Rund um den Hof Egenburg soll mit einer Gesamtfläche von 92 Hektar einer der größten Solarparks Bayerns entstehen. Nicht nur wegen der Größe, sondern auch wegen der ungewöhnlichen Gestaltung der Anlage handelt es sich um ein außergewöhnliches Projekt. Entstehen soll es auf Ackerland, es grenzt über mehrere Kilometer an Wald und umschließt sogar ganze Waldstücke. Als Investor tritt das oberfränkische Unternehmen Südwerk Projektgesellschaft aus Burgkunstadt auf. Nun hat der Gemeinderat Kirchheim das Planungsverfahren für einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan und eine Änderung des Flächennutzungsplans auf den Weg gebracht. In den nächsten Schritten folgen die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit, der Behörden und Träger öffentlicher Belange.

Im Kirchheimer Rat stößt das Vorhaben auf eine breite Mehrheit. Die einzige Gegenstimme gab Robert Dürr (SPD) ab. Photovoltaik finde er sehr gut, aber nicht auf fruchtbarem Ackerland, begründete er seine Ablehnung und verwies auf eine kritische Einschätzung des Bayerischen Bauernverbands gegenüber Freiflächen-Anlagen auf früherem Ackerboden. Im Kirchheimer Rat war diese Frage bereits früher Thema. Der Rat hatte zum Jahresende 2021 eine "Konzeption zur Realisierung von Freiflächen-Photovoltaikanlage im Gemeindegebiet" entwickelt. Diese sieht als Grenzwert eine Bodengüte von unter 61 bei maximal 100 möglichen Punkten vor. Die Flächen rund um den Egenburger Hof liegen im Durchschnitt knapp unter dem Grenzwert. Es geht also um landwirtschaftliche Flächen, die von mittlerer bis guter Qualität sind.
Warum das Gebiet rund um den Egenburger Hof für einen Solarpark geeignet ist
Das Gesamtplanungsgebiet von 92 Hektar befindet sich am nordwestlichen Rand der Kirchheimer Gemarkung. Die Module sind auf 75 Hektar vorgesehen. Die geplante Gesamtleistung von 75 Millionen kWh reicht rechnerisch, um damit jedes Jahr etwa 21.000 Drei-Personen-Haushalte mit Strom zu versorgen. Die Planer gehen davon aus, dass das Projekt ohne staatliche Fördermittel auskommt. Nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) sind diese nur für ehemals versiegelte Areale, Konversionsflächen, Randstreifen an Auto- oder Eisbahnstrecken sowie ein "landwirtschaftlich benachteiligtes Gebiet" vorgesehen. In einer früheren Sitzung hatte der Vertreter der Südwerk, Thomas Jungkunz, angekündigt, dass der Spielraum für eine wirtschaftliche Gestaltung der Anlage gering ist.

Der Vorentwurf für den Bebauungsplan, den das Planungsbüro Team 4 aus Nürnberg erarbeitet hat, betrachtet die Fläche dennoch als geeignet. Das Fachbüro hat im nördlichen Bayern bereits zahlreiche Freiflächen-Anlagen auf den Weg gebracht. Der Vorentwurf verweist auf die geringe Einsehbarkeit der Anlage, die großflächige landwirtschaftliche Nutzung rund um den Egenburger Hof und eine mögliche ökologische Aufwertung der Flächen unter den bis zu fünf Meter hohen Modulen. Auch sieht der Entwurf "Vorbelastungen" des Gebiets durch den "räumlichen Zusammenhang von Infrastruktureinrichtungen". Genannt sind drei Windräder auf dem Rosenberg, die bestehende Photovoltaik-Anlage östlich des Planungsgebiets und die nahen Steinbrüche.
Kein monolithischer Block: So soll der Solarpark bei Kirchheim gestaltet werden
In der Sitzung stellte Landschaftsarchitekt Max Wehner die Planungen genauer vor. Trotz ihrer Größe solle die Anlage nicht wie ein monolithischer Block wirken, sondern sich in die Landschaft einfügen. Hierzu ist die Gesamtfläche in sechs Teilflächen aufgeteilt. Jede Teilfläche ist von einem Zaun umgeben, der nach unten für Niederwild offen gestaltet werden soll. Durchgängige Korridore für größere Tiere sind nicht vorgesehen. Insgesamt misst der Zaun mehrere Kilometer und erstreckt sich vielen Stellen entlang des Waldrandes. Dies war kein Thema in der Sitzung. Auf Nachfrage erklärte Bürgermeister Björn Jungbauer hierzu, dass hierfür die Stellungnahmen der Fachbehörden abzuwarten seien.

Die Artenschutzprüfung hat bereits stattgefunden. Für sechs Feldlerchenreviere entsteht eine 4,3 Hektar große Ausgleichsfläche angrenzend auf Schönfelder Gemarkung. Schwieriger sind die Planungen für einen Anschluss an das Stromnetz. Wie Thomas Jungkunz von Südwerk erläuterte, sind auf der Anlagenfläche 30 bis 40 Trafo-Häuschen nötig sowie ein mehrsträngiges Erdkabel bis zum Umspannwerk bei Stalldorf/Riedenheim, das um einen Trafo erweitert werden müsste.
"Raumwiderstände": Projektverantwortlicher überrascht, wie viele Wege versiegelt sind
Aufwendiger dürften sich die Gespräche mit den Eigentümern der Flurwege und das Abklären möglicher "Raumwiderstände" gestalten. "Wir waren schon etwas überrascht, wie viele Wege versiegelt sind", so Jungkunz. Auch die Gemeinde soll profitieren. Dies geschieht über die Gewerbesteuer, die erst nach etwa 15 Jahren ausgezahlt wird. Eine weitere Möglichkeit sieht seit kurzem das EEG vor: "Je wirtschaftlicher die Anlage, desto leichter ist es zu sagen, wir zahlen die möglichen 0,2 Cent", erklärte er. Bei 75 Millionen kWh geht es hier um einen Betrag von um die 150.000 Euro.

Von Seiten der Bürger ist bisher das Interesse an den Planungen gering – nur drei folgten der Sitzung. Es gebe kaum unmittelbar betroffene Bürger, da die Anlage vom Ort aus nicht einsehbar sei, vermutet Jungbauer. Am Egenburger Hof lebten neben den Eigentümern der zur Verpachtung vorgesehenen Grundstücke nur die Bewohner eines Mietshauses. Im Mitteilungsblatt sei das Vorhaben ausführlich vorgestellt worden.