicht.
Im Gegenteil, der Druck bei denen, die ihren Betriebe weiterführen wollen, wächst. Von der Betriebsdatenverwaltung über das Antragswesen, die Dokumentation der Arbeiten auf dem Acker, bis zur Beschaffung von Informationen aus dem Internet, ohne PC ist kaum mehr etwas auszurichten.
Auch die Flächenbearbeitung wird künftig aus Verbraucherschutzgründen nachverfolgbar sein müssen. Und für einen Bauern ist es manchmal wichtiger, seinen Stall in HI-Tier-Datenbank zu finden als das Vieh zu Hause im Stall zu sehen, erklärt Beetz die Entwicklung.
Laut bayerischem Landwirtschaftsministerium gehören Landwirte zwar zu den Berufsgruppen, die den PC am meisten anwenden, doch die Tücken stecken im Detail. 80 Prozent der Landwirte haben einen Computer, ob sie ihn wirklich optimal nutzen können, ist eine andere Frage. Hugo Beetz geht seiner Erfahrung nach davon aus, dass höchstens die Hälfte von ihnen den Computer auch für den Betrieb einsetzen kann.
Da helfen die verschiedenen EDV-Kurse weiter, die branchenbezogenes Anwenderwissen vermitteln. Wettervorhersagen, Bodentemperaturen, Maschinenbörsen - was in den Kursen des Bauernverbands vermittelt wird, sind ganz praktische Beispiele - von Null aufwärts.
Genau da fangen Manuela und Klaus Trunk aus Winterhausen an, die sich jetzt erst einen Computer anschaffen wollen. Unter Druck gesetzt fühlen sie sich dabei nicht. Mit ihren Kühen und dem Obst- und Weinbau sind sie bisher ohne Computer ausgekommen. Pures Interesse habe sie angestiftet. Schließlich galoppiere die Entwicklung sonst an ihnen vorbei. Als praktische Anwendung im Betrieb wollen sie mit der Buchführung anfangen.
Für Burkard Endres aus Höttingen dagegen ist das Seminar zum Tabellen-Programm Excel bereits der Computerkurs. Bestandsregister und Mehrfachantrag bearbeitet er bereits mit dem PC. Jetzt will er Geschäftsbriefe ordentlich gestalten können. "Die Tochter ist ungeduldig", schmunzelt er. Franz Walch aus Sonderhofen spürt die Arbeitserleichterung, nachdem er seit drei Jahren mit dem Computer arbeitet. Um noch effektiver zu werden, besucht er die Kurse. Bankgeschäfte und das Bestandsregisters erledigt der Vollerwerbslandwirt bereits online. Die Buchführung und Schriftwechsel will er als nächstes angehen. Das Medikamentenbuch soll später folgen.
Die Hälfte der zwölf Teilnehmer an diesem Excel-Kurs sind Frauen, die die erworbenen Kenntnisse wie Judith Zeller teils für den Betrieb zu Hause, teils für den Beruf verwenden wollen. So nutzt Michaela Kraft aus Goßmannsdorf ihre Erziehungspause, um sich für künftige Anforderungen fit zu machen.
Mit einer kompletten EDV-Schulungsanlage für 12 Personen und einem Beamer reist Beetz zwischen Oktober und März durch Unterfranken. Zusammen mit Kollegen in Hofheim, Bad Neustadt und Aschaffenburg leitet er die EDV-Kurse - stets sind sie ausgebucht.
Dabei, so Beetz, glänzt Unterfranken mit seinem Angebot. Rund ein Drittel aller bayerischen Kurse werden hier angeboten - dank der BBV-Hauptgeschäftsstelle in Würzburg, die die Organisation für das Landwirtschaftsamt komplett übernimmt.
Sechs Euro pro Teilnehmer kostet der EDV-Kurs, dank staatlicher Zuschüsse. Die Befürchtungen mehren sich, dass die Zuschüsse gekürzt werden. Wie es dann mit den Kursen weitergeht, vermag Betz nicht zu sagen.