"Ich freue mich, dass wir mit diesem Konzept den wichtigen Schritt gehen und uns strategisch mit dem Thema 'smart city' oder besser gesagt 'smart wue' auseinandersetzen", schreibt Oberbürgermeister Christian Schuchardt im Vorwort eines ursprünglich mehr als 80-seitigen Dokuments. Wie bereits berichtet, arbeitet die Stadt mit dem Wirtschaftsbeirat, Wissenschaftlern und Unternehmen schon seit über zwei Jahren an diesem Konzept. Das Ziel sei es, digitale Angebote zu schaffen, um die Verwaltung einfacher und das Angebot für Bürger attraktiver zu gestalten. Zur offiziellen Vorstellung der Planungen im Februar konnten alle Beteiligten die Ideen nur anreißen. Im Detail sind sie kürzlich im Stadtrat vorgestellt worden.
Was ist eine "smarte" Stadt?
Die Herkunft des Begriffs „Smart City“ gehe zurück auf die rasante Entwicklung neuer Informations- und Kommunikations-Technologien, erklärt das Deutsches Institut für Urbanistik (difu). Eine genau Definition gebe es jedoch nicht. Wörtlich übersetzt bedeutet „smart“ so viel wie intelligent, clever oder auch geschickt. Eine Stadt ist laut Institut smart, wenn verschiedene Bereiche der Stadtentwicklung (Infrastruktur, Gebäude, Mobilität, Dienstleistungen oder Sicherheit) mit Hilfe moderner Technologien und Dienstleistungen vernetzt sind.
Was erhofft sich die Stadt davon?
Alle Maßnahmen haben laut Initiatoren des Würzburger Projekts den Anspruch, die Lebensqualität zu steigern. Das kann eine Verbesserung der Verkehrssituation sein oder eine Vereinfachung der Verwaltungsabläufe für Bürger.
Welche Projekte existieren schon?
Bürger müssen bei (einfach zu klärenden) Fragen schon jetzt nicht mehr unbedingt mit einem Mitarbeiter des Rathauses sprechen. Über die Website des Rathauses können sie einen sogenannten Chatbot (textbasiertes Dialogsystem) erreichen. Er beantwortet derzeit (simple) Fragen zum Tourismus oder zum Bürgerbüro, beispielsweise zu den Öffnungszeiten des Rathauses. Zu den existierenden Angeboten zählen beispielsweise auch die Kita-App, digitale Angebote der Stadtbücherei und das Car-Sharing. Diese Angebote sollen weiterentwickelt werden.
Welche Projekte sind beispielsweise in Arbeit?
Bis 2022 sollen alle Verwaltungsleistungen digital ablaufen, dafür hat die Stadt bereits 2008 eine elektronische Dokumentenablage mit der Einrichtung des Bürgerbüros eingeführt. Das "papierarme Büro" soll im Zuge des "Smart City"-Programmes noch stärker vorangetrieben werden. In Arbeit ist außerdem eine Website, die es Bürgern ermöglichen soll, sich bei Bürgerbeteiligungen einfacher zu vernetzen– beispielsweise durch Umfragen, interaktive Karten oder Diskussionsforen. Über eine sogenannte "Wünsch dir was-App"sollen Würzburger nicht nur Vorschläge über Projekte machen, sie können laut Stadt über ein Bewertungsverfahren auch abstimmen, welche Projekte sie gut finden und unterstützen wollen.
Ausgebaut werden sollen Laserscanner in der Stadt, die die Passantenfrequenz messen. Solch ein Gerät sei bereits an einem Bekleidungsgeschäft in der Innenstadt angebracht, weitere sollen folgen. Diese messen 24 Stunden pro Tag und sieben Tage die Woche. Die gesammelten Daten werden auf einer externen Website veröffentlicht – einsehbar sind sie allerdings nur mit einer Registrierung. Ein ausführlicher Artikel darüber folgt kommende Woche.
Was plant die Stadt für die Zukunft?
Eine gemeinsame App für Mobilität – inklusive ÖPNV, Car-Sharing, Leihrädern und Parkplatzangebot – soll die Bedienung aller mobilen Angebote in der Stadt vereinfachen. Denkbar ist laut Stadt neben der Fahrplanauskunft auch der Online-Ticketkauf, sowie die Buchung und Bezahlung der diversen "Sharing"-Angebote. Die Projektverantwortlichen erhoffen sich durch die App bessere Schnittstellen zwischen den verschiedenen Verkehrsangeboten. Außerdem möchte die Stadt einen neuen Info-Kanal über den Nachrichtendienst "Whatsapp" einrichten, der Neuigkeiten aus der Stadt direkt auf das Mobiltelefon schickt. Langfristig seien auch smarte Mülltonnen angedacht. Sie sollen automatisch den Füllstand melden und könnten dadurch zielgerichtet geleert werden.

Wie soll das alles umgesetzt werden?
Das Projekt wird in drei Phasen unterteilt. In den ersten beiden Phasen geht es der Stadt darum, Aktivitäten mit im Wesentlichen bereits vorhandenem Personal und Finanzmitteln weiterzuentwickeln. In Phase zwei werden dann auch externe Fachleute eingesetzt. In der dritten Phase wird ein offiziell zuständiges Team für die Koordination im Rathaus eingerichtet.
Was kostet das "Smart City"-Programm?
Die Kosten inklusive Personal bewegen sich von rund 110 000 Euro für das aktuelle Jahr bis auf rund 964 000 Euro im Jahr 2022. Der große Unterschied ergibt sich vor allem durch die Personalkosten der letzten Phasen des Projektes. Dafür werden extra Stellen eingerichtet. Dabei sind einige Kosten jedoch noch nicht aufgeführt. Diese seien im Moment nicht abschätzbar, geschweige denn kalkulierbar. "Nichts ist in diesem Prozess in Stein gemeißelt", heißt es im Konzeptpapier. Man müsse davon ausgehen, dass dieser Prozess kein konkretes, zeitlich definiertes Ende haben werde.
Wie ist der aktuelle Stand des Programms?
Das Konzept ist erst kürzlich im Stadtrat vorgestellt worden. Dieser stimmte einstimmig dafür. Nun muss das Konzeptpapier laut Klaus Walther, Fachbereichsleiter Wirtschaft, Wissenschaft und Standortmarketing bei der Stadt Würzburg in einem nächsten Schritt noch präziser ausgearbeitet werden. Das Ziel sei es, mögliche Fördergelder des Bundes und des Freistaates für die Umsetzung zu bekommen. Die Zeit dafür dränge, das Konzept muss laut Walther schon Mitte Mai eingereicht werden.
Das sagen Stadtratsmitglieder zum Konzept Grundsätzlich loben verschiedene Stadträte das Konzept. Kritische Stimmen gibt es aber auch. Eine Auswahl aus dem Hauptausschuss: Alexander Kolbow (SPD) kritisierte, dass die Verantwortlichen des Projekts den Nachrichtendienst "Whatsapp" nutzen wollen. Dieser ist wegen Datenpannen immer wieder in den Schlagzeilen gewesen. "Es wäre schön, wenn man die Würzburg App so aufbauen könnte, dass man soziale Medien nicht bespielen müsste". Raimund Binder (ÖDP) habe das Konzept einem IT-Fachmann vorgelegt und fragt sich, warum man erst in der dritten und damit letzten Phase des Programms die Bürgerbeteiligung starten lassen wolle. Das sei zu spät. Wolfgang Baumann (ZfW) kritisierte dies ebenfalls im Hauptausschuss. Zudem könne er nicht erkennen, inwieweit zum Beispiel die Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH (WVV) einbezogen ist, wenn es doch um die Digitalisierung des Nahverkehrs gehe. Für Kritik sorgten auch die Pläne für digitale Mülltonnen. Hans Werner Loew (SPD) gab zu bedenken: "Ob man damit in den Fördergeldwettbewerb gehen sollte?" Joachim Spatz (FDP) plädierte dafür, den digitalen Wandel ernst zu nehmen, auch wenn dafür schnelle Geldmittel nötig seien. "Wir haben schon ein paar Euro sinnloser ausgegeben". Das Dokument umfasst fast 80 Seiten, der Artikel beschreibt nur Auszüge.