Die Corona-Krise hat in der Arbeit der Rottendorfer Sing- und Musikschule tiefe Spuren hinterlassen. Das geht aus dem Bericht der Schulleiterin Julia Erche hervor. Inzwischen würden Musikschulen jedoch als außerschulische Einrichtung anders bewertet als Kultureinrichtungen. Eine weitere vollständige Schließung sei daher unwahrscheinlich. "Wir sind froh, dass wir wieder zusammen singen und spielen können", freut sich die Musiktherapeutin, die seit kurzem für Unterfranken dem erweiterten Vorstand des Verbandes Bayerischer Sing- und Musikschulen (VBSM) angehört.
Im vergangenen und in den ersten Monaten dieses Jahres war die Schule insgesamt 37 Wochen geschlossen. Schüler und Lehrer mussten auf Distanz-Unterricht ausweichen. Auch größere Veranstaltungen waren kaum möglich. Im Jahr 2020 fanden lediglich fünf größere Konzerte statt. Statt wie in den Vorjahren um die 2000 Besucher und Besucherinnen erreichte die Schule nur 220 Zuhörende. Bei den Anmeldezahlen im Sommer 2020 und nochmals im Frühjahr 2021 gab es spürbare Einbrüche. Zuletzt musste die Schule das Weihnachtskonzert absagen.
Dennoch sei es in Rottendorf besser gelungen als in vielen anderen Musikschulen, die Schüler und Schülerinnen zu binden, berichtete die Schulleiterin. Die Anmeldezahlen hätten sich zuletzt vor allem bei den Instrumenten und im Einzelunterricht erholt. Sorgen bereiteten jedoch die großen Orchester und Ensembles. Hier fehle es an ausreichend großen Räumen. So probte die Bläserklasse auf dem Sportplatz vor der Grundschule, während in der Nähe andere Schüler und Schülerinnen Fußball spielten. Der Chor mit 26 Mitgliedern musste nach der Sommereuphorie 2020 in diesem Frühjahr ganz eingestellt werden.
Hygienekonzept der vergangenen Monate hat sich bewehrt
Das Hygienekonzept mit Masken und Abstand, Desinfektionsmitteln und Trennscheiben sowie der Bildung kleiner Gruppen habe sich bewährt. Kurzarbeit der Lehrkräfte habe so vermieden werden können. In der Schule sei bisher keine Infektionskette nachweisbar gewesen. Für die in ihrer regulären Schule ohnehin getesteten Schüler und Schülerinnen bleibt in diesem Winter trotz 2G-Regelung der Zugang voraussichtlich frei. Distanz-Unterricht dürfte es damit nicht mehr geben. Beim Online-Unterricht sei "eine spürbare Ermüdung" zu beobachten gewesen, sagt Erche. Einen echten Musikunterricht könne er nicht ersetzen.
Einen Schwerpunkt für die künftige Musikerziehung nannte Erche am Ende ihres Berichts, die Inklusion. "Wir möchten, dass unsere Musikschule eine Schule für alle bleibt", betonte sie. Gerade auch Kinder aus bildungsfernen Elternhäuser sollten eingebunden werden. Nach beinahe zwei Jahren Corona-Maßnahmen fiele es vielen Kindern schwer, in der Gruppe Musik zu machen. Gerade kleine Kinder kämen mit der ungewohnten Gruppensituation nicht mehr zu recht. Niederschwellige Angebote mit ritualisiertem Stundenaufbau sollen dem entgegenwirken. Dazu gehöre auch Einzelförderung, um die jungen Musiker und Musikerinnen wieder an die Gruppe heranzuführen.
Gleichzeitig baut die Schule ihre Bemühungen aus, Talente gezielt zu fördern: Im vergangenen März gab es erstmals freiwillige Leistungsprüfungen. Die Lehrkräfte und die jungen Musiker und Musikerinnen setzen auf ein großes Gemeinschaftskonzert auf dem Rottendorfer Dorffest 2022. Die Vorbereitungen für den Frühsommer laufen. Alle Beteiligten seien guter Dinge, dass es dann auch wirklich etwas zu feiern gibt, sagt Erche. Als Kulturbeauftragte ist sie für die Koordination zuständig.
