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LEINACH: Skelette werden gereinigt, rekonstruiert und ausgewertet

LEINACH

Skelette werden gereinigt, rekonstruiert und ausgewertet

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    Auch das Skelett eines etwa zehnjährigen Kindes lag in der Erde an der neuen Trasse bei Leinach.
    Auch das Skelett eines etwa zehnjährigen Kindes lag in der Erde an der neuen Trasse bei Leinach.

    Nach den Funden von zwei Skeletten und Keramik-Überresten bei Grabungsarbeiten an einer neuen Trasse der Fernwasserleitung ergab sich innerhalb weniger Tage ein archäologisches Puzzle.

    Über das Wochenende herrschte reger Besucherandrang im Bereich der Fundstelle zwischen Leinach und Zellingen. Nach Feststellung des derzeitigen Grabungsleiters Dr. Hans-Ulrich Glaser vom Archäologischen Büro Heyse waren dennoch keinerlei Schäden zu verzeichnen. Unterdessen wurden die Skelette am Dienstag von Anthropologin Carola Berszin (Konstanz) zur Reinigung, Rekonstruktion und Untersuchung geborgen. Die Skelette werden nach Vorlage des Abschlussberichts an die Bayerische anthropologische Staatssammlung nach München übergeben.

    Der außergewöhnliche Fund war am Dienstag für die neue Leiterin der Grundschule, Heike Tschall, auch Anlass, spontan den Unterricht der 3. und 4. Klasse mit dem Lehrerkollegium an die Fundstellen zu verlegen. Bei der Gelegenheit konnten die Schüler Anthropologin Carola Berszin bei der Bergung der Skelette über die Schulter schauen. Sowohl die Schüler als auch das Lehrerkollegium und erneut eine Reihe von Ortseinwohnern waren begeistert davon, bei der akribischen Sicherung des einzigartigen Fundes hautnah dabei sein zu dürfen.

    Zuvor allerdings wurden der Fundort und die Positionierung der Skelette nochmals bildlich und zeichnerisch dokumentiert.

    Gut erhalten

    Gerade wegen ihrer langjährigen beruflichen Erfahrung zeigte sich die Anthropologin beeindruckt vom außergewöhnlich guten Erhalt der Skelette. Sowohl die Archäologen als auch die Anthropologin gehen einhellig davon aus, dass die entdeckten menschlichen Überreste aus der Jungsteinzeit stammen und rund 4500 Jahre alt sind.

    Im Rahmen der anthropologischen Untersuchung erfolgt zunächst die gründliche Reinigung und DNA-Untersuchung der Knochen. Dabei kann auch Aussage getroffen werden zu möglichen Krankheiten und Todesursachen, selbst nach einem so extrem langen Zeitraum. Darüber hinaus ist dabei auch eine genaue Geschlechts- und Altersbestimmung möglich, erklärte die Anthropologin Carola Berszin dem staunenden Publikum.

    Neben den Skelettfunden wurde im Bereich des Grabungskorridors der Fernwassertrasse auch unzweifelhafte Hinweise auf eine Siedlung aus der Hallstadtzeit – also aus der Zeit um 600 vor Christus – entdeckt. Ergänzt wurden die Entdeckungen mit Erfahrungen, Wissen und Kenntnissen aus der Bevölkerung. So hatte etwa Brigitte Michel, Mitglied des örtlichen Agenda-Arbeitskreises „Kultur“ und BN-Vorsitzende, im Bereich der Brücke der Schnellbahntrasse die steinerne Klinge eines Steinbeils gefunden. Dieser Stein ist ein Amphibolit. Amphibolit geht aus der Metamorphose basischer Gesteine hervor. Bildungsort des Gesteins sind vorrangig Gebirge, bei denen im Bereich der Regionalmetamorphose das vorhandene Gestein unter der Wirkung von mittleren bis hohen Druck- und Temperaturverhältnissen von bis zu 10 bar und Temperaturen zwischen 500 bis 750 °Celsius umgewandelt wird. Funde von Amphibolit in Deutschland sind im Erzgebirge, Fichtelgebirge, Spessart und Schwarzwald möglich. Die Fundstelle der Steinbeilklinge ist sowohl in der näheren Umgebung der Siedlungshinweise als auch in der Nähe des Fundorts der Skelette.

    Grabbeigaben

    Dem gefundenen vermutlich männlichen Erwachsenen waren als Grabbeigaben ein Reibstein und ein Feuerstein beigelegt. Für die anthropologischen Untersuchungen ist laut Carola Berszin ein Zeitraum von bis zu drei Monaten notwendig. Der daraus resultierende Abschlussbericht wird Aufschluss geben zu Alter, Geschlecht, Erkrankungen, Todesursache und zeitlicher Bestimmung.

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