Silvester. Der letzte Tag im Jahr. Für die meisten – egal ob alt, ob jung – ist es ein besonderer Tag, denn sie nehmen Abschied vom alten und begrüßen das neue Jahr.
Gemütlich feiern in der WG

So wie Fritz Welsch, der den Silvesterabend in seiner WG feiern wird - übrigens das erste Mal in der neuen Wohnung. "Jeder bringt einen Freund mit, und wir machen gemütlich Raclette", erzählt der 21-jährige Student der Politologie und Soziologie. Nachdem Weihnachten schon mit der Familie gefeiert wurde, sei der 31. Dezember der WG vorbehalten. Ein paar Cocktails werden gemixt, um 24 Uhr geht's an den Main, vermutlich zur Alten Mainbrücke oder zur Festung hoch. "Feuerwerk gucken und das neue Jahr begrüßen." Danach – je nach Lust und Laune – wird in der Stadt weiter gefeiert und gerockt. "Vielleicht schauen wir im Klub Kurt und Komisch vorbei", so Welsch. Sein größter Wunsch fürs neue Jahr ist, "dass es mit dem Studienstipendium für die USA klappt".
Vom Balkon aus das Feuerwerk bewundern

Günter Stock, ehemaliger Bürgermeister von Margetshöchheim, Kabarettist und einer von Würzburgs sieben Nachtwächtern, schlüpft an Silvester erst nochmal von 20 bis 21 Uhr für eine öffentliche Führung in sein Nachtwächterkostüm. Gestartet wird am Vierröhrenbrunnen, dann weiht er Touristen und auch Einheimische in die Geheimnisse der Domstadt ein. Um 22 Uhr wird der 75-Jährige dann bei einem Freund in Würzburg eintreffen, mit dem er "bei einem Glas guten Wein" ins neue Jahr reinfeiert. "Von seinem Balkon aus können wir das Feuerwerk von der Zellerau bis nach Heidingsfeld bewundern." Leider feiere er dieses Jahr ohne seine Frau, da sie den Sohn in Australien besucht, erzählt Stock: "Aber wir skypen jeden Tag." Das neue Jahr werden beide durch die Zeitverschiebung zu anderen Zeiten begrüßen, "in Sydney sind sie zehn Stunden voraus". An Neujahr widmet sich der Nachtwächter dann gleich seiner nächsten Schicht.
Warten auf neue Erdenbürger

Ob sie das erste Baby Würzburgs im Jahr 2019 begrüßen darf? Die Chancen stehen nicht schlecht, denn Hebamme Kathrin Fleischmann hat an Silvester Bereitschaftsdienst. Sie arbeitet im "mainGeburtshaus" in Grombühl und den Anmeldungen zufolge könnten dort im Zeitraum zwischen Weihnachten und Anfang des Jahres sieben Babys auf die Welt kommen. "Es hängt vom Zufall ab, ob es viel zu tun gibt oder gar nichts." Vor einigen Jahren erblickte in ihrer Silvesterschicht ein Baby um 0.27 Uhr das Licht der Welt. "Wir dachten schon, wir hätten das erste Würzburger Baby im neuen Jahr, aber die Uni kam uns zuvor", erzählt sie. Durch die Rufbereitschaft könne sie zwar – solange es ruhig bleibt – zusammen mit ihrer Familie essen und reinfeiern, aber Alkohol sei natürlich "tabu". Silvester zu arbeiten, mache ihr nichts aus. "Ich vermisse nichts. Aus dem Feieralter bin ich raus", so die 38-Jährige, die selbst Kinder hat. Für 2019 wünscht sich Fleischmann mehr Zeit für die Familie und dass es nach demUmzug des Geburtshauses im Frühjahr etwas ruhiger wird.
Außer Silvester noch zwei Geburtstage

Die Koflers indes feiern in gemütlicher Familienrunde in Veitshöchheim bei den Großeltern, sogar die 90-jährige Uroma von Mathilda, Cornelius, Lisbeth, Franziska und Romy ist dabei. Nach dem Abendessen gibt es schon mal ein vorgezogenes Feuerwerk für die Kleinen mit Knallfröschen. Dann wird Blei gegossen und Karten oder Monopoly gespielt. Auch die beiden Kleinsten dürfen ausnahmsweise so lange aufbleiben, wie sie es schaffen. "Das ist meistens nicht bis Mitternacht", sagt Mama Melanie Kofler lachend. Außerdem besonders: Der 31. Dezember ist der Geburtstag von Cornelius, seine Schwester Franzi ist an Neujahr geboren. Das bedeutet, gleichzeitig mit Silvester zwei Geburtstagsfeiern zu meistern."Eine Herausforderung, die wir aber seit ein paar Jahren mit Hilfe von Oma und Opa richtig gut schaffen", so Papa Florian Kofler. Für Franzi fühlt sich das Feuerwerk um Mitternacht so an, "als würden alle meinen Geburtstag feiern. Das ist schon cool". Übrigens war die 14-Jährige schon mal in der Zeitung, als das erste Baby Würzburgs im Jahr 2004. Fürs neue Jahr wünscht sich die Familie, dass alle gesund bleiben und "ein bisschen mehr Frieden in der Welt".
Feiern fernab der Heimat

Manche befinden sich in der Zeit zwischen den Jahren aber auch fernab der Heimat, so wie der Würzburger Bassist Michael Ende und seine Freundin Vanessa Köneke. "Wir sind gerade in Südostasien unterwegs. Die Menschen hier sind zwar fast alle Buddhisten, lieben es aber, Feste zu feiern und nehmen daher auch gerne das westliche Weihnachten zum Anlass", schreibt Ende aus Kambodscha in einer Mail an diese Redaktion. Vergangenes Jahr probierte das Paar es zum ersten Mal aus, die Feiertage und Silvester im Warmen zu verbringen – auf Teneriffa und La Gomera. "Wir waren begeistert. Kein Stress. Keine Kälte." Dieses Jahr wird Silvester in Bangkok (Thailand) gefeiert. "Wir werden in einem Jazzclub starten und uns dann treiben lassen." Der Sekt werde gerne gegen einen fruchtigen Cocktail eingetauscht. Böller empfinden beide als laute Luftverpestung und hoffen, ohne sie ins neue Jahr zu kommen, schreibt Ende weiter. Die krassen Gegensätze zwischen Arm und Reich in Südostasien beschäftigen das Paar. "Wie viel Gutes könnte man in der Welt erreichen, wenn wir unser Böllergeld lieber einsetzten, um Armut und mangelnde Bildung zu bekämpfen?"
Im Dienst auf der Party

"Als DJ ist man es ja gewohnt zu arbeiten, während alle anderen feiern", sagt DJ Chainsaw alias Michael Ruthardt, der unter anderem in der Würzburger Diskothek Labyrinth (Laby) auflegt. Auch er ist in der Neujahrsnacht im Dienst. Im Idealfall, sagt er, sei man Teil der Party, pusche das Publikum und beflügle die gute Laune zusätzlich. "So ist man mittendrin dabei." Am 31. Dezember ist er erstmal bei einer Silvester-Gala im Hotel Edelfinger Hof in Bad Mergentheim. "Um Mitternacht spiele ich wahrscheinlich was von Frank Sinatra." Danach geht's ins Labyrinth. "Da wir im Laby erst ab halb eins die Tore öffnen, werde ich es gerade so schaffen." Dann schaue er, wie lange die Gäste durchhalten. Ihm selbst ist Silvester eigentlich relativ egal: "Es ist ein Abend wie jeder andere, um den etwas zuviel Getöse gemacht wird. So sieht es auch meine Familie." Für 2019 wünscht er sich "mehr Vernunft bei den Menschen und dass weniger auf Schreihälse gehört wird".