Herr Ullrich, ist der Landkreis Würzburg ein „Solar-Kreis“?
Zunächst mal muss man zwischen Solarstrom und Solarwärme unterscheiden. Anlagen für Sonnenstrom sind besonders in den landwirtschaftlich geprägten Gebieten verbreitet, also im Ochsenfurter Gau, wo Scheunen und Bauernhäuser große Dachflächen bieten.
Solarwärmeanlagen gibt es inzwischen auf vielen Privat-Häusern in allen Orten, besonders aber in Stadtnähe und in Vorreiter-Gemeinden, wie es Rimpar durch die IGU ist.
Bauen sich also nur Ökofans Solaranlagen aufs Dach?
Das war am Anfang so. Jetzt tun es viele, die ihre Häuser sowieso sanieren. Mit Solarwärme kann man viel Geld sparen, mit Fotovoltaik auch welches verdienen.
Mit dem Zurückfahren der Einspeisevergütungen in diesem Jahr wird das aber weniger.
Einerseits sind die Preise für Solarmodule im vergangenen Jahr gesunken, was einen kleinen Sonnenenergie-Boom ausgelöst hat. Doch der wird von der Bundespolitik zum 1. Juli wieder ausgebremst.
Warum?
Die Einspeisevergütung für Solarstrom sinkt laut Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) jährlich zum 1. Januar um neun bis zehn Prozent. Doch dieses Jahr kommt zum 1. Juli eine Senkung der Vergütung von 16 Prozent hinzu – ein schwerer Dämpfer für die Solarenergie.
Viele regionale Unternehmen arbeiten schon in der Solarbranche. Was passiert mit denen?
Derzeit haben die Handwerker noch viel zu tun. Zum einen müssen sie mehr Aufträge als sonst abarbeiten. Ursprünglich sollte die Einspeisevergütung schon zum 1. April um 15 Prozent sinken. Jetzt geht sie zum 1. Juli um 16 Prozent runter. Viele Kunden wollen die noch gültige höhere Vergütung abgreifen – zumal die noch das gesamte Jahr 2010 und die folgenden 20 Jahre gilt. Für die Handwerker ist das Zeitfenster zum Einbau sehr klein – zumal sie wegen des kalten Winters bisher nicht auf die Dächer konnten, um ihre abgeschlossenen Verträge einzuhalten.
Was passiert nach dem 1. Juli?
Es wird zu einem Auftragsloch kommen, weil jeder Kunde schaut, wie sich die Preise für Solar entwickeln. Erst gegen Ende des Jahres wird es wieder mehr Aufträge geben, weil jeder sich noch die für dieses Jahr maximale Einspeisevergütung sichern will. Denn nächstes Jahr sinkt sie ja wieder um neun Prozent. Bei gleichen Preisen für Module bedeutet das weniger Gewinn für Betreiber.
Wie viele Firmen wären in der Region Würzburg vom Auftragsloch betroffen?
Schätzungsweise zehn große. Aber auch jeder Elektrofachbetrieb sowie Sanitär- und Heizungsinstallationsfirmen, die sich mit Sonnenenergie beschäftigen. Einige haben sich darauf spezialisiert, haben investiert und Personal eingestellt. Jetzt sind sie verunsichert.
Alle zwei Jahre findet in Rimpar die Solarmesse statt, diesmal in der Turnhalle „Neue Siedlung“. Was wird geboten?
Es sind alle erneuerbaren Energien vertreten. Es gibt eine Führung durch die Hackschnitzel-Heizzentrale der Nahwärmeversorgung, einen Vortrag über das DENA–Projekt zur Energetischen Sanierung der Matthias-Ehrenfried-Schule und viele interessante Stände. Auch der Film „Die 4. Revolution – Energy Autonomy“ wird gezeigt.
Die 8. Solarmesse zum 20. Geburtstag der IGU bietet neueste Informationen zu erneuerbaren Energien. Sie findet am 6. und 7. März, jeweils von 11 bis 17 Uhr in der Turnhalle „Neue Siedlung“ in Rimpar statt. Messe-Schwerpunkte sind: Fotovoltaik, Solarwärme, Holzheizungen, Blockheizkraftwerke, Wärmespeicher, solare Kleinanwendungen, Energieberatung, Wärmedämmsysteme, Wärmepumpen und Energiesparen im Haushalt. Mehr Infos unter
www.igu-rimpar.de