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WÜRZBURG: So nimmt die JVA Würzburg Häftlinge in den Blick

WÜRZBURG

So nimmt die JVA Würzburg Häftlinge in den Blick

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    JVA,
Kontrollgang, Hinten im Gang wird Schach gespielt
    JVA, Kontrollgang, Hinten im Gang wird Schach gespielt Foto: Theresa Müller

    Dschaber al-Bakr hat sich in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Leipzig das Leben genommen. In dem sächsischen Gefängnis hatte man den potenziellen Selbstmordattentäter als nicht „akut suizidgefährdet“ eingestuft. Florian Zecha, stellvertretender Leiter der JVA Würzburg, erklärt, was in „seiner“ Haftanstalt geschieht, wenn ein neuer Untersuchungshäftling eingeliefert wird.

    Zwei Menschen haben sich im vergangenen Jahr in der JVA Würzburg das Leben genommen, in diesem Jahr war es bislang einer. Um Suizide zu verhindern, schätzen laut Zecha schon bei der Aufnahme „geschulte Bedienstete“ ein, ob der jeweilige Neuzugang gefährdet ist. Danach gebe es für jeden Häftling ein Gespräch, an dem Mitarbeiter des sozialpädagogischen und des psychologischen Dienstes der Anstalt teilnehmen. Es folge eine ärztliche Untersuchung durch den Allgemeinarzt oder Internisten und den Psychiater der Anstalt.

    Wie die JVA Leipzig hat auch die JVA Würzburg eine psychiatrische Abteilung. „Wenn die Fachleute zu dem Ergebnis kommen, dass der Untersuchungsgefangene suizidgefährdet ist, wird er in dieser Abteilung stationär aufgenommen“, sagt Zecha. Die Abteilung habe sowohl Krankenzimmer mit mehreren Betten als auch „Einzelhafträume“. Laut Zecha kann die JVA zusammen mit dem Anstaltspsychiater entscheiden, ob eine Kameraüberwachung des Gefangenen nötig ist.

    Zwar dürfen Untersuchungshäftlinge, anders als Strafgefangene, im Gefängnis private Kleidung tragen. Allerdings kann die Anstalt Häftlingen, bei denen Selbstmordgefahr besteht, „Kleidungsstücke vorenthalten“. Sie bekommen Sachen von der JVA, die sich nicht in Streifen zerlegen und zu Stricken knüpfen lassen. Damit soll verhindert werden, dass sie sich wie Dschaber al-Bakr am Fenstergitter erhängen.

    Untersuchungsgefangene haben laut Zecha „in der Regel Anspruch auf Einzelunterbringung“. Werde jemand allerdings nachts eingeliefert, wenn kein Zugangsgespräch stattfinden kann, lege man ihn für die erste Übernachtung „eher mit einem als zuverlässig geltenden“ Gefangenen zusammen, um die Suizidgefahr zu minimieren.

    Grundsätzlich beobachtet man laut Zecha in der JVA Würzburg die Gefangenen sehr genau, um schnell auf mögliche Selbstmordabsichten reagieren zu können. Die Bediensteten seien sensibilisiert und würden hellhörig, wenn sich Gefangene zum Beispiel von Gemeinschaftsaktivitäten wie Hofgang oder Sportmöglichkeiten zurückziehen. Gefährdete Häftlinge werden laut Zecha in die psychiatrische Abteilung verlegt.

    Auch nachts könne man auf Suizidversuche reagieren, sagt Zecha. Zwar sei von 22 bis 6 Uhr „Einschluss“. Aber es gebe Notruf-Einrichtungen auf den JVA-Abteilungen, Alarmknöpfe in allen Zellen und Streifen, die auf den Gängen unterwegs sind.

    Zecha war übrigens erst am Donnerstagmittag zu einem Gespräch mit der Redaktion bereit. Am Morgen hatte das Innenministerium den bayerischen JVA-Leitern offenbar einen „Maulkorb“ verpasst und sie gebeten, Pressevertreter mit ihren Fragen an die Pressestelle des Ministeriums zu verweisen. Dort waren nach Auskunft einer Mitarbeiterin aber „alle Pressesprecher in einer Besprechung“. Gegen Mittag hat das Ministerium den JVA-Leitern den „Maulkorb“ abgenommen.

    Die JVA Würzburg ist für 600 Gefangene ausgelegt. Rund 250 Bedienstete arbeiten hier. In der psychiatrischen Abteilung gibt es Betten für 40 Gefangene. Die JVA Leipzig hat Platz für 446 Gefangene; dort arbeiten 207 Bedienstete. Das sächsische JVA-Krankenhaus hat eine somatische und zwei psychiatrisch-psychotherapeutische Stationen mit 70 Betten.

    Suizide in Haftanstalten In Bayerns Justizvollzugsanstalten gab es in den vergangenen fünf Jahren jährlich zwischen sechs und 14 Suizidfälle. 2012 waren es 14, 2013 sechs, 2014 zehn, 2015 waren es 13 und 2016 sechs (Stand: 13.10.2016).

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