Oberbürgermeister Christian Schuchardt zeigte sich am Sonntagabend als guter Verlierer: „Der Wählerauftrag ist definiert: Die ehemalige Mozartschule wird erhalten werden“, lautet die Überschrift einer Pressemitteilung, die das Rathaus eineinhalb Stunden nach dem Auszählen der Stimmen verschickte. Das Bürgerbegehren „Rettet das Moz“ hatte sich durchgesetzt, das Ratsbegehren „Ja zur attraktiven Neubebauung des Moz-Faulhaber-Areals“ verloren.
Der Sieg der Abriss-Gegner ist sehr knapp, der OB akzeptiert ihn ohne Wenn und Aber. „Die Bürger haben entschieden,“ schreibt der OB. Die „aktive Beteiligung der Bürger“ sei ihm immer wichtig gewesen.
Wie geht es jetzt weiter? Seit 15 Jahren plant der Stadtrat den Abriss der Schule und den Verkauf ihres Grundstücks. Der Bürgerentscheid hat ihm eine Kehrtwende verordnet: Ein Jahr lang darf er Abbruch der Schule und Verkauf des Grundstücks nicht mehr voran treiben. Stattdessen soll das Denkmal Mozartschule saniert werden. Für welche Nutzung ist dabei völlig offen. „Diesen Wählerauftag muss der Stadtrat in aktive Politik umsetzen,“ schreibt der OB und kündigt an, damit in den kommenden Wochen anzufangen.
Werden dabei auch die Fraktionen mitmachen, die bislang das Gegenteil wollten, wie zum Beispiel die CSU? „Wir halten die Entscheidung nach wie vor für Würzburg nicht gut“, sagt deren Fraktionsvorsitzende Christine Bötsch. Doch schmollend in der Ecke sitzen werde man deshalb nicht. „Natürlich wollen wir mitgestalten.“ Konkret heißt das für Bötsch, dass man jetzt Nutzungsmöglichkeiten der Schule und deren Finanzierbarkeit überprüft.
„Auf einen konstruktiven Dialog“ setzt Alexander Kolbow, Vorsitzender der SPD-Fraktion, die kurz vor dem Entscheid noch auf die Seite der Abriss-Gegner wechselte. Der Stadtrat müsse jetzt ein Konzept für die denkmalgeschützte Schule entwickeln, die Verwaltung dazu Detailwissen liefern. Denn: „Die Bürger haben den Moz-Erhalt gewählt, das ist nicht Stillstand.“
Während der OB eine „interfraktionelle Projektgruppe“ vorschlägt, um die Mozartschule wieder zur Schule zu machen, schlägt Grünen-Chef Matthias Pilz einen anderen Weg vor: „Die offenen Fragen des Entscheids sollten in Bürgerwerkstätten beantwortet werden.“ Damit meint Pilz sowohl die vielfältigen Ideen für die Zukunft der Mozartschule als auch für die Gestaltung des Kardinal-Faulhaber-Platzes.
Auch hier macht der Bürgerentscheid keine Vorgabe: Der heutige Parkplatz soll lediglich nicht verkauft werden. Ob er trotzdem bebaut, als Park begrünt wird oder so bleibt wie er ist, sei laut Pilz „recht schnell“ in Bürgerwerkstätten zu thematisieren.
Keine Blümchenwiese
„Eine Blümchenwiese ist hier nicht das taugliche Mittel“, meint die Freie Wählergemeinschaft (FWG) zum Faulhaber-Platz. Dieser müsse attraktiv gestaltet werden. Auch die FWG-Fraktion äußert in einer Pressemitteilung den klaren Willen zur konstruktiven Mitarbeit an einem Nutzungskonzept für die Mozartschule. Das teilt auch die ZfW (Zukunft für Würzburg) mit.
Die Ratsbegehren-Verlierern FWG, Grüne und CSU zeigen viel guten Willen. Wird das auch in einem Jahr noch so sein, wenn sie rechtlich nicht mehr an den Bürgerentscheid gebunden sind? „Ich glaube nicht, dass das jemand aussitzen will“, sagt dazu Grünen-Faktionschef Pilz auf Nachfrage der Redaktion. In ähnlichen Fällen habe die Würzburger Politik das Votum auch über die Bindungsfrist hinaus akzeptiert. CSU-Fraktionschefin Bötsch sieht das ähnlich. Es bräuchte schon ganz andere Bedingungen und zündende Ideen, um das Mozart-Faulhaber-Projekt noch einmal neu zu starten.
Mitmischen will auch die Bürgerinitiative. „Wir ziehen uns ja jetzt nicht zurück“, erklärt „Rettet das Moz“-Sprecher Jörg Töppner. In der nächsten Woche sei ein Arbeitstreffen geplant. Denn eines sei klar: „Das weitere Vorgehen wollen wir nicht alleine dem Stadtrat überlassen.“