Ob Klamotten bei Zalando oder Bücher bei Amazon, der Online-Versandhandel wächst von Jahr zu Jahr. Der Umsatz aller Online-Shops in Deutschland beispielsweise hat sich im vergangenen Jahrzehnt mehr als verdreifacht, wie dem Online-Portal Statista zu entnehmen ist. Immer mehr Kunden wollen Waren oder Dienstleistungen im Internet bestellen. Auf diese Entwicklung wurde auch der Landwirt Hannes Ort aus Röttingen aufmerksam. Als er 2017 den Betrieb seines Vaters übernahm, krempelte er daher einiges um: Ein neues Standbein des Betriebs sollte, neben der klassischen Landwirtschaft, jetzt auch das Direktmarketing werden.
Verkauf auf dem eigenen Hof und im Web
Seitdem verkauft der 28-Jährige Produkte wie Nudeln, Eier, Liköre, eingelegtes Gemüse und bald auch Fleisch auf dem eigenen Hof und über die eigene Website. Alle Produkte sind regional und selber hergestellt. Daher fing Ort bei der Betriebsübernahme an, eigene Hühner und Rinder zu halten. Die Hühner leben in einem sogenannten Mobil-Stall, der immer wieder umgestellt werden kann, sodass die freilaufenden Hennen neue Nahrung finden. Auch die fünf Rinder der Rasse „Black Welsh“ leben das ganze Jahr über im Freien. Sie sollen daher später einen ganz besonderen Geschmack haben. Damit die Leute rund um die Uhr einkaufen können,steht im Hof ein Automat. Bei diesem kann man, statt wie den sonst üblichen Schokoriegeln und Chips, frische Eier, Nudeln und Kartoffeln kaufen.

Auf die Idee zur Direktvermarktung kam Ort während der Ausbildung zum Landwirtschaftsmeister. Dort lernte er andere Betriebe kennen, die auch immer stärker auf Direktvermarktung setzten. Das Prinzip überzeugte ihn und er fing an, auch für den eigenen Betrieb ein Konzept auszuarbeiten.
Aufwand hält sich jetzt in Grenzen
„Den Online-Shop einzurichten war anfangs schon etwas zäh, aber sobald man sich eingearbeitet hat, hält sich der Aufwand in Grenzen“, so Ort. Viel Werbung benötigt der Jung-Landwirt nicht. Stattdessen setzt der Röttinger lieber auf Social Media-Präsenz: Sowohl auf Instagram, als auch auf Facebook betreut er eine Seite für die Eigenmarke und hält Kunden auf dem Laufenden.
Besonders spannend findet er die Abwechslung zwischen der Arbeit im Freien und dem Aufbau seiner eigenen Marke. Etwas skeptisch seien die Eltern anfangs schon gewesen, doch mittlerweile arbeiten alle drei zusammen im Familienbetrieb.
Eigenmarke mit Stammkundschaft
Mittlerweile hat der 28-Jährige mit seiner Eigenmarke bereits eine gewisse Stammkundschaft aufgebaut. Nicht nur aus Röttingen selbst, sondern auch aus ferneren Regionen wie beispielsweise Rothenburg, kommen die Leute, um die regionalen Produkte zu kaufen. Lebensmittelpakete verschickte Ort schon bis nach Hannover. Lokale Konkurrenz hat der Landwirt kaum: „Viel und selber gemacht, so wie bei uns, das machen halt wenige.“ Das birgt natürlich auch ein gewisses Risiko, da Direktvermarktung, besonders der Online-Handel mit Lebensmitteln, gerade erst im Kommen ist. Doch Ort ist selbstbewusst: „Mitmachen wenn's geht kann ja jeder.“
„Mitmachen wenn's geht kann ja jeder.“
Hannes Ort, Landwirt aus Röttingen
Aktuell läuft das Geschäft und Ort überlegt bereits zu expandieren: Ein kleiner Laden soll bald den Automat im Hof ersetzen. Denn die Breite an Produkten ist bereits jetzt zu groß, um Alles über den Automat zu verkaufen. Ob das Geschäftsmodell auch langfristig erfolgreich ist, wird sich zeigen. Falls ja, wird Hannes Ort vermutlich nicht mehr der einzige Landwirt in der Region sein, der auf Direktmarketing setzt.